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Zu: "Der unpassende Gott"
Antwort auf einen Artikel der FAZ Nr. 202, S.27 vom
31.08.1995
Beim Lesen des aufschlußreichen Artikels von J. B. Metz über
das KIRCHENVOLKS-BEGEHREN geht es um die Frage, welches das
Kernanliegen des ganzen Unternehmens ist und sein könnte. Die
Suche nach dem passenden Gott, der alles leicht macht? Die
Nachahmung der evangelischen Christen, obwohl es diesen
wahrhaftig nicht besser geht als den katholischen?- Vielleicht
ist es eben doch zunächst nichts anderes als der Wunsch des
christlichen Volkes, eine eigene Stimme, ein eigenes Gewicht zu
haben. Dahinter steckt das neuerwachte Bewußtsein, daß sich das
Christentum seit Jahrhunderten zu einer Theologen- und
Klerikerkultur entwickelt hat, die bei aller abgehobenen und
obrigkeitlichen Sprachmächtigkeit, dazu auf hohem akademischen
Niveau, für das Volk eine Fremdkultur geblieben ist - trotz
Brauchtumspflege und Folklore, die ihm mehr oder weniger
zugestanden wurden.
In der Tat hatte "die Herde" den Theologen und Amtsträgern
untertänigen, "kindlichen Gehorsam" zu leisten, um des "ewigen
Heiles" willen. Und was die "Bekehrung der Völker" angeht -
geschah sie weitgehend nicht im Zeichen freier Entscheidung.
Wenn nun das Volk anfängt, seine Stimme zu erheben, hat es
durchaus das biblische und urchristliche Verständnis von Kirche
als Communio auf seiner Seite, wie es das Konzil und viele
Synoden seit über 3o Jahren wieder postulieren - allerdings
bisher mit wenig Gegenliebe bei den Amtsträgern vermutlich
deshalb, weil bei allem Postulieren in Sonntagspredigten die
tatsächlichen Konsequenzen Angst bereiten. So scheint mir das
primäre Problem heute in der Frage zu liegen, wie Amt und
Theologie mit der "vox populi" umzugehen lernen, trotz des
Umstands, daß diese Stimme - nach den Jahrhunderten des
Schweigens - sich in manchen Dingen noch recht ungereimt und
lallend kundtut.
Viel hängt davon ab, ob und wie von hoher theologischer Warte
aus diese Stimme gehört, verstanden, ermutigt und kritisch
begleitet wird, statt zu überhören und als nicht besonders
kompetent einzustufen. Das gilt auch dann, wenn als Ergebnis
etwas ganz anderes an "Kirche" und "Gemeinde" herauskommt, als
Professoren es bisher ersonnen haben. Inzwischen ist "die Herde"
schon in bedrohlicher Weise dabei, in andere Lager
überzuwechseln. Was das Kirchenvolksbegehren betrifft, so sollte
die katholische Kirche heilfroh darüber sein und etwas biblisch
Schöpferisches daraus machen. Und die evangelische sollte es
sich dringend wünschen.
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