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Betr.: Anzeiger für die Seelsorge 5/2002, 4
undatiert
Was da über Kirche und Mission geschrieben steht (ich
reagiere darauf, weil ähnliche Denkweisen auch in anderen
Zusammenhängen immer wieder zu beobachten sind), hinter- lässt
bei mir einen faden Beigeschmack. Es riecht zu sehr nach Platon
und Platonismus. Darin werden Verhaltensweisen geschildert, die
sich "nur" mit menschlichen und gesellschaftlichen Problemen
beschäftigen: Krieg und Frieden, Armut und Reichtum, Mensch und
Natur usw. Diese sind aber erst "Folgerungen" aus dem viel
wichtigeren "geistlichen Leben". Dieses wird dann auch vorrangig
dargestellt: Leben in der Gegenwart Gottes, Dank für das Wohnen
Christi in uns usw.
Dort also zu viel "Ethik", hier grundlegend "Mystik" und
"Metaphysik" . Das eine folgt aus dem anderen. Tut es das
wirklich? Viele Beispiele aus Kirchen- und Missionsgeschichte
bezeugen das genaue Gegenteil. Aber auch heutige Pädagogik und
Psychologie sagen: nein.
Wenn ich die hier genannten "Eckwerte" von Ethik und Mystik auf
Jesus übertrage, war dieser eher ein "Ethiker" als ein
"Mystiker". Was das Evangelium über ihn, seine Worte und Taten
berichtet, hatte meistens mit sehr konkreten Lebenssituationen
von Menschen zu tun: mit Kranken, Hilflosen, Sündern,
Pharisäern, gesellschaftlich Abgeurteilten... Die von Jesus
praktizierten ("nur") humanen Werte stellte er allerdings in den
größeren Zusammenhang der "schon jetzt" anbrechenden
Gottesherrschaft. Als Pastoraltheologe frage ich: warum sagt man
unseren Christen und den vielen "säkularisierten" Menschen, die
sich sozial und gesellschaftlich engagieren, nicht oder so
wenig, dass der Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit, Erziehung,
Bildung usw. in genau diesem größeren Zusammenhang der Botschaft
Jesu "glaubend" zu verstehen und zu praktizieren ist? Vom
theologischen und spirituellen Platonismus sollten "Kirche und
Mission" allmählich genug haben.
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