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Rassismus - Christentum - Kirche(n).
Mainz, 19.06.2001
Vom Grundansatz des Evangeliums her gibt es im Christentum
keinen Rassismus. Vor Gott sind alle Menschen gleich, gehören
der einen Schöpfung an, sind "Ebenbilder Gottes", "Kinder des
Einen Vaters", denen die Liebe zueinander aufgetragen ist, ohne
die es keine Gottesliebe gibt. Gottes- und Nächstenliebe (inclusive
Feindesliebe) sind als "gleichwertig" anzusehen.
Was solche christlichen Optionen betrifft, so sehen sie in der
Realität oft gegenteilig aus. Der verbal bekämpfte und
geleugnete Rassismus hat in der Geschichte zweifelhafte Triumphe
gefeiert. Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren,
daß durch religiöse Prämissen die Zerrissenheit der Menschheit
eher verstärkt als vermindert wurde/wird. Wenn man sich die
Expansionsgeschichte des Christentums spätestens seit dem
4.Jahrhundert anschaut, so gibt es "Rassismus" in Hülle und
Fülle.
Er zeigt sich in der Auseinanderstzung des Christentums mit dem
Islam, in der "Missionsarbeit" 500 Jahre lang in Lateinamerika,
in der Beurteilung "heidnischer" Natur- und Hochreligionen
Asiens, Afrikas, Ozeaniens... Wenn Vieles auch nicht im Namen
des "Rassismus" geschehen ist, so spielten doch entscheidende
Faktoren eine Rolle für die Tatsache, daß Theorie und Praxis
auseinanderfielen: die Koalition religiöser Autoritäten mit
staatlichen Machtstrukturen und Ambitionen; religiöser
Absolutheitsanspruch, verbunden mit "Missionseifer" gegenüber
allen, die anders dachten, lebten, glaubten und daher "irrig"
waren; dogmatische Fixierungen wie geistige "Käfige", aus denen
Betroffene - bei allem guten Willen - nicht herauskamen, wenn es
konkreten Herausforderungen zu begegnen galt.
Was dem Christentum und den Kirchen vielleicht am meisten
angekreidet werden kann, ist nicht so sehr der Mangel an "Lehre"
und ethischen Idealen (und Lehrern, die dafür zuständig sind) -
wohl aber der Mangel an konkreter Einübung in diese Werte.
Solche "Einübung" kann nicht doziert und postuliert werden,
sondern findet stets unter den Lebensbedingungen von Betroffenen
bzw. Herausgeforderten statt. "Blauäugigkeit" entsteht auf dem
Boden auswendig gelernter Sätze, die den verhängnisvollen
Eindruck hinterlassen, als wären deren Inhalte durch ihr
ständiges Wiederholen bereits verwirklicht. So können hohe
Ansprüche zugrunde gerichtet werden durch diejenigen, die sie
erheben. Sie können unfähig machen für "die Welt"...
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