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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Betr.: Anzeiger für die Seelsorge 5/2002, 4

undatiert

Was da über Kirche und Mission geschrieben steht (ich reagiere darauf, weil ähnliche Denkweisen auch in anderen Zusammenhängen immer wieder zu beobachten sind), hinter- lässt bei mir einen faden Beigeschmack. Es riecht zu sehr nach Platon und Platonismus. Darin werden Verhaltensweisen geschildert, die sich "nur" mit menschlichen und gesellschaftlichen Problemen beschäftigen: Krieg und Frieden, Armut und Reichtum, Mensch und Natur usw. Diese sind aber erst "Folgerungen" aus dem viel wichtigeren "geistlichen Leben". Dieses wird dann auch vorrangig dargestellt: Leben in der Gegenwart Gottes, Dank für das Wohnen Christi in uns usw.

Dort also zu viel "Ethik", hier grundlegend "Mystik" und "Metaphysik" . Das eine folgt aus dem anderen. Tut es das wirklich? Viele Beispiele aus Kirchen- und Missionsgeschichte bezeugen das genaue Gegenteil. Aber auch heutige Pädagogik und Psychologie sagen: nein.

Wenn ich die hier genannten "Eckwerte" von Ethik und Mystik auf Jesus übertrage, war dieser eher ein "Ethiker" als ein "Mystiker". Was das Evangelium über ihn, seine Worte und Taten berichtet, hatte meistens mit sehr konkreten Lebenssituationen von Menschen zu tun: mit Kranken, Hilflosen, Sündern, Pharisäern, gesellschaftlich Abgeurteilten... Die von Jesus praktizierten ("nur") humanen Werte stellte er allerdings in den größeren Zusammenhang der "schon jetzt" anbrechenden Gottesherrschaft. Als Pastoraltheologe frage ich: warum sagt man unseren Christen und den vielen "säkularisierten" Menschen, die sich sozial und gesellschaftlich engagieren, nicht oder so wenig, dass der Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit, Erziehung, Bildung usw. in genau diesem größeren Zusammenhang der Botschaft Jesu "glaubend" zu verstehen und zu praktizieren ist? Vom theologischen und spirituellen Platonismus sollten "Kirche und Mission" allmählich genug haben.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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