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Kommunion - Interkommunion:
Zulassungskriterien überprüfen
undatiert
Wenn nicht alles trügt, wird die Frage nach der Kommunion und
InterKommunion in naher und ferner Zukunft nicht nur zu einem Scheideweg für
die Ökumene, sondern für das Selbstverständnis des Christentums überhaupt.
Wie die bisherige Diskussion zeigt, sind nach katholischem Verständnis zwei
entscheidende Kriterien für die Zulassung zur Kommunion und damit auch zur
Inter-Kommunion grundsätzlich zu beachten (welche Ausnahmen z. B. in
konfessionsverschiedenen Ehen nicht ausschließen): die volle
Kirchengemeinschaft und das "richtige" Eucharistieverständnis.
Dabei wird offensichtlich wenig zur Kenntnis genommen, auf welch wackeligen
Füßen diese Postulate stehen. Würden Katholiken, die regelmäßig zur
Kommunion gehen, nach ihrem Eucharistieverständnis gefragt, könnten sich die
Fragenden nur noch vor Verwunderung überschlagen angesichts der Tatsache,
wie wenig die theologischen Aussagen über Verwandlung und
Transsubstantiation durch die dazu gültig geweihten und bevollmächtigten
Amtspersonen in die Köpfe und Herzen gefunden haben und wahrscheinlich immer
weniger finden werden. Zudem wird nicht immer, aber doch sehr oft der
Empfang der Kommunion ziemlich gedankenlos, "einfach so", "weil es dazu
gehört" und "weil ja alle gehen" ... praktiziert. Auch die
Kirchenzugehörigkeit wird vielfach als "zufällig", "familienbedingt", als
äußerlich und traditionell erlebte kirchliche Initiation und Sozialisation
verstanden und so auch vertreten.
Würde man viele katholische Christen, für die der Kommunionempfang
selbstverständlich ist, nach ihrem "christlichen" Lebensstil, nach
überzeugenden christlichen Lebenseinstellungen befragen, könnten sich viele
im Vergleich mit Angehörigen anderer Konfessionen kaum sehen lassen. Das
Dilemma der bisher vertretenen Zulassungskriterien zeigt sich bei der Frage
nach der konkreten Lebensführung. Denn die einen "dürfen" offiziell, obwohl
nur Taufscheinchristen, und die anderen "dürfen nicht", obwohl - offenkundig
und in die Augen springend - viel entschiedener christlich lebend.
Was kirchenamtlich bislang als "echte theologische Kriterien" vertreten
wurde und wird, wirkt wie ein bloßes Etikett und geradezu wie eine Farce,
die die Glaubwürdigkeit der Amtsführung nicht erhöht, im Gegenteil
fadenscheinig und wenig substantiell erscheinen läßt. An der Art und Weise,
wie das Problem angegangen und (nicht) gelöst wird, zeigt sich eigentlich
das Drama, in dem sich die Kirchen- und Konfessionsleitungen heute befinden:
sie haben sich durch ihre akademische Lehramtstheologie, um nicht zu sagen
Kirchen-Ideologie, von der Realität des Lebens der Leute weit entfernt.
Diesen geht es in konkreten Lebenslagen, wenn überhaupt christlich sein
wollend, nicht um hochgestochene Verständnisfragen, sondern um Kraft,
Ermutigung und Hilfe zur christlichen Lebensführung und Bewältigung des
Lebens aus dem Geist Christi und den sakramentalen Quellen. Oft stehen
Christen, unabhängig von ihrer Konfessionszugehörigkeit, den
Nachfolge-Gemeinschaften der frühen Kirche mit ihrem Willen, die Worte und
Taten Jesu weiter zu sagen und weiter zu tun, näher als den amtskirchlichen
Verlautbarungen, die im übrigen mit ihren akademischen Kriterien
offensichtlich das produzieren, was sie energisch zu verhindern suchen:
Äußerlichkeit, Scheinheiligkeit, Mitmachen um des Mitmachens willen mit
wenig innerer Anteilnahme.
Es ist daher höchste Zeit, die Frage nach der Zulassung zu Kommunion und
Inter-Kommunion neu zu überdenken. Jedenfalls muß der Eindruck aus der Welt
geschafft werden, als würden äußere theologische Verständnis- und kirchliche
Zugehörigkeitskriterien einen höheren Stellenwert einnehmen als der Wille
zum christlichen Leben, als die gemeinsame Zugehörigkeit zur
Nachfolgegemeinschaft Christi, als das solidarische Zusammenhalten derer,
die im Namen des Evangeliums "Licht der Welt" und "Salz der Erde" zu sein
versuchen - beim möglich bleibenden unterschiedlichen Denken über bestimmte
theologische Fragen. Für die "Amtsinhaber" stellt sich zudem die Frage immer
dringlicher, ob sie nicht durch die Tatsache, sich als "Lehrer" der
Menschheit zu verstehen und sich der dafür geschaffenen Lehrämter zu
bedienen, ausdrücklich im Ungehorsam zum Willen Christi stehen: "Niemand von
euch soll sich Lehrer nennen lassen" (Mt 23,10).
Jedenfalls gehen, wenn nicht alles täuscht, die pastoralen Notwendigkeiten
wie auch die Stimme und "Lehre" des noch-christlich-sein-wollenden Volkes -
in früheren Jahrhunderten als "vox populi" und "sensus fidelium" geschätzt
und für unverzichtbar erachtet - in diese Richtung. Denn es wird weniger
statt mehr nach den Lehrämtern Ausschau gehalten. Statt die Lehr-Ämter,
werden in naher und ferner Zukunft immer mehr die Lebens-Ämter notwendig wie
auch notwendend - also solche Instanzen, die zum Leben ermutigen und zur
Bewältigung des Lebens verhelfen. In diesem Sinne sollten die konfessionell
Verantwortlichen, wenn "die Herde" nicht immer mehr davonlaufen soll, zum
Substantiellen zurückfinden und ihren Christgläubigen die Augen und Ohren
öffnen für das, was wirklich lebenswichtig ist.
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