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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Einige Thesen über: Selbstverständnis und Selbstdarstellung der theologischen Hochschule(n).

undatiert

Theologie und Hochschule können sich auf Dauer in der heutigen Gesellschaft behaupten und "Terrain" gewinnen,

  1. wenn es gelingt, theologische Fragen und Anliegen zu reflektieren und zur Sprache zu bringen, die die Fragen und Anliegen möglichst vieler Christen und Nicht-Christen sind. Es geht also vermehrt darum, den Eindruck aus der Welt zu schaffen, als würden in hohem Maße (innerkirchliche) Reflektionen angestellt, die nur wenige Fachleute interessieren und nur für wenige von Belang sind.
  2. wenn es gelingt, Glauben und Christentum weniger als umfassende Lehre und Gedankensystem zur Sprache zu bringen als vielmehr deutlich zu machen, daß es letztlich und wesentlich um gelebte Lebensformen ("Hoffnungsversuche") geht, um sinnvoll gestaltetes Leben sogar über den Tod hinaus - im Namen des Menschen und im Namen Gottes (Bischof Spital). Es muß deutlich werden, daß alles theologische Reden wesentlich etwas mit konkretem Leben zu tun hat; weniger mit Lese-Meisterung als mit Lebens-Meisterung; weniger mit Glaubens-Wissen als mit Glaubens-Beziehung; weniger mit Sätzen als mit einer Person und damit auch mit der Person-Werdung des Menschen als Einzelhaft wie in Gemeinschaft.
  3. wenn es gelingt, die heute allgemein nachlassende Wissenschaftsgläubigkeit zu akzeptieren und die Nachteile jeder Wissenschaft, wie sie z.B. Max Weber beschrieben hat, ernstlich im Blick zu behalten: bei allen Klarstellungen und sicheren Erkenntnissen "auf Zeit" sei sie stets mit großer "Relativität" behaftet; mit "Unzuverlässigkeit", wenn es um vitale Fragen des konkreten und stets situationsgebundenen Lebens von Menschen geht; mit der "Unfähigkeit" zu adäquaten Antworten... Speziell geht es heute verstärkt darum, Konsequenzen zu finden und zu ziehen aus der "strukturellen Verwaisung" der metaphysischen Bedürfnisse des Menschen, wie sie auch Kirche und Theologie produzieren. Diese suchen sich nämlich, als "ortlos gewordene Energien", ihre eigenen religiösen oder pseudo-religiösen Wege, die sich auch in der säkularen Gesellschaft ihre "Theologien" und Ritualien schaffen (Eugen Biser: "Theologia publica" unter den Bedingungen der Massenmedien).
  4. wenn es gelingt, sich für einen Typ von Theologie zu entscheiden, der "menschennah" und "situationsbezogen" reflektiert und Impulse fürs Leben zu geben vermag. Nach A. Exeler ist zwar die Universitätstheologie im letzten Jahrtausend die beherrschende des Abendlandes geworden, war es aber nicht immer und überall und muß es auch nicht bleiben. Für das nächste Jahrtausend dürften wieder die BIBLISCHE oder auch pastoralere Episkopaltheologie der Patristik (Ambrosius, Augustinus, Joh. Chrysostomus...) an Bedeutung gewinnen, wie sie in manchen Ländern der 3. Welt schon an Boden gewonnen hat und auch in unseren Gesellschaften als "alternative Denkform" vorgezeichnet wurde und wird (seit Franz Rosenzweig, D. Hume, M. Scheler, M. Heidegger im Anschluß an Augustinus, Wilhelm Stählin, W. Schmid, Fridolin Stier, der "nouvelle Theologie" in Frankreich, K. Rahner ...). Sie bestehen darin, daß sie die pastoralen Erfahrungen der Gemeinden und Diözesen unmittelbar widerspiegeln und sie christlich-gläubig zu bewältigen suchen. Es geht also um die Relevanz jeder theologischen Rede fürs Leben und umgekehrt um die Relevanz des Lebens in jeder theologischen Rede.
  5. wenn es gelingt, das "eigentliche Drama" der Zeitsituation wenigstens partiell zu beheben bzw. in den "Griff" zu bekommen. die Kluft zwischen Evangelium und moderner Kultur (Paul VI.). Das geht offensichtlich nur dadurch, daß die Theologie die Sprache weltlicher, nicht theologisch geschulter Christen wie Nichtchristen ver- steht und selber spricht, um auf diese Weise zur Sprache bringen zu können, welches ihr ureigenes Anliegen ist. Theologie muß sich selbst wieder, systemüberwindend, des elementaren Urgesteins des Christlichen bewußt werden, um es sogar mit denen gemeinsam reflektieren und leben zu lernen, die "abseits" stehen und in steigendem Maße, ohne Gewissensbisse, ihre Fremdheit, ihre Ortlosigkeit und Wurzellosigkeit im Bisherigen bekunden. Nach Martin Buber unterscheidet sich die frühere Zeit der "Behaustheit" von der heutigen der "Hauslosigkeit" dadurch, daß die Menschen geistig haltloser, wurzelloser, orientierungsloser, ungeschützter, "unbehauster" geworden sind - beim wachsenden Bewußtsein der Freiheit und Eigenverantwortung, sich gleichzeitig "abnabelnd" von herkömmlichen Autoritäten. Diese können deshalb f ü r sie wenig Heilsames tun, höchstens m i t ihnen zusammen Erfahrungen reflektieren und Wege zu gemeinsamen Antworten beschreiten (Theologie im Dienst an der Dynamik des "sensus fidelium et infidelium", oder: alle Menschen guten Willens als "Lerngemeinschaft im Glauben und in Zweifeln").


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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