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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Bericht aus Hirzenach - dem "Ende der Welt".

08.01.1998

Es ist gar nicht so leicht, in kurzen Sätzen einen "Bericht" zu schreiben. Wer interessiert sich schon ernstlich dafür? Wer wird ihn später lesen - bei so viel Eigenbeschäftigung? Nun, Pastoraltheologie treiben kann man eigentlich nur, wenn man ständig "am Ball bleibt" und mitzubekommen versucht, was sich "an der Basis" alles tut. Aushilfen mal hier und mal dort können kein Ersatz für ständige Präsenz sein, die davor bewahrt, immer wieder neue Theorien zu entwickeln. Und Theoretiker wissen ja immer, wie es geht? Und dann geht es doch nicht....

Daß der Wind von Seiten der modernen Gesellschaft den Gemeinden immer schärfer ins Gesicht bläst, braucht nicht erwähnt zu werden. Daß es innerkirchlich auch nicht leichter geworden ist, hat neulich die "Herder Korrespondenz" beschrieben: die letzten 50 Jahre böten eine "Dokumentation vertaner Chancen".

Über dieses und vieles andere habe ich mich in den letzten Jahren ja reichlich geäußert. Neulich traf ich in einer deutschen Stadt zufällig einen Mitbruder, der es immer sehr gut mit mir gemeint hat. Im Gespräch dachte er laut: Eines meiner Bücher sei ja wohl ein "Fehltritt" gewesen. Er hatte es nicht gelesen - aber ein Fehltritt war es eben doch. So wollte es das Gerücht.

Durch solche "Fehltritte" ist meine Gemeinde allerdings seit Jahren mächtig gewachsen. Sie geht weit über Hirzenach und die Hochschule hinaus. Sie führt mich in viele Städte auch außerhalb Deutschlands. Wenn ich mit meinen angeblich "provokativen" Themen und Thesen durch die Lande ziehe, finde ich bei den meisten (weil die anderen gar nicht erst kommen) große Zustimmung, bei manchen Ablehnung (ich erlebe sie als eine Partei von geistig Seßhaften bzw. Eingesessenen und laut Thomas von Aquin "im Guten Verhärteten"); bei vielen auch "Schweigen im Walde". Bei denen denke ich oft: "Warte nur, balde ruhest Du auch!" In einer Zeit großer Umbrüche ist das "Schweigen im Walde" wohl das beschämendste. Oft spüre ich aber auch große Angst dahinter - sogar ganz "oben" in der Kirche. Denn wer möchte schon seine Stimme gegen den offiziellen Trend erheben, obwohl es laut Bischof Stecher und einigen anderen sehr nötig wäre - bei so viel "fortlaufendem Erfolg", wie mir immer wieder gesagt wird, trotz massiver kirchlicher "Angebote" und ausgebuchtem Terminkalender.

Die Verlagsgruppe Herder-Knecht will in diesem und im nächsten Jahr meine neu aufgelegten Bücher, die ja energisch das Konzept einer "Nachfolge-Pastoral" vertreten, verstärkt auf den Markt bringen. So fehlt es also nicht an Arbeit, auch nicht an Auseinandersetzung. Das Leben in den Wogen des Meeres und in stürmischer See macht einen zu einem "rauhen Seebären", aber mit sehr wenig Verbitterung und Resignation - Eigenschaften, die mir gern unterstellt werden. Bei denen habe ich es wieder mit einer "Partei" zu tun. Ich möchte sie die "Partei der ruhigen Gewissen" nennen. Sie möchte sich auf keinen Fall durch beunruhigende Fragen aus der Ruhe bringen lassen. Bei denen habe ich manchmal den Verdacht, daß es sich um "religiöse Kurpfuscher" handeln könnte: sie loben die gesunden Organe, eine seriöse Diagnose lehnen sie ab. Dazu singen sie gerne "Halleluja". Und finden eine Zeitlang sogar Mit-Singer. Wenn es zu viele davon gibt, entsteht schnell die "Dokumentation vertaner Chancen". Vielleicht ist dies meine schmerzlichste Erfahrung. Der "Kirche" als einer anonymen Größe könnte ich sie noch leicht verzeihen, den Orden aber nicht.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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