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Ökumene hat Zukunft:
Wie leben Christen miteinander?
zu CIG 8/98,61
Seit Jahren lese ich mit dem einen Auge - jedoch großem Interesse - Berichte
über theologische Streitpunkte und ökumenische Diskussionen, die alle die Annäherung
der konfessionsverschiedenen Christen zum Ziel haben: bei der Suche nach gemeinsamen
christlichen Grundwahrheiten, nach übereinstimmender Rechtfertigungslehre, nach
gemeinsamen Ämter- und Sakramentenverständnis...
Mit meinem zweiten Auge verfolge
ich die recht ernüchternden Befragungen und Analysen über das, was die Mehrheit
der Menschen heute bedrängt und beschäftigt: Bekenntnisse spielen keine Rolle
mehr; konfessionelle Schranken verschwinden; religiöse Verweigerung ganzer Generationen...!
Dabei behalten bestimmte Lebensformen und Lebensstile im Blick auf Familie,
Verwandtschaften, Berufsleben... einen hohen Stellenwert. Um Lebensgestaltung
und Lebensmeisterung geht es primär. Strategien zum Leben und Überleben erscheinen
viel wichtiger als Theorien und Ideologien; die "profane Heiligkeit" aus Überzeugung
ist glaubwürdiger als kirchliche und theologisch abgesicherte (vgl.CiG 51/97,419).Vielleicht
zeigt sich in solchen zweigleisigen Entwicklungen die wirkliche "Lage" der Kirchen
in der heutigen Welt.
Da sind die wenigen, die sich mit Lehr-Fragen herumschlagen.
Ihnen stehen die vielen gegenüber, die sich für die Fragen und Antworten der
wenigen nicht mehr interessieren, weil es in der "Hauslosigkeit" der Welt und
in der allgemeinen Unübersichtlichkeit des Alltags um fast nichts anderes geht
als um Lebensorientierung und -bewältigung.
Die wachsende Mehrheit wartet nicht
mehr auf das, was lehrreiche Kirchenämter eines Tages an neuen theologischen
Formeln produzieren - was an der schwindenden Fach-Kompetenz auch anderer Disziplinen
liegen mag. Gefragt ist Lebens-Kompetenz und daraus abgeleitet Lebens-Hilfe.
Wäre es vielleicht doch im Sinne des Evangeliums und der zu lebenden Botschaft
Jesu, wenn die Kirchen ihre klugen Lehr-Ämter etwas zurückschrauben würden,
um an deren Stelle Lebens-Ämter in die Mitte zu rücken, die dem "normalen" Menschen
Rat und Hilfe zum Leben zu geben vermögen, letztlich mit dem Ziel, daß Menschen
guten Willens wirklich "Subjekte" der eigenen Lebens-Geschichte zu sein vermögen?
Im Sinne des Mottos "Zurück zu den Quellen" scheint ein "Paradigmenwechsel"
höchst angebracht. Schließlich legt das Evangelium genügend "Ethos" vor, das
zugleich Menschenrechte und Menschenpflichten meint.
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