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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Betr.: Das Wort zum Alltag. Was glauben Lehrer und Erzieher?

an "Gong", März 2002

Neulich war jemand entsetzt. Es ging dabei um eine Studie in Niedersachsen. Da hatte sich herausgestellt, dass die dortigen Religions- und Ethiklehrer keinen "richtigen Glauben" haben. Bei ihnen stehe die Stärkung der Persönlichkeit junger Menschen im Vordergrund des Berufsinteresses. Damit verbunden Werte-Erziehung. Leider nicht die "Einübung in spirituelle Praxis". In der Studie nahm diese Option den letzten Platz ein - unter 14 möglichen Antworten.
Man kann in der Tat entsetzt sein, wenn man bedenkt, dass Lehrer, Eltern und Erzieher die wichtigsten Vermittler einer Religion sind. Was geschieht, wenn diese nicht mehr "richtig" glauben? Wenn diese in keine "spirituelle Praxis" einüben?

Was heißt "spirituelle Praxis"?
Ich war auch entsetzt. Aber gar nicht so sehr über die Lehrer, sondern über den Schreiber, der so entsetzt war. Denn was heißt "spirituelle Praxis"? Man kann alles darunter verstehen. Oder auch nichts. Auch das Wort "Gott" ist zu einem der missbrauchtesten Worte geworden. Im Namen Gottes ist schon alles Denkbare und Undenkbare gedacht, phantasiert, projiziert, Gutes und Ungutes angestellt worden. Vielleicht gibt es nichts Gerades und nichts Abwegiges in der Geschichte der Menschheit, welches nicht ihre Wurzeln im religiösem Denken und Empfinden gehabt hätte.

Worauf es ankommt.
Warum werden die Religionsgründer nicht mehr nach dem gefragt, was für sie zentral wichtig war? Bei Jesus ist es doch gerade die Praxis von Werten gewesen, die er als entscheidend verkündet hat für das Reifen des Menschen und das Werden dessen, was Gott mit der Welt tut und vorhat. Dies wurde und wird sogar als "frohe Botschaft" verkündet. In Wirklichkeit ist sie anstrengend. Es ist mühsam, das Lieben zu lernen, die Barmherzigkeit zu üben, das Verzeihen zu praktizieren und mit dem Feind so umzugehen, dass er morgen mein Freund werden kann. Deshalb weichen sog. "religiöse Menschen" allzu leicht auf das "Spirituelle" aus, auf kluge theologische Reden über Gott und die Welt. Vielleicht sind die Lehrer, über die man so entsetzt sein kann, dem Anliegen des Evangeliums näher als solche, die von sich behaupten, ihm nahe zu sein. Denn "Spirituelles" und "Religiöses" wachsen immer da am besten, wo durch die Praxis von Werten für Welt und Menschen Heilsames und Erlösendes geschieht.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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