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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Rassismus - Christentum - Kirche(n).

Mainz, 19.06.2001

Vom Grundansatz des Evangeliums her gibt es im Christentum keinen Rassismus. Vor Gott sind alle Menschen gleich, gehören der einen Schöpfung an, sind "Ebenbilder Gottes", "Kinder des Einen Vaters", denen die Liebe zueinander aufgetragen ist, ohne die es keine Gottesliebe gibt. Gottes- und Nächstenliebe (inclusive Feindesliebe) sind als "gleichwertig" anzusehen.

Was solche christlichen Optionen betrifft, so sehen sie in der Realität oft gegenteilig aus. Der verbal bekämpfte und geleugnete Rassismus hat in der Geschichte zweifelhafte Triumphe gefeiert. Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß durch religiöse Prämissen die Zerrissenheit der Menschheit eher verstärkt als vermindert wurde/wird. Wenn man sich die Expansionsgeschichte des Christentums spätestens seit dem 4.Jahrhundert anschaut, so gibt es "Rassismus" in Hülle und Fülle.

Er zeigt sich in der Auseinanderstzung des Christentums mit dem Islam, in der "Missionsarbeit" 500 Jahre lang in Lateinamerika, in der Beurteilung "heidnischer" Natur- und Hochreligionen Asiens, Afrikas, Ozeaniens... Wenn Vieles auch nicht im Namen des "Rassismus" geschehen ist, so spielten doch entscheidende Faktoren eine Rolle für die Tatsache, daß Theorie und Praxis auseinanderfielen: die Koalition religiöser Autoritäten mit staatlichen Machtstrukturen und Ambitionen; religiöser Absolutheitsanspruch, verbunden mit "Missionseifer" gegenüber allen, die anders dachten, lebten, glaubten und daher "irrig" waren; dogmatische Fixierungen wie geistige "Käfige", aus denen Betroffene - bei allem guten Willen - nicht herauskamen, wenn es konkreten Herausforderungen zu begegnen galt.

Was dem Christentum und den Kirchen vielleicht am meisten angekreidet werden kann, ist nicht so sehr der Mangel an "Lehre" und ethischen Idealen (und Lehrern, die dafür zuständig sind) - wohl aber der Mangel an konkreter Einübung in diese Werte. Solche "Einübung" kann nicht doziert und postuliert werden, sondern findet stets unter den Lebensbedingungen von Betroffenen bzw. Herausgeforderten statt. "Blauäugigkeit" entsteht auf dem Boden auswendig gelernter Sätze, die den verhängnisvollen Eindruck hinterlassen, als wären deren Inhalte durch ihr ständiges Wiederholen bereits verwirklicht. So können hohe Ansprüche zugrunde gerichtet werden durch diejenigen, die sie erheben. Sie können unfähig machen für "die Welt"...


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