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Betreff Tagung in Baasem/ Eifel
11.-12.Jan.1997
1. Die Vergangenheit geht zu Ende und die Zukunft hat
schon begonnen.
Wie sieht sie aus? Wir können sie nicht voraussagen, wir können
sie nur ahnen. Für Kirchen und Gemeinden scheint ein wichtiger
Umbruchsfaktor darin zu bestehen, daß das Denken über Gott und
die Welt, über Religion und Glaube wieder ins Kirchenvolk
zurückkehrt. Das war in den letzten Jahrhunderten nicht
unbedingt der Fall. Es gab so etwas wie eine ungebildete und
uniformierte Mehrheit der "Laien", die in Glaubensfragen keine
(große) Ahnung hatten. Den "Laien" stand eine kleine Minderheit
der im Glauben Gebildeten und Ausgebildeten vor. Sie sorgte
dafür, daß aus dem Christentum eine Religion der Spezialisten
und Fachleute wurde - abgesehen von volksnahen Sitten und
Traditionen. In den Universitäten und Ordinariaten dachten sie
über den Glauben nach und über das, was die einen zu lehren und
die anderen für-wahr-zu-halten hatten. Die Lehre "der Kirche"
wurde in ein System von unverrückbaren Wahrheiten, klaren
Begriffen und eindeutigen Definitionen gefaßt. Wo das Gottesvolk
heute wieder seine Stimme erhebt, geht es ihm weniger um
unfehlbare dogmatische Wahrheiten, um nach allen Richtungen hin
abgesicherte Vorgaben und um für alle als richtig und wahr
anzunehmende Verhaltensweisen, sondern viel mehr um die Frage
nach der "ars vitae". Es geht primär um die Frage, wie Leben im
Sinne Jesu gelebt und gemeistert, wie es sinnvoll gelingen und
überzeugend dargestellt werden kann - auch über Lebenskrisen und
Lebenskatastrophen hinaus. Die Überzeugungskraft des "Lichtes
der Welt" und des "Salzes der Erde" scheint auch das einzige zu
sein, was dem christlichen Anliegen in einer Welt des
Unglaubens, der Zweifel und der Gleichgültigkeit Zukunft
sichert.
Da die Christen als Akteure und Subjekte des Geschehens mit
ihren Begabungen und Grenzen normalerweise sehr vielfältig
veranlagt sind, können dabei christliche Denk- und Lebensweisen
entstehen, die sehr unterschiedlich sind. Diese machen in ihrer
Vielfältigkeit und Buntheit ein hohes Maß an Toleranz und
Offenheit füreinander erforderlich. Kurz gesagt: christliche
Gemeinden werden wieder zu Nachfolge - Gemeinschaften, die im
Sinne der Verkündigung Jesu Leben in Vielfalt und Fülle zu
gestalten versuchen.
2. Damit das urtümlich Christliche wieder gelingt,
müssen alle Kräfte der Kirche darauf aus sein, das
Oben-Unten-Schisma zu überwinden und "Communio" wachsen zu
lassen.
Alle gemeinsam müssen wieder eine theologische Sprache zu
sprechen lernen, die alle verstehen, zumal die Uranliegen Jesu
in ihrer Einfachheit und Kraft wieder zentral ins Bewußtsein
treten. Da geht es nicht mehr um "Lehrer" hier und "Schüler"
dort, um Gebildete auf der einen und Ungebildete auf der anderen
Seite, sondern um das gemeinsame Hören auf das Wort Gottes und
den gemeinsamen Gehorsam dem alleinigen Herrn und Meister
gegenüber, der sich in den Herausforderungen und Zeichen der
Zeit zu erkennen gibt.
3. Jede Gemeinde als Nachfolge-Gemeinschaft droht in der
Flut der Informationen durch die Massenmedien zu ertrinken.
Damit sie nicht untergeht bzw. jede Orientierung verliert, sind
"Schwimmwesten" nötig in Form einer kleinen, brauchbaren
ad-hoc-Bibliotek, die Auskunft darüber gibt, wie in konkreten
Situationen Glaube und Gemeinschaft heute und morgen gelingen
können. Wenige, aber gut ausgesuchte Bücher können dabei helfen,
daß das Denken und Suchen nicht zum Stillstand kommen. Sie
können dafür sorgen, daß Christen nicht aufhören, sich
gegenseitig anzustacheln, um gemeinsam auf dem Weg zu bleiben
und den Herausforderungen der Zeit gegenüber gewappnet zu
bleiben.
4. Indem in hohem Maße Auseinandersetzung und Ringen um
den rechten Weg geschieht, indem durch Gespräch und
Kommunikation ein neues Miteinander erprobt wird,
vermag die/der Einzelne auch die bereichernde Erfahrung zu
machen, daß sie/er als Person und "Einmaligkeit" ernst genommen
und zugleich in Schranken gehalten wird.
Es kann für alle eine geistige Heimat entstehen, die ihre
eigenen Wurzeln schlägt und zugleich dazu angetan ist,
persönliche Berufungsgeschichten zu entdecken, die zugleich der
Gemeinschaft Auftrieb geben zu einer Kultur und Zivilisation der
Liebe, die letztlich allein tragfähig macht und zählt. Sie
schafft auch die Voraussetzungen für das gemeinsame Feiern
(auch) der Sakramente und der Eucharistie. Aus der
Gesprächs-Gemeinschaft wird Gebets-Gemeinschaft und diese
wiederum spornt dazu an, immer wieder zur Gesprächs-Gemeinschaft
fähig und bereit zu sein.
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