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Betr. "Ökumene"
in: "Anzeiger für die Seelsorge", Nr.2, 2001
Was das Auf und Ab der Ökumene betrifft und die beschämende
Tatsache, daß es unter gläubigen Christen (noch) keine
gegenseitige Anerkennung und Gastfreundschaft bei der Feier der
Eucharistie (bzw. des Abendmahles) gibt bzw. geben darf, stellen
sich für mich als Religionswissenschaftler und Pastoraltheologe
gravierende Fragen: Merken die Sprecher der offiziellen
Stellungnahmen eigentlich nicht, daß das Hauptproblem
wahrscheinlich in der konfessionell bedingten Vereinnahmung der
Anliegen Jesu liegt? Daß dies an der Basis jedenfalls so
empfunden wird? Und ob Jesus mit der heutigen Theologenzunft
mehr einverstanden wäre als mit der zu seiner Zeit?
Während sich also die Fachleute und Amtsträger weiterhin uneinig
sind, warten die noch-christlich-sein-wollenden Gläubigen, für
die das Evangelium eine wichtige Quelle der Lebensorientierung
geworden ist, in ihrer Grundeinstellung nicht mehr auf die
Ergebnisse der Experten-Kommissionen. Wie es die Entwicklung des
Lebens auch in den Gemeinden mit sich bringt, scheinen sie ganz
andere Prioritäten zu setzen, so daß sich zwei unterschiedliche
Verständnisebenen von "Ökumene" und "Eucharistie" dabei sind
herauszubilden (die übrigens die oft beschworenen
innerkirchlichen Schismen noch mehr vertiefen!).
Die eine Sichtweise ist das Ökumene-Verständnis der
theologischen Experten, deren Begriffssprache die allermeisten
(nicht nur in diesen Fragen!) schon lange nicht mehr verstehen
und nachvollziehen. Das andersgeartete Verständnis von "Ökumene"
spielt sich auf der Ebene der christlichen Lebensführung ab. Es
gipfelt in der Frage: warum können Christen, die in der heutigen
Welt dem Evangelium entsprechend zu leben versuchen, als
"Nachfolge-Gemeinschaften" nicht auch
"Abendmahls-Gemeinschaften" sein (unter Beibehaltung
unterschiedlicher theologischer Sichtweisen, die - wie gesagt -
die allermeisten nichttheologischen Gläubigen beider
Konfessionen ohnehin nie verstanden haben!)?
Ob nicht diese lebensorientierende Sichtweise des "Volkes
Gottes" dem Anliegen Jesu eher entspricht als die der
kirchenamtlichen Expertokratie? Diese sollte sich viel mehr als
je zuvor Gedanken darüber machen, warum ihr das noch kirchlich
und christlich-sein-wollende Leben der Gläubigen abhanden
gekommen ist? Ob der heilige Geist an den Schreibtischen der
Theologen oder im Kirchenrecht wirksamer tätig ist als in den
Schüben der Gemeinden "von unten"? Ich bezweifle es schon lange!
Zu hoffen ist nur, daß sich der Drang zur Ökumene, der vom
handfesten Willen zur chrislichen Lebensbewältigung bestimmt
wird, immer mehr verstärkt. Jedenfalls verdient er, akzeptiert
und mit allen Mitteln gefördert zu werden - bevor die letzten
Christen ihren Kirchen davonlaufen.
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