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Einige Thesen über: Selbstverständnis und Selbstdarstellung
der theologischen Hochschule(n).
undatiert
Theologie und Hochschule können sich auf Dauer in der
heutigen Gesellschaft behaupten und "Terrain" gewinnen,
- wenn es gelingt, theologische Fragen und Anliegen zu
reflektieren und zur Sprache zu bringen, die die Fragen und
Anliegen möglichst vieler Christen und Nicht-Christen sind. Es
geht also vermehrt darum, den Eindruck aus der Welt zu
schaffen, als würden in hohem Maße (innerkirchliche)
Reflektionen angestellt, die nur wenige Fachleute
interessieren und nur für wenige von Belang sind.
- wenn es gelingt, Glauben und Christentum weniger als
umfassende Lehre und Gedankensystem zur Sprache zu bringen als
vielmehr deutlich zu machen, daß es letztlich und wesentlich
um gelebte Lebensformen ("Hoffnungsversuche") geht, um
sinnvoll gestaltetes Leben sogar über den Tod hinaus - im
Namen des Menschen und im Namen Gottes (Bischof Spital). Es
muß deutlich werden, daß alles theologische Reden wesentlich
etwas mit konkretem Leben zu tun hat; weniger mit
Lese-Meisterung als mit Lebens-Meisterung; weniger mit
Glaubens-Wissen als mit Glaubens-Beziehung; weniger mit Sätzen
als mit einer Person und damit auch mit der Person-Werdung des
Menschen als Einzelhaft wie in Gemeinschaft.
- wenn es gelingt, die heute allgemein nachlassende
Wissenschaftsgläubigkeit zu akzeptieren und die Nachteile
jeder Wissenschaft, wie sie z.B. Max Weber beschrieben hat,
ernstlich im Blick zu behalten: bei allen Klarstellungen und
sicheren Erkenntnissen "auf Zeit" sei sie stets mit großer
"Relativität" behaftet; mit "Unzuverlässigkeit", wenn es um
vitale Fragen des konkreten und stets situationsgebundenen
Lebens von Menschen geht; mit der "Unfähigkeit" zu adäquaten
Antworten... Speziell geht es heute verstärkt darum,
Konsequenzen zu finden und zu ziehen aus der "strukturellen
Verwaisung" der metaphysischen Bedürfnisse des Menschen, wie
sie auch Kirche und Theologie produzieren. Diese suchen sich
nämlich, als "ortlos gewordene Energien", ihre eigenen
religiösen oder pseudo-religiösen Wege, die sich auch in der
säkularen Gesellschaft ihre "Theologien" und Ritualien
schaffen (Eugen Biser: "Theologia publica" unter den
Bedingungen der Massenmedien).
- wenn es gelingt, sich für einen Typ von Theologie zu
entscheiden, der "menschennah" und "situationsbezogen"
reflektiert und Impulse fürs Leben zu geben vermag. Nach A.
Exeler ist zwar die Universitätstheologie im letzten
Jahrtausend die beherrschende des Abendlandes geworden, war es
aber nicht immer und überall und muß es auch nicht bleiben.
Für das nächste Jahrtausend dürften wieder die BIBLISCHE oder
auch pastoralere Episkopaltheologie der Patristik (Ambrosius,
Augustinus, Joh. Chrysostomus...) an Bedeutung gewinnen, wie
sie in manchen Ländern der 3. Welt schon an Boden gewonnen hat
und auch in unseren Gesellschaften als "alternative Denkform"
vorgezeichnet wurde und wird (seit Franz Rosenzweig, D. Hume,
M. Scheler, M. Heidegger im Anschluß an Augustinus, Wilhelm
Stählin, W. Schmid, Fridolin Stier, der "nouvelle Theologie"
in Frankreich, K. Rahner ...). Sie bestehen darin, daß sie die
pastoralen Erfahrungen der Gemeinden und Diözesen unmittelbar
widerspiegeln und sie christlich-gläubig zu bewältigen suchen.
Es geht also um die Relevanz jeder theologischen Rede fürs
Leben und umgekehrt um die Relevanz des Lebens in jeder
theologischen Rede.
- wenn es gelingt, das "eigentliche Drama" der Zeitsituation
wenigstens partiell zu beheben bzw. in den "Griff" zu
bekommen. die Kluft zwischen Evangelium und moderner Kultur
(Paul VI.). Das geht offensichtlich nur dadurch, daß die
Theologie die Sprache weltlicher, nicht theologisch geschulter
Christen wie Nichtchristen ver- steht und selber spricht, um
auf diese Weise zur Sprache bringen zu können, welches ihr
ureigenes Anliegen ist. Theologie muß sich selbst wieder,
systemüberwindend, des elementaren Urgesteins des Christlichen
bewußt werden, um es sogar mit denen gemeinsam reflektieren
und leben zu lernen, die "abseits" stehen und in steigendem
Maße, ohne Gewissensbisse, ihre Fremdheit, ihre Ortlosigkeit
und Wurzellosigkeit im Bisherigen bekunden. Nach Martin Buber
unterscheidet sich die frühere Zeit der "Behaustheit" von der
heutigen der "Hauslosigkeit" dadurch, daß die Menschen geistig
haltloser, wurzelloser, orientierungsloser, ungeschützter,
"unbehauster" geworden sind - beim wachsenden Bewußtsein der
Freiheit und Eigenverantwortung, sich gleichzeitig "abnabelnd"
von herkömmlichen Autoritäten. Diese können deshalb f ü r sie
wenig Heilsames tun, höchstens m i t ihnen zusammen
Erfahrungen reflektieren und Wege zu gemeinsamen Antworten
beschreiten (Theologie im Dienst an der Dynamik des "sensus
fidelium et infidelium", oder: alle Menschen guten Willens als
"Lerngemeinschaft im Glauben und in Zweifeln").
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