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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Taufansprache

2005

Liebe Eltern, Verwandte, Freunde... Die Geburt eines Kindes ist für die Familie wie auch für die gesamte Verwandtschaft immer ein besonderes Ereignis. Ob es das erste, das zweite oder dritte ist – ein Kind verändert das gesamte Zusammenleben, stellt es bisweilen auf den Kopf. Um das Neugeborene dreht sich alles – angefangen bei der Wiege, die es rechtzeitig auf die Geburt vorzubereiten gilt, bis später zu Pampers, Gesundheit und Kinderkleidchen...

Auch im Christentum hat man der Geburt eines Kindes immer die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Was wir heute in der Kirche sakramental feiern und kultisch begehen – wir nennen es "Taufe". Was steckt eigentlich dahinter? Ich denke bei einer solchen Frage nicht zuerst an kluge theologische Antworten. Bei mir stellt sich die Sache zunächst ganz anders dar. Ich frage mich: wie kommt es, dass die Menschheit, solange es sie gibt, nie mit Fragen zu Ende gekommen ist wie: gibt es – über Essen, Trinken, körperliches und seelisches Wohlbefinden in dieser unserer Welt hinaus – noch etwas anderes? Gibt es so etwas wie ein Jenseits? Gibt es einen Himmel, ein Leben nach dem Tod? Gibt es Gott?

Sie wissen: diese Fragen sind nie entgültig und zweifelsfrei mit "Ja" oder "Nein" beantwortet worden. Man kann weder das Eine noch das Andere beweisen. Deshalb sind auch die Menschen immer unruhig dabei geblieben. Offensichtlich ist uns Menschen eine innere Unruhe, Sehnsucht, Hoffnung, Erwartung... auf etwas ganz Anderes eigen – auf etwas, was uns über das Alltägliche des Lebens hinaus hoffen läßt: ein Grund übrigens dafür, dass es schon immer Religionen gab und dass es sie geben wird bis ans Ende der Welt...

Ich meine: die Taufe steht in diesem Horizont des Suchens und Fragens nach Gott. Die Christen haben die Frage nach Gott schon immer positiv beantwortet. Sie haben ihre Gewissheit von ihrem Gründer her: von Jesus Christus. Von ihm kommt auch die christliche Taufe. Das Kind bekommt ein Taufkleidchen – es symbolisiert ein neues Leben, welches jetzt beginnt und einmal seine Vollendung in Gott finden soll. Da ist das Taufwasser. Wo Wasser ist, da ist nicht Wüste, da wächst etwas. Damit verbinden sich die Wünsche und Hoffnungen, dass das Kind zu einem reifen und erfüllten Leben heranwachsen möge. Das Kind wird gesalbt mit Öl. Öl galt schon immer als Medizin. Man goß früher Öl in Wunden. Mit dem Chrisam, dem Öl, ist die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass das Kind vor Krankheiten und schweren Schäden bewahrt bleiben möge; dass ihm die Gesundheit an Leib und Seele geschenkt werde. Und die Taufkerze. Vor allem in den dunklen Stunden des Lebens sollen wir nicht aufhören, an das Licht zu glauben und auf den Tag zu hoffen, der voll Licht ist.

Christus selbst ist dieses Licht. Er hat sich selbst "Licht der Welt" genannt. Gemeint ist: was er gesagt und getan hat, dient der Welt zum Frieden und schenkt dem Menschen ein erfülltes Leben – allerdings nur dann, wenn wir Christen uns darauf persönlich einlassen, wenn durch uns die Taten und Worte Jesu in der Welt weitergehen. Darin wird kurz und knapp auch unsere Rolle als Christen beschrieben. Gehen wir diese Aufgabe gar nicht erst an, dann wird auch unser kirchliches Christ-sein ein feierlicher Unsinn.

Sie sehen, liebe Eltern: die Taufe ist nicht einfach ein schöner und feierlicher Akt fürs Familienalbum. Damit verbindet sich der Auftrag, ein gottgemäßes Leben zu führen. Als Erwachsene können wir dem Kind nur eine Hilfe sein, wenn wir selbst in Klarheit und Wahrheit darin stehen. Aber auch wir selbst dürfen dabei nicht allein gelassen werden. Die christliche Gemeinde als Ganze steht in dieser Verpflichtung. Deshalb wird auch die Taufe verstanden als Eingliederung des Kindes in die christliche Gemeinde – wie wir selbst aktiv dazu gehören (sollten). Gott hat sich etwas dabei gedacht, als er uns Christus in diese Welt sandte und uns in seine Gefolgschaft rief. Wir sollen in der Welt unsere jeweils unterschiedliche Rolle finden: unseren persönlichen Auftrag - den man weder versäumen noch an andere delegieren kann. Damit die oft heillose Welt wenigstens in unserem kleinen Umfeld heiler und erlöster werden kann.


Letzte SeitenÄnderung: 18.07.2007.
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