www.fritz-koester.de
Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Betr.: "Dem Laien, was des Laien ist

in: FAZ 1.Dez. 1997, S.1 (Nr. 279/49D)

Die ganze Diskussion um die Laienfrage und das römische Laien-Papier zeigt eigentlich, wo die Katholische Kirche seit dem 2. Vatikanischen Konzil gelandet ist. Damals ging es immerhin noch um das Kernanliegen, die Kirche und die gesamte Christenheit zu erneuern in ihrem Auftrag, Nachfolge- und Gehorsams-Gemeinschaft dem einen "Rabbi" gegenüber zu sein (vgl. Mt 23,10). Diesem war es um nichts anderes gegangen als um die Suche nach der wenn auch noch so fragmentarisch bleibenden Reich-Gottes-Verwirklichung in der Welt, gegenwärtig im Hier und Heute einer Welt, die in eine äußerste Bedrohung geraten war.

An den "Zeichen der Zeit" sollten die Christen wieder begreifen lernen, welches die eigentlichen Herausforderungen sind und wohin die Wege Gottes führen. Damit wurde in der Tat eine Entwicklung eingeleitet, die etwas als sekundär erscheinen ließ, was der Staatskirche fast 2000 Jahre lang ein primäres Anliegen geworden war: nämlich sich um ihre innere Ordnung und Verfassung zu kümmern, um klerikale Privilegien und "laienhaften" Gehorsam und Untertänigkeit. Was Paulus noch schreiben konnte: Wo es um die wirklichen Anliegen Jesu geht, da gibt es weder Mann noch Frau, weder Sklaven noch Freie... (Gal 3,26-28), ist nun wieder ins genaue Gegenteil verkehrt worden.

Jetzt gilt wieder die römisch-katholische Kirche als Fortsetzung des römischen Imperiums mit all ihren Mechanismen der klerikalen Machtausübung und Versorgungsstrategien denen gegenüber, denen es die "frohe Botschaft" und das "ewige Seelenheil" zu künden gilt. Die gegenwärtige Diskussion scheint überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen, daß sich die große und wachsende Mehrheit der Laien, die keine religiösen Untertanen mehr sind und sein wollen, implicite und explicite schon längst von der Kirche verabschiedet hat oder dabei ist, sich in wesentlichen Lebensfragen von ihr zu verabschieden. Der Minderheit, die bleibt, wird nach römischen Vorstellungen bescheinigt, daß sie "in der Welt" den Glauben und die Werte des Evangeliums zu künden und zu vertreten hat - was ihr in der Kirche allerdings verboten ist. Was in der Kirche also nicht gut genug ist, soll außerhalb von ihr vertretbar sein. Das schafft nicht nur ein neues Schisma zwischen denen in der Welt und denen in der Kirche, sondern ist als Argument bereits höchst schizophren angelegt.

Es führt dazu, daß "draußen in der Welt" Lebens- und Glaubensfragen zum Tragen kommen, die mit der theologisch geschulten, aber weltfernen Verkündigung des Klerus nicht in Einklang zu bringen sind. So werden die letzten mündigen Welt-Laien noch aus der Kirche hinausgetrieben - möglicherweise und vielleicht sogar hoffentlich in christliche Gruppierungen hinein, die, wie sich heute schon zeigt, durchaus biblisch und theologisch fundierte alternative Wege gehen. Die Kirche selbst wird dabei nicht zugrunde gehen. Es werden sich immer genug Schafe und Lämmer finden, die nach Absolutheit und Gottessicherheit Ausschau halten. Sie werden es erlauben, daß Papst und Klerus im herkömmlichen Sinne die Zügel feste in der Hand behalten.

Nur dürfte es dann nicht mehr möglich sein, bei so viel Infantilität und Unmündigkeit die selbstverschuldete Bedeutungslosigkeit der Kirche der "bösen Welt" und den "ungläubigen modernen Menschen" in die Schuhe zu schieben. Denn diese werden längst ihre eigenen alternativen christlichen Optionen getroffen haben. So entwickelt sich immer mehr das Szenarium: die Kirche hat der Welt nichts mehr zu sagen. Und die religiös-sein-wollende Welt läßt sich von der Kirche nichts mehr sagen.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
Bitte beachten Sie meine Nutzungsbedingungen.