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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Kirchenvolksbegehren in Deutschland

Plädoyer für MACHBARE und REALISTISCHE Schritte - je nach
Ort und "Lage".

EINERSEITS ist es erfreulich, daß es in diesem Jahr auch zu einem deutschen "Zwischenruf" kommt, nachdem andere Länder schon beachtlich vorausgegangen sind, um die wachsende Unzufriedenheit über das Verschieben, Verschleppen und Vergessenmachen innerkirchlicher Reformen lautstark zum Ausdruck zu bringen. Immerhin werden sie seit über 3o Jahren von Konzil, Synoden und Pastoralforen gefordert, ohne daß sie eine nennenswerte Resonanz in der vatikanischen Behörde gefunden hätten. ANDERERSEITS ist es bedauerlich, daß es beim Anmahnen solcher Reformen - im wesentlichen in Form von 5 Forderungen - zu wenig konkreten Zielsetzungen gekommen ist. Wichtig wäre es gewesen, wirklich REALISTISCHE UND MACHBARE ERSTE SCHRITTE in den Vordergrund zu stellen - zugleich verbunden mit der Ermöglichung und Einleitung des längst überfälligen STRUKTURWANDELS in der Kirche. Solche konkret-machbaren Schritte könnten zum Beispiel anvisiert werden:

a. im Blick auf die wachsende Zahl der PRIESTERLOSEN GEMEINDEN. Unter ihnen gibt es eine ganze Anzahl (d.h. nicht automatisch alle!), die bewährte Männer und Frauen vorzuweisen haben und die etwas schöpferisch Neues aus ihrer "Lage" zu machen imstande sind. Solche BEWÄHRTEN CHRISTEN müßten ausfindig gemacht und zur Leitung der Gemeinde wie auch durch Weihe und Handauflegung zur Spendung aller Sakramente bevollmächtigt werden - naturgemäß mit der Zustimmung der Gemeinde und des Bischofs und auch erst nach einer gewissen theologischen Vorbereitung für ihre Aufgaben. Wie gesagt: einige AUSGEWÄHLTE GEMEINDEN sollten hier Pionierarbeit leisten und Erfahrungen sammeln können, ohne daß gleich am Anfang in perfekter Manier Entscheidungen für alle anvisiert werden.

b. im Blick auf KRANKENBEGLEITUNG UND -SEELSORGE. In Krankenhäusern und anderen Einrichtungen gibt es viele Erprobte, die in diesem Bereich wichtige Erfahrungen gesammelt haben und auch in der Lage sind, zu Kranken und Sterbenden ein sehr vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Anstatt wie früher einen fremden "Blaulichtpriester" für Beichte und Krankensalbung einfliegen zu müssen, sollte das VERTRAUENSVERHÄLTNIS zu den Kranken AUCH SAKRAMENTAL gefeiert werden können durch die, die im Laufe der Zeit Kontakt- und Vertrauenspersonen geworden sind.

c. im Blick auf GESPRÄCHSGRUPPEN, BIBEL- UND FAMILIENKREISE, VEREINE, INITIATIVGRUPPEN VERSCHIEDENSTER ART, auch SCHULKLASSEN. Auch diese bieten sich gelegentlich an als natürlich gewachsene "Kirchen im Kleinen". Was hier an menschlichem Potential wächst und zu wachsen fähig ist, sollte eine Bestätigung und christliche Vertiefung auch dadurch erfahren, daß Vertrauensleute mit Vollmachten ausgestattet werden, die FRÜHER DEM KLERUS ALLEIN vorbehalten waren. Denn "Kirche" ist schließlich überall dort, wo Menschen IN SEINEM NAMEN sich versammeln und gemeinsam christliche Lebensorientierung suchen. So kann wieder eine MENSCHENNAHE UND MENSCHENORIENTIERTE KIRCHE entstehen.

d. im Blick auf die SAKRAMENTENSPENDUNG in den herkömmlichen Pfarreien. Wenn es zum Beispiel BEWÄHRTE PERSONEN ODER GRUPPEN gibt, die Kontakt aufnehmen mit Eltern, die ihre Kinder taufen lassen möchten; wenn Christen schon aus Freundschaft und Gewohnheit heraus kranke Nachbarn besuchen; wenn Sterbefälle ins Haus stehen und Christen der Gemeinde die Trauernden gut kennen..., dann sollten solche MÜNDIGE LAIEN auch konsequent mit Vollmachten zur Taufe, zur Kankenkommunion und -salbung, zum Beerdigen ausgestattet werden nach dem MOTTO: Christen untereinander sind sich immer selbst die Nächsten.

Solche pastoralen Zielsetzungen setzen natürlich die harte Arbeit der MENTA-LITÄTSVERÄNDERUNG in den Gemeinden voraus, vor allem aber beim Klerus. Deshalb gilt auch hier das Prinzip: Priester, die zu solcher Veränderung FÄHIG sind, sollten mit Gemeinden beginnen können, die sich dafür öffnen. Gezielte Schritte und Maßnahmen können der Kirche
auf kurz oder lang zu zukunftsträchtigen Lösungen für ihre Probleme verhelfen, auf keinen Fall aber Regelungen, die von Anfang an alle zugleich meinen. Daß hier ein neuer PRIESTER- UND GEMEINDELEITERTYP wie auch BISCHOFSTYP gefordert sind, liegt auf der Hand.

Die Kirche hat heute mehr denn je Menschen nötig, die - anstatt Funktionäre, Religions-Verwalter und fast ausschließlich Sakramentenspender zu sein - zu animieren, zu inspirieren, zu motivieren vermögen; die die verschiedenen Charismen zu fördern und zugleich Einheit zu stiften vermögen im Blick auf den, der vor 2ooo Jahren durch sein Denken und Handeln MAßSTÄBE FÜR IMMER gesetzt hat. Menschlich gesprochen, sind solche und ähnliche Wege für die Zukunft der Kirche die einzige Chance. Eine solche Chance muß aber zuerst dort eröffnet werden, wo Menschen sich dafür öffnen lassen. Die Ambition, FÜR ALLE ZUGLEICH Entscheidungen zu treffen, gibt der Chance KEINE CHANCE.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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