Gratis Info-Brief
Sie möchten regelmäßig über neue Beiträge auf meiner Webseite informiert werden?
Dann abonnieren Sie einfach meinen
Info-Brief...
|
|
Wunder als Erweise von Gottes Macht
Fünfter Sonntag im Jahr (B) (Mk 1.29-39), 2003
Zielsatz: Nur im Glauben an den Einen Gott kann
jemand Wunder für möglich halten.
1. Wunder sind aus der Mode gekommen.
In dem Roman von Bruce Marshall "Das Wunder des Malachias" ist
der Satz zu lesen: "Wunder sind aus der Mode gekommen. Würde
eines Tages im Schlafzimmer Seiner Eminenz ein Wunder geschehen
- Seine Eminenz täte alles, um diesen ungewöhnlichen Vorfall vor
aller Öffentlichkeit zu vertuschen".
Vielleicht drückt dieser Satz am besten die Wunderskepsis aus,
die es bei vielen modernen Menschen, auch Christenmenschen,
gibt. Wie kann man wirklich glauben, dass Jesus - wie es im
heutigen Evangelium heißt - die Schwiegermutter des Simon vom
Fieber befreite; dass er vielen Kranken und Besessenen ihre
Leiden nahm; dass er Dämonen austrieb und auf diese Weise
Gläubige, Zweifler, Suchende, Wundersüchtige und
Sensationshungrige in seinen Bann zog? Ist nicht - so kritische
Stimmen - jeder Wunderglaube Ausdruck eines Realitätsverlustes,
einer frommen Naivität? Kehren Wundergläubige nicht im Grunde zu
archaischen Religionsformen zurück, in die Nähe von Magie und
Zauberei?
Auch dem Evangelium sind skeptische Reaktionen nicht fremd.
Viele Stellen im NT erzählen, dass Jesus von seinen distanziert
interessierten Gegnern wiederholt aufgefordert wurde, "Zeichen
vom Himmel" zu wirken. Die Gründe für diese Aufforderung mögen
vielfältig gewesen sein. Offiziell suchten sie in solchen
Zeichen Kriterien. Diese sollten es ihnen erlauben, zwischen
wahrer und falscher Prophetie zu unterscheiden. Unterschwellig
mögen Neugierde und Wundersucht eine Rolle gespielt haben. Oder
auch der Wille, Jesus bloß zu stellen und Anlässe für
Nachstellungen gegen ihn zu finden.
Jesus weist ihre Ansinnen kompromisslos zurück. Sogar noch am
Ende, als er bereits am Kreuz hing und seine Widersacher ihn
aufforderten, sich selbst zu helfen, tat er es nicht. Deren
Argument: "Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht
helfen" (Mk 15.31). Sie müssen feststellen: Jesus lässt sich
auch hier auf kein erwartetes Wunder ein, obwohl es zu seinem
Vorteil bzw. zu seiner Errettung vom Kreuz hätte führen können.
Er hätte in diesen seinen letzten Stunden vor aller Augen seinen
prophetischen Anspruch beglaubigen können. Aber Jesus hilft sich
nicht. So nützten ihm seine früheren Wunder, die zunächst das
Interesse an seiner Person und seiner Botschaft geweckt hatten,
am Ende auch nicht mehr.
2. Wunder als machtvolle Zeichen der nahekommmenden
Gottesherrschaft.
Wenn Jesus sich in vielen Situationen geweigert hat, Wunder zu
wirken, so wollte er sich offensichtlich keinem Zwang und keiner
Nötigung unterwerfen. Es ging ihm wohl auch nicht darum, eine
ausgeprägte Propaganda für sein Evangelium zu entfalten oder um
von seinen Zeitgenossen eine persönliche Legitimation zu
erhalten. Diese besaß er allein von Gott. Als solcher wirkte er
Wunder, wenn Bitten um Heilung an ihn herangetragen wurden. Er
zeigte ein offenes Ohr für körperliche, psychische, soziale und
religiöse Gebrechen.
Als Jesus einmal gefragt wurde, ob er der Messias sei,
antwortete er nicht direkt, sondern indirekt. Er verweist auf
das, was er tut oder zu tun beabsichtigt: "Blinde sehen, Lahme
gehen, Aussätzige werden ein, Taube hören, Tote werden
auferweckt und den Armen wird das Evangelium verkündet" (Mt
11.5; Lk 7.18-23). Seine Wundertaten sind nicht deckungsgleich
mit den menschlichen Erwartungen, die man an einen Retter
knüpft; auch nicht mit der Vorstellung von einem Messias, wie
sie damals verbreitet war. Er heilte nicht alle Krankheiten. Die
Wunder, die er wirkte, waren stellvertretend für die vielen, die
bedürftig blieben. Das Heilen und Lebendigmachen der kranken und
unerlösten Welt und Menschheit wurden zum Fanal einer neuen
Schöpfung, in der alles gut wird. Die Wunder wurden Bilder des
Heiles für die Neugeburt des Gottesvolkes, Anzeichen einer
erlösten und vollendeten Welt.
Insofern sind die Taten Jesu Antworten auf die Vision Israels
vom kommenden Gottesreich. In dieser Vision werden Wunder und
Zeichen für die Endzeit angekündigt. In einem Qumran-Text heißt
es:"Glorreiche Dinge, die noch nie dagewesen sind, wird der Herr
tun, wie er es gesagt hat. Dann heilt er Durchbohrte und macht
Tote lebendig, und Armen verkündet er Gutes".
Jesus nimmt durch seine Wunder prophetische Verheißungen, die
sich auf das Ende der Welt beziehen, voraus. Daß durch ihn
bereits eschatologische Zeichen geschehen, irritiert viele
seiner jüdischen Zeitgenossen, statt sie im Glauben an Jesus zu
bestärken. Deshalb mußte er wohl auch äußerlich und
innergeschichtlich scheitern. Er erfüllte zwar die Hoffnungen
Israels, aber auf eine ungeahnte und unvorhergesehene Weise. Was
auf Zukunft hin gedacht und erhofft wurde, fand in den Wundern
Jesu bereits eine ungerechtfertigte Vorwegnahme. Wie konnte man
an einen glauben, der sich selbst nicht zu helfen vermochte...?
Erst nach Jesu Tod und Auferstehung konnten sich seine Wunder
als Erweis von Gottes Kraft und Macht erweisen. Die Wunder, die
er gewirkt hatte, konnten nur von einem sein, der als Gottessohn
im Auftrag und in der Sendung Gottes selbst in die Welt gekommen
war, um dieser einen neuen Anfang zu setzen. An die Wunder Jesu
glauben konnte schließlich nur derjenige, der zum Glauben an den
Einen Gott gefunden hatte - an einen Gott, der als Schöpfer und
Erlöser schon in der Jetzt-Zeit begonnen hatte, seine Ziele zu
verwirklichen.
|