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Was ich schon immer wissen wollte
undatiert
Einige Fragen haben bei mir während meiner ganzen
pädagogischen und theologischen Studien, wie auch während meiner
Arbeit in außereuropäischen Ländern, immer im Vordergrund
gestanden. Ich habe bisher nie endgültige Antworten auf sie
gefunden.
- Warum gibt es überhaupt Religionen? Wie sind sie
entstanden? Sind sie stets an bestimmte Kulturen und
Weltanschauungen gebunden; erleben religiöse Bewegungen mit
ihnen "Blütezeiten", um mit ihnen dann auch unterzugehen?
- Warum ist der Mensch überhaupt religiös? Warum fragt er -
wenn auch nicht immer und zu allen Zeiten in gleichem Maße
intensiv - nach letzten Sinnzusammenhängen, nach einem
"Jenseits" aller gelebten Wirklichkeit? Warum geht das
religiöse Fragen und Suchen durch die Menschheitsgeschichte,
angefangen bei den Ureinwohnern Brasiliens und Zentralafrikas
bis zu heutigen, sehr auf "Materialismus" und "Geschäft"
ausgerichteten Lebenswelten?
- Findet das lebens- und kulturbedingte religiöse Suchen und
Fragen in der Menschheit einen adäquaten Ausdruck in
jeweiligen strukturierten Religionen und Traditionen? Wenn
"ja" - bedeutet das "Blütezeit" und "Aufschwung" für sie; wenn
"nein" - deren allmähliches Sterben und Vergehen? Warum haben
es Religionen immer wieder geschafft, Krisenzeiten zu
überwinden und "Neuaufbrüche" zu bewerkstelligen, warum andere
nicht?
- Was das die abendländische Welt beherrschende Christentum
betrifft - welches sind seine entscheidenden Struktur- und
Lebenselemente, seine Kraft und seine Schwäche? Warum finden
sich seit 2000 Jahren immer wieder Menschen, die dafür kämpfen
und sich dafür einsetzen; warum geben andere es schnell und
leichtfertig auf - wenigstens in seinen zeitbedingten und
konfessionell geprägten Erscheinungsformen? Was spricht
"zeitlos" an; was nicht?
- Wie steht es mit den Gründergestalten und den Reformern
der großen Religionen (Buddha, Abraham, Jesus, Mohammed...)?
Waren sie einfach charismatische Utopisten, Schwärmer,
Menschenfänger, die es verstanden, Massen für sich
einzunehmen? Waren sie Heilige, Helden, Propheten..., die
etwas zur Sprache brachten, was andere nur dumpf fühlten und
erahnten? Was haben sie wirklich gebracht, dass Menschen sich
von ihnen leiten oder auch verführen ließen?
- Wer oder was steckt hinter den konfessionellen Schismen
und Uneinigkeiten innerhalb des Christentums? Waren deren
Verursacher "Wahrheitssucher", "Begriffshantierer",
"Prinzipienreiter" oder "unfehlbar rechthaberische Kämpfer",
denen es um Macht und Einfluß ging und die sich deshalb ihren
eigenen "Herrgott" schufen, um andere zu vergewaltigen bzw.
ins Schlepptau zu nehmen? Lassen sich religiöse Anliegen und
Botschaften überhaupt intellektuell definieren und
machtpolitisch instrumentalisieren ? Und sofern dies geschieht
- ist damit der Boden des religiösen Anliegens nicht schon
aufgegeben, zumal erfahrungsgemäß Religionskriege, neue
Uneinigkeiten in der Menschheit, unversöhnliche Gegensätze
daraus erwachsen? Wenn dann eines Tages "Ökumene" zustande
kommt - das heißt intellektuelle und theologische "Einigkeit
auf dem Papier", verfasst durch Juristen und Akademiker - ,
trifft diese dann die wirklich religiösen Anliegen der
Menschheit? Also "Uneinigkeit" bzw. "ökumenische
Einheitssuche" - die Sache einiger weniger, die die Szene
beherrschen oder im Griff zu haben sich einbilden, ohne dass
sie merken, in welchem menschengemachten Elfenbeinturm sie
sitzen?
- Warum "kleben" die Menschen an religiösen Überzeugungen
und Traditionen mehr als an kultur- und gesellschaftsbedingten?
Warum sind sie oft "unheilbar schizophren" zwischen
"konservativ" in den einen und "modern-angepasst" in den
anderen Lebensbereichen? Wurde oder wird bei der
Aufrechterhaltung von Lehren und Traditionen das Uranliegen
ihres Religionsgründers wirklich erfasst bzw. adäquat
weiterentwickelt? Oder spielen bei allem religiösen Denken und
Festhalten selbstgemachte und besonders liebgewordene
Einstellungen die Hauptrolle? Die Befriedigung subjektiver und
zeitbedingter Sicherheitsbedürfnisse ("Sicherheitswahn im
Religiösen") scheinen entscheidende Faktoren zu sein, so dass
die Unfähigkeit zu Reformen und "abrahamitischen Aufbrüchen"
bis ins Fundamentalistische hinein eklatant wird. Welche
psychischen, mentalen, philosophisch-theologischen Bastionen
müßten aufgebrochen werden, dass die "ursprünglichen Anliegen"
wiederentdeckt bzw. die "Rückkehr zu den Quellen" möglich
gemacht werden können? Anfragen, die im krisengeschüttelten
Christentum der Gegenwart eine lebenserhaltende Rolle spielen.
- Braucht die Menschheit auf Zukunft hin so etwas wie
"Religion", "Glaube an Gott", "Hoffnung auf etwas ganz
Anderes"? Wenn "ja" - wie können die großen religiösen Impulse
der Menschheitsgeschichte als sinnerhellend interpretiert und
verstanden werden? Muss "Religion" in der Lage sein, zur
Daseinsbewältigung, zur Lebensvertiefung, zur
verständnisvollen Interpretation alles Existierenden zu
verhelfen? Wenn nicht - wozu ist sie dann auf Zukunft hin
(noch) gut?
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