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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Papst gesucht

Gesucht: Johannes XXIV (1.Auflage)
Papst gesucht (2. Auflage)
Broschiert - 198 Seiten - Knecht, Frankfurt,
Erscheinungsdatum: 1998, ISBN: 378200793X

Das Papsttum ist ein heiß diskutiertes Thema geworden. Besonders in den Ökumenebestrebungen christlicher Konfessionen. Während die einen von ihnen (seit Luther) die Grenzen des Papsttums überbetonen, so die anderen dessen Größe. Heute sind viele auf "Ausgleich" und "Sachlichkeit" bedacht. Dabei darf nicht vergessen werden, dass auch die Bibel schon voll von gegensätzlichen Perspektiven über Größe und Grenzen ist, wo es um das Petrusamt geht. Die Größe des Petrus betont Math., der vom "Felsen" spricht, auf dem Christus seine Kirche gründet (16,13-20). Auf dem Berg Tabor, dem Ort der Verklärung, ist Petrus auch der erste, der die Hütten zu bauen vorschlägt (Lk. 9,28-36). Beim Wandel auf dem See verweist er auf den, der in größter Gefahr zu retten vermag (Mt. 14,22-33). Die Größe des Petrus zeigt sich immer da, wo er auf den "Messias" hinweist; wo er das Substantielle dessen zur Sprache bringt, was Jesus gesagt und getan hat.

Die Bibel spricht aber auch mit großer Ehrlichkeit und Offenheit die Grenzen und Schwächen des Petrus an. Am Karfreitag erweist er sich als Feigling gegenüber einer Magd, die ihn als "Jünger Jesu" erkennt; auch am Ostermorgen gehört er zu dem Ängstlichen und Zurückgezogenen, als die Frauen zum Grabe gehen. Jesus nennt ihn einmal einen "Satan", weil er die Wege Gottes nicht erkennt (Mt. 16,21-23). Und Paulus widerspricht ihm ins Angesicht, weil er nicht dem Evangelium gemäß redet und handelt, sich feige an den Beschlüssen des Konzils von Jerusalem vorbei drückt (Gal. 2,14).

Warum spricht das Evangelium so ehrlich über Größe und Grenzen des Papsttums? Will es davor warnen, dass Christen sich zu sehr auf die Heiligkeit und Unfehlbarkeit eines Einzelnen verlassen? Will es darauf hinweisen, dass nur die Versammlung der Christen als Ganze sich "unfehlbar" auf den Beistand des heiligen Geistes verlassen kann?

Tatsächlich gibt es in der Geschichte des Papsttums Größe und Grenzen. Die Größe wurde immer dann erreicht, wenn Päpste sich auf das Zentrale und Substantielle der Botschaft Jesu konzentrierten. Die Grenzen zeigten sich immer dann sehr deutlich, wenn sie sich von persönlichen Ambitionen zu Macht und Monarchie leiten ließen; wenn sie sich zu sehr zu Koalitionen und Konkordaten mit (wirtschaftlich, politisch und finanziell) Machtbesessenen dieser Welt bereit erklärten; wenn ihnen der "politische Primat" wichtiger wurde als der geistliche und evangeliumsgemäße.

Johannes XXIII ist zweifellos einer der größten dieses Jahrhunderts. Im "Zurück zu den Quellen" hat er den päpstlichen Versuchungen zu Macht und Überheblichkeit widerstanden. Dabei war er nicht einmal "progressiv". Er zählte eher zu den "Konservativen". Aber was ihn groß gemacht hat, war das unvoreingenommene Hinhorchen auf die Wege Gottes mit uns Menschen und mit der Menschheit überhaupt. In den "Zeichen der Zeit" hörte er die Stimme Gottes, auf die es zu reagieren galt - über Traditionen und Konventionen hinweg. Er hat die Menschen mit ihren Gaben, Fähigkeiten, Charismen mobilisiert, ernst genommen, in alle Überlegungen und Maßnahmen mit eingespannt, um so die gesamte Christenheit fähig zu machen für neue Wege in unserer Zeit.

Johannes XXIII ist ein Prophet für die Kirche geworden. Nur kurze Zeit im Amt, hat er durch Konzil und Synoden weltweit verhärtete Positionen aufgebrochen. Ihm blieb aber auch - vorerst - das Schicksal vieler Propheten nicht erspart. Es folgten ihm allzu viele "Bremser" und "Verhärtete im Guten" (Thomas von Aquin), die nicht kapieren, worauf es für heute und morgen ankommt. Umso weniger dürfen dieser Papst und seine Anliegen in Vergessenheit geraten.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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