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Zu CIG 36/01,304: Mut zur Reform.
06.Sept. 2001
Was G. Lange da über den priesterlosen Gottesdienst In
Nordholland schreibt, habe ich hundertfach erlebt. Vor allem in
Afrika und Lateinamerika waren und sind solche Gottesdienste an
der Tagesordnung. Neulich sagte mir ein deutscher Missionar aus
Zaire: seit 30 Jahren kenne ich es kaum anders, daß
lebenserfahrene und lebenskundige Laien die Gemeinden leiten,
betreuen, deren Gottesdienste gestalten. Leider gibt es seit
einigen Jahren mehr Priesternachwuchs. Diese - im herkömmlichen
Sinne - mit hoher akademischer Theologie Indoktrinierten und mit
der Waffe des Kirchenrechts Gerüsteten kommen nun als
"Kultspezialisten". Die Lebensnähe und das Lebenserfahrene
herkömmlicher Gläubigkeit geht dabei auf bedrohliche Weise
verloren. Das Resultat ist das Abdriften Tausender in "freie
Kirchen" und Sekten.
Ich bin auch der Meinung, daß "Kirche" sich endlich dazu
aufraffen sollte, vertrauensvollen und bewährten Männern und
Frauen die Priesterweihe zu erteilen. Aber würde damit nicht
auch einer neuen Klerikalisierung Vorschub geleistet? Warum
denken wir so wenig darüber nach, daß Gott in sehr vielfältigen
Formen von Gottesdienst gnadenhaft anwesend und wirksam sein
kann (was dem Eucharistieverständnis nicht schaden würde)? Warum
schleppen wird dauernd ein Gottesbild mit uns herum, daß sein
Wirken und Handeln "am dichtesten" durch priesterliche
Wandlungsworte möglich macht? Der "umfassendere Gott", durch
amtliche und klerikale Prämissen so an die Kette gelegt - wer
kauft uns das heute noch ab?
Meine 40-jährige pastorale Erfahrung hat mir gezeigt, daß Gott
im Leben einfacher Männer und Frauen, in Ehen und Familien, in
Gruppen und Zusammenkünften sehr präsent sein kann. Ich habe
gelernt, vor vielen von ihnen den Hut mehr zu ziehen als vor
manchen gescheiten Theologen, Bischöfen und Priestern. Wo der
Gott der Schöpfung und Erlösung sehr vielfältig das Leben von
Menschen zu bestimmen vermag - warum findet dies keinen Ausdruck
in vielfältigen Gottesdienstformen, ohne die Vorschrift an den
lieben Gott, er habe hier mehr anwesend zu sein als anderswo?
Der "Mut zur Reform" müßte bei solchen Fragen beginnen, hat bei
solchen Fragen nur eine Chance.
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