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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Zu CIG 36/01,304: Mut zur Reform.

06.Sept. 2001

Was G. Lange da über den priesterlosen Gottesdienst In Nordholland schreibt, habe ich hundertfach erlebt. Vor allem in Afrika und Lateinamerika waren und sind solche Gottesdienste an der Tagesordnung. Neulich sagte mir ein deutscher Missionar aus Zaire: seit 30 Jahren kenne ich es kaum anders, daß lebenserfahrene und lebenskundige Laien die Gemeinden leiten, betreuen, deren Gottesdienste gestalten. Leider gibt es seit einigen Jahren mehr Priesternachwuchs. Diese - im herkömmlichen Sinne - mit hoher akademischer Theologie Indoktrinierten und mit der Waffe des Kirchenrechts Gerüsteten kommen nun als "Kultspezialisten". Die Lebensnähe und das Lebenserfahrene herkömmlicher Gläubigkeit geht dabei auf bedrohliche Weise verloren. Das Resultat ist das Abdriften Tausender in "freie Kirchen" und Sekten.

Ich bin auch der Meinung, daß "Kirche" sich endlich dazu aufraffen sollte, vertrauensvollen und bewährten Männern und Frauen die Priesterweihe zu erteilen. Aber würde damit nicht auch einer neuen Klerikalisierung Vorschub geleistet? Warum denken wir so wenig darüber nach, daß Gott in sehr vielfältigen Formen von Gottesdienst gnadenhaft anwesend und wirksam sein kann (was dem Eucharistieverständnis nicht schaden würde)? Warum schleppen wird dauernd ein Gottesbild mit uns herum, daß sein Wirken und Handeln "am dichtesten" durch priesterliche Wandlungsworte möglich macht? Der "umfassendere Gott", durch amtliche und klerikale Prämissen so an die Kette gelegt - wer kauft uns das heute noch ab?

Meine 40-jährige pastorale Erfahrung hat mir gezeigt, daß Gott im Leben einfacher Männer und Frauen, in Ehen und Familien, in Gruppen und Zusammenkünften sehr präsent sein kann. Ich habe gelernt, vor vielen von ihnen den Hut mehr zu ziehen als vor manchen gescheiten Theologen, Bischöfen und Priestern. Wo der Gott der Schöpfung und Erlösung sehr vielfältig das Leben von Menschen zu bestimmen vermag - warum findet dies keinen Ausdruck in vielfältigen Gottesdienstformen, ohne die Vorschrift an den lieben Gott, er habe hier mehr anwesend zu sein als anderswo? Der "Mut zur Reform" müßte bei solchen Fragen beginnen, hat bei solchen Fragen nur eine Chance.


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