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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Zum Beitrag über den christlichen Antisemitismus seit Jahrhunderten

15.3.96: Zu CiG 19/96,79 und 11/96,83f

Der Beitrag über den christlichen Antisemitismus seit Jahrhunderten, der durch viele andere, allgemein bekannt gewordene, aber wenig aufgearbeitete Versagens-Geschichten ergänzt werden könnte; über "Fernsehen und Liturgie" wie der Beitrag über das "Warum?" der Abstinenz vieler junger, vor allem auch gebildeter und informierter Menschen von den Kirchen zeigen das dauernde Interesse Ihrer Zeitschrift an "Situations-Analyse" und "Krisen-Bewältigung".

Meine Erfahrung mit unzähligen Gruppen von Jung und Alt sagen mir: hätte die Kirche seit Jahrhunderten annähernd soviel Kraft, Intelligenz, Energie und schöpferische Initiativen für die Entwicklung situations- und zeitbedingter Lebensstile und Lebensformen entfaltet, wie für das Definieren, Formulieren und Verteidigen von sog. "Glaubenssätzen" - ihr Zeugnis könnte sich auf andere Weise auch auf Zukunft hin sehen lassen. De facto sind ihre Lehr-Sätze für viele heute zu Leer-Formen und leeren Hülsen geworden.

Zudem haben sie die Menschheit noch mehr gespalten und entzweit, als sie es ohnehin schon ist. Ein Paradigmenwechsel ist höchst notwendig geworden: vom Lehr-Denken weg zu menschennahen Formen des Gesprächs- und Umgangsstils, in denen zur Sprache gebracht werden kann, was jeweilige Zeitgenossen bewegt und bedrängt: ihre Ängste und Sehnsüchte, ihre Hoffnungen und Zweifel, ihre Schuldgefühle und uneingestandenen Wünsche. Dabei geht es wohl weniger darum, daß "Kirche" (wer ist das eigentlich?) anspricht, als vielmehr darum, daß Menschen selbst das Sprechen in ihr lernen. Eine Gemeinschaft, die Menschen Wege zu sich selbst eröffnet, kann auch Wege zu Gott eröffnen. Wird die erste Aufgabe nicht geleistet, bleibt auch die zweite ungelöst. Solches trifft nicht nur auf den Religionsunterricht zu, sondern muß auch in Gottesdiensten und Gemeinden tragend zum Zuge kommen.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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