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Betr.: "Dem Laien, was des Laien ist
in: FAZ 1.Dez. 1997, S.1 (Nr. 279/49D)
Die ganze Diskussion um die Laienfrage und das römische
Laien-Papier zeigt eigentlich, wo die Katholische Kirche seit
dem 2. Vatikanischen Konzil gelandet ist. Damals ging es
immerhin noch um das Kernanliegen, die Kirche und die gesamte
Christenheit zu erneuern in ihrem Auftrag, Nachfolge- und
Gehorsams-Gemeinschaft dem einen "Rabbi" gegenüber zu sein (vgl.
Mt 23,10). Diesem war es um nichts anderes gegangen als um die
Suche nach der wenn auch noch so fragmentarisch bleibenden
Reich-Gottes-Verwirklichung in der Welt, gegenwärtig im Hier und
Heute einer Welt, die in eine äußerste Bedrohung geraten war.
An den "Zeichen der Zeit" sollten die Christen wieder begreifen
lernen, welches die eigentlichen Herausforderungen sind und
wohin die Wege Gottes führen. Damit wurde in der Tat eine
Entwicklung eingeleitet, die etwas als sekundär erscheinen ließ,
was der Staatskirche fast 2000 Jahre lang ein primäres Anliegen
geworden war: nämlich sich um ihre innere Ordnung und Verfassung
zu kümmern, um klerikale Privilegien und "laienhaften" Gehorsam
und Untertänigkeit. Was Paulus noch schreiben konnte: Wo es um
die wirklichen Anliegen Jesu geht, da gibt es weder Mann noch
Frau, weder Sklaven noch Freie... (Gal 3,26-28), ist nun wieder
ins genaue Gegenteil verkehrt worden.
Jetzt gilt wieder die römisch-katholische Kirche als Fortsetzung
des römischen Imperiums mit all ihren Mechanismen der klerikalen
Machtausübung und Versorgungsstrategien denen gegenüber, denen
es die "frohe Botschaft" und das "ewige Seelenheil" zu künden
gilt. Die gegenwärtige Diskussion scheint überhaupt nicht zur
Kenntnis zu nehmen, daß sich die große und wachsende Mehrheit
der Laien, die keine religiösen Untertanen mehr sind und sein
wollen, implicite und explicite schon längst von der Kirche
verabschiedet hat oder dabei ist, sich in wesentlichen
Lebensfragen von ihr zu verabschieden. Der Minderheit, die
bleibt, wird nach römischen Vorstellungen bescheinigt, daß sie
"in der Welt" den Glauben und die Werte des Evangeliums zu
künden und zu vertreten hat - was ihr in der Kirche allerdings
verboten ist. Was in der Kirche also nicht gut genug ist, soll
außerhalb von ihr vertretbar sein. Das schafft nicht nur ein
neues Schisma zwischen denen in der Welt und denen in der
Kirche, sondern ist als Argument bereits höchst schizophren
angelegt.
Es führt dazu, daß "draußen in der Welt" Lebens- und
Glaubensfragen zum Tragen kommen, die mit der theologisch
geschulten, aber weltfernen Verkündigung des Klerus nicht in
Einklang zu bringen sind. So werden die letzten mündigen
Welt-Laien noch aus der Kirche hinausgetrieben - möglicherweise
und vielleicht sogar hoffentlich in christliche Gruppierungen
hinein, die, wie sich heute schon zeigt, durchaus biblisch und
theologisch fundierte alternative Wege gehen. Die Kirche selbst
wird dabei nicht zugrunde gehen. Es werden sich immer genug
Schafe und Lämmer finden, die nach Absolutheit und
Gottessicherheit Ausschau halten. Sie werden es erlauben, daß
Papst und Klerus im herkömmlichen Sinne die Zügel feste in der
Hand behalten.
Nur dürfte es dann nicht mehr möglich sein, bei so viel
Infantilität und Unmündigkeit die selbstverschuldete
Bedeutungslosigkeit der Kirche der "bösen Welt" und den
"ungläubigen modernen Menschen" in die Schuhe zu schieben. Denn
diese werden längst ihre eigenen alternativen christlichen
Optionen getroffen haben. So entwickelt sich immer mehr das
Szenarium: die Kirche hat der Welt nichts mehr zu sagen. Und die
religiös-sein-wollende Welt läßt sich von der Kirche nichts mehr
sagen.
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