www.fritz-koester.de
Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Sonntagsgedanken für den Alltag (3):
Kein Stein wird auf dem anderen bleiben.

(Nach Lk 21.5-19; Ev. v. 33.So.i.J.C)

Dezember 2010

Jeder von uns Zeitgenossen hat schon einmal vor einem prachtvollen Bau gestanden: vor einem Nationaldenkmal; vor einer Burg oder gotischen Kathedrale; vor einer schmuckvollen Barockkirche; oder vor seiner eigenen liebgewordenen Heimatkirche... Man stelle sich vor: während des Staunens und der Bewunderung über deren Innen- und Außenausstattung kommt jemand und sagt: Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben! Alles wird zerstört werden! Wie würde man darauf reagieren? Mit Empörung? Mit Widerwillen? Mit Ärger und Feindseligkeit?

Das Evangelium schildert eine ähnliche Situation. Die Leute staunen über den Prachttempel in Jerusalem, geschmückt mit schönen Steinen und Weihegeschenken. Die Auskunft Jesu: Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben; alles wird niedergerissen! – Tatsächlich ist der Tempel 70 Jahre später dem Erdboden gleichgemacht worden. Jesus prophezeit noch andere Ereignisse. Er spricht von den falschen Propheten, die überall "Heilsbotschaften" verkünden; von Seuchen und Hungersnöten; von schrecklichen Dingen und gewaltigen Zeichen am Himmel; von Kriegen und Aufständen: "Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere"... Auch in den Familien wird es turbulent zugehen. Eltern, Brüder, Verwandte und Freunde werden nicht zurückstehen, wenn es darum geht, Christen, die es ernst meinen, zu verfolgen und ins Gefängnis zu werfen...

Was im Evangelium geschildert wird – Vieles davon ist bereits Wirklichkeit geworden. Die Medien berichten täglich darüber. Besonders grausam ist es zu sehen, was Menschen – wie wilde Tiere – anderen Menschen antun. In Kriegen werden täglich Hunderte ermordet, vergewaltigt, zu Tode gefoltert. Während der beiden Weltkriege waren es Millionen, die sogar in die Gaskammern getrieben wurden. Angesichts unzähliger Verbrechen konnte Dieter Lattmann in seinem Roman "Die Brüder" (1986) schreiben: "Ich glaube nicht, dass Gott es einmal sein wird, der uns Menschen auslöscht. Die Menschheit selber wird es sein, die sich aus Hass, Begierde und Neid zugrunde richtet".

Jesus hat die turbulenten Weltereignisse als Voranzeichen für die Endzeit verkündet. Denn die Welt als Welt wird einmal ein Ende haben. Damit wollte er die Menschheit nicht in Angst und Schrecken versetzen. Er wollte bestimmte Ereignisse nicht als "Strafgerichte Gottes" deklarieren, wie es Vertreter von Kirchen und Sekten allzu oft getan haben und tun. Wenn Jesus das Ende und dessen bedrohliche Anzeichen voraussagt, dann will er nichts anderes als Menschen zur Besinnung und zum Nachdenken bringen. Das ziemlich eindringlich, indem er realistisch darauf hinweist, dass die Menschen seit der Zeit des Noah dieselben geblieben sind. Sie essen, trinken, tanzen und feiern. Sie wollen nicht wahr haben, dass die Flut steigt, die alle und alles zu vernichten droht.

"Bleibt standhaft und ihr werdet das Leben gewinnen", heißt es zum Schluss. Standhaft bleiben im Glauben und in der Nachfolge Jesu! Standhaft an die Worte und Taten Jesu glauben, sie weitersagen und tun! Jesus rät dazu. Dabei wird den Ausharrenden auf unverhoffte Weise Leben und Stärke geschenkt.


Letzte SeitenÄnderung: 02.03.2011.
Bitte beachten Sie meine Nutzungsbedingungen.