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Betr.: Das Wort zum Alltag. Sympathische Atheisten
an "Gong", undatiert
Vor nicht allzu langer Zeit konnte man noch in ein Flugzeug
steigen - ohne Angst vor terroristischen Anschlägen. Es
herrschte eine größere Gelassenheit als nach dem 11. September
2001. So vor ca. 15 Jahren, als ich beruflich öfter nach Afrika
fliegen musste. Weil ich beim raschen Blick ins Cockpit immer
wieder fasziniert war von der unüberschaubaren Anzahl von
Knöpfen und Lämpchen, drängte es mich, mehr darüber zu erfahren.
So habe ich mir ein paar Mal einen "Husarenstreich" erlaubt.
Wenn die Stewardessen gerade mit etwas Wichtigem beschäftigt und
abgelenkt waren - z.B. mit dem Ausgeben des Essens oder dem
Verkauf von zollfreien Waren -, ging ich unauffällig nach vorne,
öffnete ohne Voranmeldung die Tür des Cockpits und schon stand
ich mitten drin: hinter dem Piloten und seinem Assistenten. Ich
habe dabei nie Schwierigkeiten bekommen.
Einmal - es war auf dem Flug nach Tunis - drehte sich der Pilot
ruckartig zu mir um mit den Worten: "Setzen Sie sich hinter
mich! Aber glauben Sie ja nicht, ich sei ein gläubiger Mensch.
Ich bin Atheist aus Überzeugung!" - Meine ebenso schnelle
Reaktion: "Das macht nichts. Es gibt auch sympathische
Atheisten!" - Von meinem Sitz aus konnte ich den herrlich-weiten
Ausblick in alle Himmelsrichtungen genießen. Dabei fing bei mir
das Sinnieren an. Warum hatte der Pilot das gesagt? Suchte er
einen "Gleichgesinnten"? Sah ich denn wie ein "Atheist" aus? Was
meine Kleidung und mein Auftreten betraf, war ich als Theologe
oder Christ jedenfalls unauffällig. Ich kam mir unverdächtig
vor. Was also hatte den Piloten zu seiner Reaktion bewogen?
Nach einigem Nachdenken fragte ich ihn. Es war ihm gekommen.
Einfach nur so. Aber er hatte in zwischen auch über meine
Bemerkung über die "sympathischen Atheisten" nachgedacht. Wir
kamen ins Gespräch - bis zur Landung in Tunis. Es stellte sich
her aus: Er war ein Liebhaber des Fliegerdichters Antoine de St.
Exupery. Und einer seiner faszinierendsten Gestalten: den
"kleinen Prinz", der mit den Gestirnen des Himmels vertraut war
und in seinen Gesprächen mit dem Fuchs die wundersamsten Rätsel
des Lebens berührte, ohne sie zu lösen oder lösen zu wollen.
Im Gespräch kam mir der Gedanke: Vielleicht sind solche
"Atheisten" die religiösesten Menschen, weil sie dem Leben auf
der Spur bleiben und den tiefsten Rätseln alles Existierenden,
ohne allzu schnell und voreilig feste Antworten parat zu haben.
So hat es jedenfalls ein Zeitgenosse formuliert: "Religiös ist
jemand, der sich Fragen stellt, die nicht beantwortbar sind und
trotzdem nicht aufhört, sie zu stellen". - Pascal gibt in seiner
Wette, ob Gott existiert, den unverblümten Rat: "Wetten Sie ohne
Zaudern, dass Gott ist. Falls Sie gewinnen, gewinnen Sie alles;
falls Sie verlieren, verlieren Sie nichts!"
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