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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

zu: Die "Erosion der Gnadenanstalt"

Publik Forum 4/1999, 40f

Die "Erosion der Gnadenanstalt" zeigt religionssoziologisch noch einmal andere Perspektiven dessen auf, was ich pastoraltheologisch früher in "Kirche im Koma?" beschrieben habe. Bei beiden stellt sich die Frage an Kirche und Theologie: "Angebotskirche - was nun?" Riten, Symbole und Sakramente als Passage- und Lebenswende- feiern anzubieten - das kann es auf Dauer ja wohl nicht sein. Riten und Symbole bedürfen der klar formulierten, für Menschen verständlichen, aber auch lebens-verbindlichen Inhaltlichkeit. Die katholische Versuchung ist dabei groß, diese mit der "Lehre der Kirche" als identisch zu erklären - eine Kirchenlehre, die zweifellos und zu einem guten Teil die gähnende Kirchenleere mitzuverantworten hat und weiterhin mitverursachen wird. Logisch und konsequent wäre das "Zurück zu den Quellen", die Rückkehr zu der Denk- und Handlungsweise Jesu. Aber dazu ist seit Johannes XXIII. und dem Konzil wenig Neigung zu verspüren. Es würde die Erosion der herkömmlichen Gnadenanstalt eher beschleunigen als bremsen. Außerdem erscheint dieser Ansatz als "zu protestantisch", wobei übersehen wird, daß auch die Protestanten in ihrer Entstehungsphase bereits in theologischen Grabenkämpfen stecken geblieben sind. So wird es wohl das herausragende geschichtliche Paradox des kommenden Jahrhunderts sein, daß die Gestalt Jesu die zentrale Herausforderung sein wird sogar für die Kirchen, die ihn dauernd verkünden - allerdings konfessionell frisiert und zurechtgemacht. Sich dieser Herausforderung stellen, dürfte Zukunft ermöglichen. Sie durch alle mögliche trickreiche Gedankenakrobatik zu verdrängen, würde heißen: Die Mitdenkenden werden weiterhin Abschied nehmen. Es bleiben nur die Lämmer und Schafe.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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