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Betr.: Das Wort zum Alltag. Was glauben Lehrer und Erzieher?
an "Gong", März 2002
Neulich war jemand entsetzt. Es ging dabei um eine Studie in
Niedersachsen. Da hatte sich herausgestellt, dass die dortigen
Religions- und Ethiklehrer keinen "richtigen Glauben" haben. Bei
ihnen stehe die Stärkung der Persönlichkeit junger Menschen im
Vordergrund des Berufsinteresses. Damit verbunden
Werte-Erziehung. Leider nicht die "Einübung in spirituelle
Praxis". In der Studie nahm diese Option den letzten Platz ein -
unter 14 möglichen Antworten.
Man kann in der Tat entsetzt sein, wenn man bedenkt, dass
Lehrer, Eltern und Erzieher die wichtigsten Vermittler einer
Religion sind. Was geschieht, wenn diese nicht mehr "richtig"
glauben? Wenn diese in keine "spirituelle Praxis" einüben?
Was heißt "spirituelle Praxis"?
Ich war auch entsetzt. Aber gar nicht so sehr über die Lehrer,
sondern über den Schreiber, der so entsetzt war. Denn was heißt
"spirituelle Praxis"? Man kann alles darunter verstehen. Oder
auch nichts. Auch das Wort "Gott" ist zu einem der
missbrauchtesten Worte geworden. Im Namen Gottes ist schon alles
Denkbare und Undenkbare gedacht, phantasiert, projiziert, Gutes
und Ungutes angestellt worden. Vielleicht gibt es nichts Gerades
und nichts Abwegiges in der Geschichte der Menschheit, welches
nicht ihre Wurzeln im religiösem Denken und Empfinden gehabt
hätte.
Worauf es ankommt.
Warum werden die Religionsgründer nicht mehr nach dem gefragt,
was für sie zentral wichtig war? Bei Jesus ist es doch gerade
die Praxis von Werten gewesen, die er als entscheidend verkündet
hat für das Reifen des Menschen und das Werden dessen, was Gott
mit der Welt tut und vorhat. Dies wurde und wird sogar als
"frohe Botschaft" verkündet. In Wirklichkeit ist sie
anstrengend. Es ist mühsam, das Lieben zu lernen, die
Barmherzigkeit zu üben, das Verzeihen zu praktizieren und mit
dem Feind so umzugehen, dass er morgen mein Freund werden kann.
Deshalb weichen sog. "religiöse Menschen" allzu leicht auf das
"Spirituelle" aus, auf kluge theologische Reden über Gott und
die Welt. Vielleicht sind die Lehrer, über die man so entsetzt
sein kann, dem Anliegen des Evangeliums näher als solche, die
von sich behaupten, ihm nahe zu sein. Denn "Spirituelles" und
"Religiöses" wachsen immer da am besten, wo durch die Praxis von
Werten für Welt und Menschen Heilsames und Erlösendes geschieht.
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