Kirchenvolksbegehren in Deutschland
Plädoyer für MACHBARE und REALISTISCHE Schritte - je nach
Ort und "Lage".
EINERSEITS ist es erfreulich, daß es in diesem Jahr auch zu
einem deutschen "Zwischenruf" kommt, nachdem andere Länder schon
beachtlich vorausgegangen sind, um die wachsende Unzufriedenheit
über das Verschieben, Verschleppen und Vergessenmachen
innerkirchlicher Reformen lautstark zum Ausdruck zu bringen.
Immerhin werden sie seit über 3o Jahren von Konzil, Synoden und
Pastoralforen gefordert, ohne daß sie eine nennenswerte Resonanz
in der vatikanischen Behörde gefunden hätten. ANDERERSEITS ist
es bedauerlich, daß es beim Anmahnen solcher Reformen - im
wesentlichen in Form von 5 Forderungen - zu wenig konkreten
Zielsetzungen gekommen ist. Wichtig wäre es gewesen, wirklich
REALISTISCHE UND MACHBARE ERSTE SCHRITTE in den Vordergrund zu
stellen - zugleich verbunden mit der Ermöglichung und Einleitung
des längst überfälligen STRUKTURWANDELS in der Kirche. Solche
konkret-machbaren Schritte könnten zum Beispiel anvisiert
werden:
a. im Blick auf die wachsende Zahl der PRIESTERLOSEN
GEMEINDEN. Unter ihnen gibt es eine ganze Anzahl (d.h. nicht
automatisch alle!), die bewährte Männer und Frauen vorzuweisen
haben und die etwas schöpferisch Neues aus ihrer "Lage" zu
machen imstande sind. Solche BEWÄHRTEN CHRISTEN müßten ausfindig
gemacht und zur Leitung der Gemeinde wie auch durch Weihe und
Handauflegung zur Spendung aller Sakramente bevollmächtigt
werden - naturgemäß mit der Zustimmung der Gemeinde und des
Bischofs und auch erst nach einer gewissen theologischen
Vorbereitung für ihre Aufgaben. Wie gesagt: einige AUSGEWÄHLTE
GEMEINDEN sollten hier Pionierarbeit leisten und Erfahrungen
sammeln können, ohne daß gleich am Anfang in perfekter Manier
Entscheidungen für alle anvisiert werden.
b. im Blick auf KRANKENBEGLEITUNG UND -SEELSORGE. In
Krankenhäusern und anderen Einrichtungen gibt es viele Erprobte,
die in diesem Bereich wichtige Erfahrungen gesammelt haben und
auch in der Lage sind, zu Kranken und Sterbenden ein sehr
vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Anstatt wie früher einen
fremden "Blaulichtpriester" für Beichte und Krankensalbung
einfliegen zu müssen, sollte das VERTRAUENSVERHÄLTNIS zu den
Kranken AUCH SAKRAMENTAL gefeiert werden können durch die, die
im Laufe der Zeit Kontakt- und Vertrauenspersonen geworden sind.
c. im Blick auf GESPRÄCHSGRUPPEN, BIBEL- UND
FAMILIENKREISE, VEREINE, INITIATIVGRUPPEN VERSCHIEDENSTER ART,
auch SCHULKLASSEN. Auch diese bieten sich gelegentlich an als
natürlich gewachsene "Kirchen im Kleinen". Was hier an
menschlichem Potential wächst und zu wachsen fähig ist, sollte
eine Bestätigung und christliche Vertiefung auch dadurch
erfahren, daß Vertrauensleute mit Vollmachten ausgestattet
werden, die FRÜHER DEM KLERUS ALLEIN vorbehalten waren. Denn
"Kirche" ist schließlich überall dort, wo Menschen IN SEINEM
NAMEN sich versammeln und gemeinsam christliche
Lebensorientierung suchen. So kann wieder eine MENSCHENNAHE UND
MENSCHENORIENTIERTE KIRCHE entstehen.
d. im Blick auf die SAKRAMENTENSPENDUNG in den
herkömmlichen Pfarreien. Wenn es zum Beispiel BEWÄHRTE PERSONEN
ODER GRUPPEN gibt, die Kontakt aufnehmen mit Eltern, die ihre
Kinder taufen lassen möchten; wenn Christen schon aus
Freundschaft und Gewohnheit heraus kranke Nachbarn besuchen;
wenn Sterbefälle ins Haus stehen und Christen der Gemeinde die
Trauernden gut kennen..., dann sollten solche MÜNDIGE LAIEN auch
konsequent mit Vollmachten zur Taufe, zur Kankenkommunion und
-salbung, zum Beerdigen ausgestattet werden nach dem MOTTO:
Christen untereinander sind sich immer selbst die Nächsten.
Solche pastoralen Zielsetzungen setzen natürlich die harte
Arbeit der MENTA-LITÄTSVERÄNDERUNG in den Gemeinden voraus, vor
allem aber beim Klerus. Deshalb gilt auch hier das Prinzip:
Priester, die zu solcher Veränderung FÄHIG sind, sollten mit
Gemeinden beginnen können, die sich dafür öffnen. Gezielte
Schritte und Maßnahmen können der Kirche
auf kurz oder lang zu zukunftsträchtigen Lösungen für ihre
Probleme verhelfen, auf keinen Fall aber Regelungen, die von
Anfang an alle zugleich meinen. Daß hier ein neuer PRIESTER- UND
GEMEINDELEITERTYP wie auch BISCHOFSTYP gefordert sind, liegt auf
der Hand.
Die Kirche hat heute mehr denn je Menschen nötig, die - anstatt
Funktionäre, Religions-Verwalter und fast ausschließlich
Sakramentenspender zu sein - zu animieren, zu inspirieren, zu
motivieren vermögen; die die verschiedenen Charismen zu fördern
und zugleich Einheit zu stiften vermögen im Blick auf den, der
vor 2ooo Jahren durch sein Denken und Handeln MAßSTÄBE FÜR IMMER
gesetzt hat. Menschlich gesprochen, sind solche und ähnliche
Wege für die Zukunft der Kirche die einzige Chance. Eine solche
Chance muß aber zuerst dort eröffnet werden, wo Menschen sich
dafür öffnen lassen. Die Ambition, FÜR ALLE ZUGLEICH
Entscheidungen zu treffen, gibt der Chance KEINE CHANCE.
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