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Taufansprache
2005
Liebe Eltern, Verwandte, Freunde... Die Geburt eines Kindes
ist für die Familie wie auch für die gesamte Verwandtschaft
immer ein besonderes Ereignis. Ob es das erste, das zweite oder
dritte ist – ein Kind verändert das gesamte Zusammenleben,
stellt es bisweilen auf den Kopf. Um das Neugeborene dreht sich
alles – angefangen bei der Wiege, die es rechtzeitig auf die
Geburt vorzubereiten gilt, bis später zu Pampers, Gesundheit und
Kinderkleidchen...
Auch im Christentum hat man der Geburt eines Kindes immer die
größte Aufmerksamkeit geschenkt. Was wir heute in der Kirche
sakramental feiern und kultisch begehen – wir nennen es "Taufe".
Was steckt eigentlich dahinter? Ich denke bei einer solchen
Frage nicht zuerst an kluge theologische Antworten. Bei mir
stellt sich die Sache zunächst ganz anders dar. Ich frage mich:
wie kommt es, dass die Menschheit, solange es sie gibt, nie mit
Fragen zu Ende gekommen ist wie: gibt es – über Essen, Trinken,
körperliches und seelisches Wohlbefinden in dieser unserer Welt
hinaus – noch etwas anderes? Gibt es so etwas wie ein Jenseits?
Gibt es einen Himmel, ein Leben nach dem Tod? Gibt es Gott?
Sie wissen: diese Fragen sind nie entgültig und zweifelsfrei mit
"Ja" oder "Nein" beantwortet worden. Man kann weder das Eine
noch das Andere beweisen. Deshalb sind auch die Menschen immer
unruhig dabei geblieben. Offensichtlich ist uns Menschen eine
innere Unruhe, Sehnsucht, Hoffnung, Erwartung... auf etwas ganz
Anderes eigen – auf etwas, was uns über das Alltägliche des
Lebens hinaus hoffen läßt: ein Grund übrigens dafür, dass es
schon immer Religionen gab und dass es sie geben wird bis ans
Ende der Welt...
Ich meine: die Taufe steht in diesem Horizont des Suchens und
Fragens nach Gott. Die Christen haben die Frage nach Gott schon
immer positiv beantwortet. Sie haben ihre Gewissheit von ihrem
Gründer her: von Jesus Christus. Von ihm kommt auch die
christliche Taufe. Das Kind bekommt ein Taufkleidchen –
es symbolisiert ein neues Leben, welches jetzt beginnt und
einmal seine Vollendung in Gott finden soll. Da ist das
Taufwasser. Wo Wasser ist, da ist nicht Wüste, da wächst
etwas. Damit verbinden sich die Wünsche und Hoffnungen, dass das
Kind zu einem reifen und erfüllten Leben heranwachsen möge. Das
Kind wird gesalbt mit Öl. Öl galt schon immer als
Medizin. Man goß früher Öl in Wunden. Mit dem Chrisam, dem Öl,
ist die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass das Kind vor
Krankheiten und schweren Schäden bewahrt bleiben möge; dass ihm
die Gesundheit an Leib und Seele geschenkt werde. Und die
Taufkerze. Vor allem in den dunklen Stunden des Lebens
sollen wir nicht aufhören, an das Licht zu glauben und auf den
Tag zu hoffen, der voll Licht ist.
Christus selbst ist dieses Licht. Er hat sich selbst "Licht der
Welt" genannt. Gemeint ist: was er gesagt und getan hat, dient
der Welt zum Frieden und schenkt dem Menschen ein erfülltes
Leben – allerdings nur dann, wenn wir Christen uns darauf
persönlich einlassen, wenn durch uns die Taten und Worte Jesu in
der Welt weitergehen. Darin wird kurz und knapp auch unsere
Rolle als Christen beschrieben. Gehen wir diese Aufgabe gar
nicht erst an, dann wird auch unser kirchliches Christ-sein ein
feierlicher Unsinn.
Sie sehen, liebe Eltern: die Taufe ist nicht einfach ein schöner
und feierlicher Akt fürs Familienalbum. Damit verbindet sich der
Auftrag, ein gottgemäßes Leben zu führen. Als Erwachsene können
wir dem Kind nur eine Hilfe sein, wenn wir selbst in Klarheit
und Wahrheit darin stehen. Aber auch wir selbst dürfen dabei
nicht allein gelassen werden. Die christliche Gemeinde als Ganze
steht in dieser Verpflichtung. Deshalb wird auch die Taufe
verstanden als Eingliederung des Kindes in die christliche
Gemeinde – wie wir selbst aktiv dazu gehören (sollten). Gott
hat sich etwas dabei gedacht, als er uns Christus in diese Welt
sandte und uns in seine Gefolgschaft rief. Wir sollen in der
Welt unsere jeweils unterschiedliche Rolle finden: unseren
persönlichen Auftrag - den man weder versäumen noch an andere
delegieren kann. Damit die oft heillose Welt wenigstens
in unserem kleinen Umfeld heiler und erlöster werden kann.
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