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Bericht aus Hirzenach
31.01.2001
Alle drei Jahre dürfen Mitbrüder auf Einzelstationen auch
einen Bericht schreiben. Obwohl so selten, kommt es mir doch
vor, als müßte ich mich wiederholen - zum Gähnen und zur
Langeweile potentieller Leser. In Hirzenach wird getauft und
gefirmt, gepredigt und gebetet, verheiratet und geschieden,
getrauert und getanzt. Es gibt Tief- und Höhepunkte. Manchmal
nimmt sogar "Öffentlichkeit" daran teil. So zum Beispiel, als
ich im letzten Sommer die bekannte Fernsehmoderatorin Maria von
Welser ("Mona Lisa", "Mit mir nicht", neuerdings ZdF-Chefin in
London) in die Kirche aufgenommen und gefirmt habe.
Im Ganzen muß ich sagen, daß meine "Residenzpflicht" (die ich
als Nicht-Pfarrer ohnehin nicht habe) nicht besonders ausgeprägt
ist. Meistens bin ich unterwegs: zu Vorträgen, Tagungen und
Akademien. Die Themen, die mir zum größten Teil von
Laienorganisationen und -verbänden vorgegeben werden, machen
mich immer wieder auf Entwicklungen, Fragen und Probleme
aufmerksam - auf das, was "Laien" im Leben so beschäftigt. Dann
denke ich manchmal: wenn wir etwas weniger "vorprogrammiert"
bzw. "ideologisch" wären, kämen wir als Kirche vielleicht eher
an die Leute mit ihren sehr "pluralen" Lebenserfahrungen heran.
De facto ist es aber oft so: Wenn die Wirklichkeit nicht mit
unserer Ideologie übereinstimmt, umso schlimmer für die
Wirklichkeit...
Neulich interessierte sich ein Kongreß für ein ungewöhnliches
Thema: "Zwischen Verbalismus und ethischem Handeln. Wie aus
Worthülsen Verbindlichkeit wachsen kann". Der Duktus - gerade im
Blick auf kritischere Zeitgenossen - soll sein: Wie kommen wir
heraus aus dem ewigen Gerede über Werte, Ideale, Ziele? Wie
gelingt es, in kleinen Maßnahmen zu etwas mehr Verwirklichung zu
gelangen? Ein profilierter Laie sagte mir: "Das Christentum
bedarf heute keiner großen Worte und Gesten mehr, sondern der
vielen kleinen machbaren Schritte". Die handfesten gezielten
kleinen Schritte scheinen die großen Sorgen zu werden, um den
wachsenden Banalitäten in heutigen Gesellschaften entgegen zu
wirken.
In den nächsten Wochen kommt mein Buch auf den Markt und ins
Internet: "Christentum auf dem Prüfstand. Der Lehren sind genug
verkündet. Jesu Aufforderung zum ´wahren Leben´".- Es waren auch
wieder "Laien", die mir bei der Formulierung geholfen haben.
Manchmal denke ich: die Laien sollen viel vom Klerus lernen. Was
lernt der Klerus von den Laien?
Dann gibt es in Hirzenach noch die Zentrale von SOLWODI. Für
mich ist es ein Rätsel, wie in fünfzehn Jahren aus einer kleinen
"Graswurzel-Initiative" ein weltweites Interesse werden konnte.
"Engagierte" finden sich in allen Parteien, Konfessionen,
Weltanschauungen. In den USA redet man genauso darüber wie in
Europa. Man kann also auch etwas Zukunftsträchtiges tun. Jemand
sagte einmal: Wir brauchen dafür "Rutengänger", die die
Grundwasser des Lebens finden. So gibt es Gott-sei-Dank viel
Hoffnungsvolles auf christlichem Nährboden; Vieles kommt
allerdings aus seinem Vor-Gestern nicht heraus.
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