Gratis Info-Brief
Sie möchten regelmäßig über neue Beiträge auf meiner Webseite informiert werden?
Dann abonnieren Sie einfach meinen
Info-Brief...
|
zu: Die "Erosion der Gnadenanstalt"
Publik Forum 4/1999, 40f
Die "Erosion der Gnadenanstalt" zeigt religionssoziologisch
noch einmal andere Perspektiven dessen auf, was ich
pastoraltheologisch früher in "Kirche im Koma?" beschrieben
habe. Bei beiden stellt sich die Frage an Kirche und Theologie:
"Angebotskirche - was nun?" Riten, Symbole und Sakramente als
Passage- und Lebenswende- feiern anzubieten - das kann es auf
Dauer ja wohl nicht sein. Riten und Symbole bedürfen der klar
formulierten, für Menschen verständlichen, aber auch
lebens-verbindlichen Inhaltlichkeit. Die katholische Versuchung
ist dabei groß, diese mit der "Lehre der Kirche" als identisch
zu erklären - eine Kirchenlehre, die zweifellos und zu einem
guten Teil die gähnende Kirchenleere mitzuverantworten hat und
weiterhin mitverursachen wird. Logisch und konsequent wäre das
"Zurück zu den Quellen", die Rückkehr zu der Denk- und
Handlungsweise Jesu. Aber dazu ist seit Johannes XXIII. und dem
Konzil wenig Neigung zu verspüren. Es würde die Erosion der
herkömmlichen Gnadenanstalt eher beschleunigen als bremsen.
Außerdem erscheint dieser Ansatz als "zu protestantisch", wobei
übersehen wird, daß auch die Protestanten in ihrer
Entstehungsphase bereits in theologischen Grabenkämpfen stecken
geblieben sind. So wird es wohl das herausragende geschichtliche
Paradox des kommenden Jahrhunderts sein, daß die Gestalt Jesu
die zentrale Herausforderung sein wird sogar für die Kirchen,
die ihn dauernd verkünden - allerdings konfessionell frisiert
und zurechtgemacht. Sich dieser Herausforderung stellen, dürfte
Zukunft ermöglichen. Sie durch alle mögliche trickreiche
Gedankenakrobatik zu verdrängen, würde heißen: Die Mitdenkenden
werden weiterhin Abschied nehmen. Es bleiben nur die Lämmer und
Schafe.
|