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Das Papsttum, seine Größe und seine Grenzen
undatiert
- Die Größe des Papsttums liegt in seinem ureigenen Auftrag, das Wirken
Gottes in der Lebensgeschichte von Menschen und in der
Menschheitsgeschichte überhaupt zu erspüren und ihm Raum zu geben, also
das "Gottesgerücht" wachzuhalten, das dem Menschen eigene Suchen und
Fragen nach dem Sinn des Lebens "jetzt" und "danach". - Damit ist auch die
große Versuchung gegeben, Menschen zu ihrem Heil zu zwingen, Macht über
die Menschen zu gewinnen und Koalitionen (Konkordate) mit den Mächtigen
der Erde einzugehen, denen es auch um Macht und Machterhalt geht. Päpste
rücken dann leicht in die Nähe (römischer) Cäsaren; ihr Agieren pendelt
zwischen geistlichen und weltlichen Interessen, zwischen spirituellem und
politischem Primat. Das Papsttum ist dann leicht auf "Eroberung" aus.
Evangelisierung und Missionierung werden gleichbedeutend mit Zerstörung
des Vorhandenen; mit Diskriminierung des "nicht ganz Wahren und
Christlichen"; mit Häretisierung und Vertreibung all derer, die der
"reinen Wahrheit" nicht angehören wollen und es deshalb nicht verdienen,
gleichberechtigte Partner eines Schöpfungs- und Erlösungsgeschehens zu
sein, welches das Reich Gottes zum Ziel hat und nicht Kirchen und
Konfessionen. Es geht um die Vielfalt des Lebendigen "in Christus". Dabei
muss wieder gelernt werden, was Urgemeinden wie die verschiedenen
Patriarchatskirchen im 1. Jahrtausend (bis 1054) verkörperten: nur die
Vielfalt kann das Ganze gewährleisten! Die Reduzierung des Christlichen
auf eine Konfession und eine Sicht der Dinge bedeutet eine Verarmung des
Glauben.
- Die Größe des Papsttums liegt in seiner weltweit anerkannten und von
Christus her kommenden Beauftragung, die Menschen das Glauben und Hoffen
zu lehren - im Leben vor dem Tod und auch für das Leben nach dem Tod, also
dem Leben vor und nach dem Tod Sinn und Zukunft zu eröffnen. - Damit ist
aber auch die Versuchung vorprogrammiert, dieses Glauben und Hoffen auf
sich selbst wie auf den Apparat "Kirche" zu lenken: durch Glaubens-Sätze,
durch äußere Machtgewinnung über Menschen statt durch die innere
Bereicherung einer Lebensperspektive, die nur Gott erfüllen kann. Heute
gilt daher der Imperativ: weg vom Satz-Glauben hin zu einem
Beziehungs-Glauben; weg von zu viel Kirchenzugehörigkeit hin zur
Erinnerungs- und Nachfolgegemeinschaft in Christus. Kirchen sind nur
Mittel, nicht Ziel und Selbstzweck.
- Die Größe des Papsttums besteht darin, dass es im Laufe der
Jahrhunderte zu einer einzigartigen Kraft und Kompetenz für religiöse und
ethische Fragen herangereift ist - also zu einer Instanz, die in der Welt
ihresgleichen (vergeblich) sucht. - Damit ist allerdings auch die
Versuchung vorprogrammiert, das moralische Gewissen für die Menschen sein
zu wollen - wie es bis zur Zeit der Aufklärung selbstverständlich war.
Heute gilt eher der Imperativ, den Menschen in pluralen
Lebensangelegenheiten zu einem verantworteten Gewissen zu verhelfen, statt
es selbst zu sein.
- Die Größe des Papsttums erweist sich immer dann als evangeliums- und
christusgemäß, wenn es an die Macht der Liebe glaubt und darauf pocht,
dass überall menschliche Aufgaben, kirchliche und weltliche Probleme unter
diesem Imperativ einer Lösung entgegengeführt werden. - Die Versuchung
dieser "Macht der Liebe" liegt in ihrer Bedrohung durch die Liebe zur
Macht. Diese wird allzu oft und schnell despotisch, zentralistisch,
rechthaberisch, allgewaltig. Sie verbannt nicht nur Bischöfe und
Bischofskonferenzen in die Rechtlosigkeit, sondern verstößt immer wieder
und auf allen Ebenen gegen das von ihr selbst hochgepriesene Prinzip der
Subsidiarität, welches besagt: was "unten" entschieden und geleistet
werden kann, soll nicht "von oben" manipuliert, instrumentalisiert und so
beeinflusst werden, dass Menschen "unten" dabei ihre eigene Kompetenz
verlieren statt sie zu gewinnen.
- Die Größe des Papsttums liegt in der von Christus herkommenden
Beauftragung, das "Leben in Fülle" zur Entfaltung und Reife zu bringen.
Das Leben ist von Natur aus vielfältig und bunt. Es gestaltet sich
unterschiedlich und reichhaltig - je nach menschlichen Eigenarten,
Charakteren, Begabungen, sozialen, kulturellen, rassischen
Voraussetzungen. Leben in Fülle kann aber nur gelingen, wenn es auf die
Sonne hin orientiert wird, sprich: auf das "Licht Christi", auf sein
exemplarisches, menschen- und situationsbezogenes Denken und Handeln, auf
sein lebenswertes Leben und die Maßstäbe, die er setzt. - Die Versuchung
besteht darin, das Licht Christi bis zur Unkenntlichkeit verkümmern zu
lassen: durch Gesetze und Vorschriften; unverständliche Lehrgebäude; durch
eine Spezialistenreligion, die den Bezug zum konkreten Leben der
Zeitgenossen verloren hat; durch konfessionell bedingte Streitigkeiten
über Begriffe und Lehrmeinungen, die menschen-trennend sind statt einend
in der gemeinsamen Ausrichtung auf das "eine Licht". Was das Evangelium
als Felsen Petri bezeichnet, wo es um das Leben aus dem Glauben und der
Liebe geht, kann schnell zum Stolperstein werden, wenn "Leben" zur
zementierten "Lehre" wird; wenn "Liebe" sich in Indoktrination und
Infantilismus verkleidet.
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