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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Pädophilie von Priestern und streng Gläubigen

April 2003

Viel entscheidender als voreilige Gegenreaktionen gegen die Pädophilie wäre es, die faktischen Anliegen religiöser Erziehung in den Kirchen kritisch unter die Lupe zu nehmen, wie sie herkömmlich gängig sind. Sie lauten, grob gesprochen:

  • Menschen mit theologischen Kenntnissen voll stopfen bzw. ideologisieren statt personalisieren;
  • Menschen im "Glauben" religiös-geistig gleichschalten statt die Einmaligkeit menschlicher Gaben und Fähigkeiten entfalten;
  • Menschen theologisch vereinnahmen, als kirchliche "Anhänger" und "Proselythen", statt ihre Charismen zu entdecken, diese innerhalb von Gesellschaft und Kirche nutzen - über alles herkömmliche Ordnungsgehabe hinaus;
  • Menschen im "heiligen Gehorsam", "heiliger Unterordnung" durch "Treuegelöbnisse" drillen statt Eigenverantwortung stärken und Gewissensstärke fördern;
  • Menschen in die Hörigkeit und Untertänigkeit unter allzu oft selbsternannte Autoritäten stellen statt deutlich machen, was die "Freiheit der Kinder Gottes" konkret bedeutet und was an schöpferischen Initiativen daraus zu erwarten ist und erwartet wird;
  • Menschen in ein kaum reformfähiges kirchliches System hinein initiieren und sozialisieren statt zu Eigenmächtigkeit und eigener Autorität ermutigen;
  • Menschen auf hohe, kaum realisierbare Ideale verpflichten, was erfahrungsgemäß zu Unehrlichkeit, Unaufrichtigkeit, Schizophrenie und doppelter Moral führt, statt das Menschenmögliche jeweils konkret erforschen und entfalten;
  • Menschen mit hohen Ansprüchen konfrontieren statt sie bei zugegebenen Glaubensfragen, -zweifeln, -ängsten wirksam beraten und solidarisch begleiten.

Zugegeben: zu solchen Erfordernissen steht sich die Kirche selbst im Wege. Sie wurde seit Jahrhunderten derart dogmatisiert, juridisiert und theologisch hierarchisiert, daß das ursprünglich Frohmachende ihrer Botschaft in Langweiligkeit und Lethargie umgeschlagen ist. Das macht auch die "Krankheit der Kirche" aus - eine "Krankheit zum Tode". Sie wird immer bedrohlicher eine Kirche ohne Volk. Selbst krank, ist sie auch krank-machend. Im Sinne der Bergpredigt könnte man sogar sagen: "Selig sind, die darin nicht krank werden". Solange das System krank ist, werden alle bisher unternommenen und beabsichtigten Maßnahmen im Kampf gegen die Pädophilie nichts oder kaum etwas bewirken. Die Fragen stellen sich drängender als je zuvor: Welches waren die "religionspädagogischen" Maßnahmen Jesu? Wie ist er mit den Menschen umgegangen? Wie hat er ihnen bei allen Rückschlägen und Versagensgeschichten Hoffnungsperspektiven und realistische Zukunftsoptionen eröffnet? Wie hat er - statt graue Theorien von sich zu geben - stets helfend, wegweisend und "heilsam" aufs Leben konkreter Menschen Einfluß genommen? - Wenn heute überhaupt noch von einer Kirchenreform die Rede sein darf, dann muß bei solchen Fragen die Zukunft des Christentums noch einmal ganz neu beginnen.


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