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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Betr. "Ökumene"

in: "Anzeiger für die Seelsorge", Nr.2, 2001

Was das Auf und Ab der Ökumene betrifft und die beschämende Tatsache, daß es unter gläubigen Christen (noch) keine gegenseitige Anerkennung und Gastfreundschaft bei der Feier der Eucharistie (bzw. des Abendmahles) gibt bzw. geben darf, stellen sich für mich als Religionswissenschaftler und Pastoraltheologe gravierende Fragen: Merken die Sprecher der offiziellen Stellungnahmen eigentlich nicht, daß das Hauptproblem wahrscheinlich in der konfessionell bedingten Vereinnahmung der Anliegen Jesu liegt? Daß dies an der Basis jedenfalls so empfunden wird? Und ob Jesus mit der heutigen Theologenzunft mehr einverstanden wäre als mit der zu seiner Zeit?

Während sich also die Fachleute und Amtsträger weiterhin uneinig sind, warten die noch-christlich-sein-wollenden Gläubigen, für die das Evangelium eine wichtige Quelle der Lebensorientierung geworden ist, in ihrer Grundeinstellung nicht mehr auf die Ergebnisse der Experten-Kommissionen. Wie es die Entwicklung des Lebens auch in den Gemeinden mit sich bringt, scheinen sie ganz andere Prioritäten zu setzen, so daß sich zwei unterschiedliche Verständnisebenen von "Ökumene" und "Eucharistie" dabei sind herauszubilden (die übrigens die oft beschworenen innerkirchlichen Schismen noch mehr vertiefen!).

Die eine Sichtweise ist das Ökumene-Verständnis der theologischen Experten, deren Begriffssprache die allermeisten (nicht nur in diesen Fragen!) schon lange nicht mehr verstehen und nachvollziehen. Das andersgeartete Verständnis von "Ökumene" spielt sich auf der Ebene der christlichen Lebensführung ab. Es gipfelt in der Frage: warum können Christen, die in der heutigen Welt dem Evangelium entsprechend zu leben versuchen, als "Nachfolge-Gemeinschaften" nicht auch "Abendmahls-Gemeinschaften" sein (unter Beibehaltung unterschiedlicher theologischer Sichtweisen, die - wie gesagt - die allermeisten nichttheologischen Gläubigen beider Konfessionen ohnehin nie verstanden haben!)?

Ob nicht diese lebensorientierende Sichtweise des "Volkes Gottes" dem Anliegen Jesu eher entspricht als die der kirchenamtlichen Expertokratie? Diese sollte sich viel mehr als je zuvor Gedanken darüber machen, warum ihr das noch kirchlich und christlich-sein-wollende Leben der Gläubigen abhanden gekommen ist? Ob der heilige Geist an den Schreibtischen der Theologen oder im Kirchenrecht wirksamer tätig ist als in den Schüben der Gemeinden "von unten"? Ich bezweifle es schon lange! Zu hoffen ist nur, daß sich der Drang zur Ökumene, der vom handfesten Willen zur chrislichen Lebensbewältigung bestimmt wird, immer mehr verstärkt. Jedenfalls verdient er, akzeptiert und mit allen Mitteln gefördert zu werden - bevor die letzten Christen ihren Kirchen davonlaufen.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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