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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Bericht aus Hirzenach

31.01.2001

Alle drei Jahre dürfen Mitbrüder auf Einzelstationen auch einen Bericht schreiben. Obwohl so selten, kommt es mir doch vor, als müßte ich mich wiederholen - zum Gähnen und zur Langeweile potentieller Leser. In Hirzenach wird getauft und gefirmt, gepredigt und gebetet, verheiratet und geschieden, getrauert und getanzt. Es gibt Tief- und Höhepunkte. Manchmal nimmt sogar "Öffentlichkeit" daran teil. So zum Beispiel, als ich im letzten Sommer die bekannte Fernsehmoderatorin Maria von Welser ("Mona Lisa", "Mit mir nicht", neuerdings ZdF-Chefin in London) in die Kirche aufgenommen und gefirmt habe.

Im Ganzen muß ich sagen, daß meine "Residenzpflicht" (die ich als Nicht-Pfarrer ohnehin nicht habe) nicht besonders ausgeprägt ist. Meistens bin ich unterwegs: zu Vorträgen, Tagungen und Akademien. Die Themen, die mir zum größten Teil von Laienorganisationen und -verbänden vorgegeben werden, machen mich immer wieder auf Entwicklungen, Fragen und Probleme aufmerksam - auf das, was "Laien" im Leben so beschäftigt. Dann denke ich manchmal: wenn wir etwas weniger "vorprogrammiert" bzw. "ideologisch" wären, kämen wir als Kirche vielleicht eher an die Leute mit ihren sehr "pluralen" Lebenserfahrungen heran. De facto ist es aber oft so: Wenn die Wirklichkeit nicht mit unserer Ideologie übereinstimmt, umso schlimmer für die Wirklichkeit...

Neulich interessierte sich ein Kongreß für ein ungewöhnliches Thema: "Zwischen Verbalismus und ethischem Handeln. Wie aus Worthülsen Verbindlichkeit wachsen kann". Der Duktus - gerade im Blick auf kritischere Zeitgenossen - soll sein: Wie kommen wir heraus aus dem ewigen Gerede über Werte, Ideale, Ziele? Wie gelingt es, in kleinen Maßnahmen zu etwas mehr Verwirklichung zu gelangen? Ein profilierter Laie sagte mir: "Das Christentum bedarf heute keiner großen Worte und Gesten mehr, sondern der vielen kleinen machbaren Schritte". Die handfesten gezielten kleinen Schritte scheinen die großen Sorgen zu werden, um den wachsenden Banalitäten in heutigen Gesellschaften entgegen zu wirken.

In den nächsten Wochen kommt mein Buch auf den Markt und ins Internet: "Christentum auf dem Prüfstand. Der Lehren sind genug verkündet. Jesu Aufforderung zum ´wahren Leben´".- Es waren auch wieder "Laien", die mir bei der Formulierung geholfen haben. Manchmal denke ich: die Laien sollen viel vom Klerus lernen. Was lernt der Klerus von den Laien?

Dann gibt es in Hirzenach noch die Zentrale von SOLWODI. Für mich ist es ein Rätsel, wie in fünfzehn Jahren aus einer kleinen "Graswurzel-Initiative" ein weltweites Interesse werden konnte. "Engagierte" finden sich in allen Parteien, Konfessionen, Weltanschauungen. In den USA redet man genauso darüber wie in Europa. Man kann also auch etwas Zukunftsträchtiges tun. Jemand sagte einmal: Wir brauchen dafür "Rutengänger", die die Grundwasser des Lebens finden. So gibt es Gott-sei-Dank viel Hoffnungsvolles auf christlichem Nährboden; Vieles kommt allerdings aus seinem Vor-Gestern nicht heraus.


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