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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Was ich schon immer wissen wollte

undatiert

Einige Fragen haben bei mir während meiner ganzen pädagogischen und theologischen Studien, wie auch während meiner Arbeit in außereuropäischen Ländern, immer im Vordergrund gestanden. Ich habe bisher nie endgültige Antworten auf sie gefunden.

  1. Warum gibt es überhaupt Religionen? Wie sind sie entstanden? Sind sie stets an bestimmte Kulturen und Weltanschauungen gebunden; erleben religiöse Bewegungen mit ihnen "Blütezeiten", um mit ihnen dann auch unterzugehen?
     
  2. Warum ist der Mensch überhaupt religiös? Warum fragt er - wenn auch nicht immer und zu allen Zeiten in gleichem Maße intensiv - nach letzten Sinnzusammenhängen, nach einem "Jenseits" aller gelebten Wirklichkeit? Warum geht das religiöse Fragen und Suchen durch die Menschheitsgeschichte, angefangen bei den Ureinwohnern Brasiliens und Zentralafrikas bis zu heutigen, sehr auf "Materialismus" und "Geschäft" ausgerichteten Lebenswelten?
     
  3. Findet das lebens- und kulturbedingte religiöse Suchen und Fragen in der Menschheit einen adäquaten Ausdruck in jeweiligen strukturierten Religionen und Traditionen? Wenn "ja" - bedeutet das "Blütezeit" und "Aufschwung" für sie; wenn "nein" - deren allmähliches Sterben und Vergehen? Warum haben es Religionen immer wieder geschafft, Krisenzeiten zu überwinden und "Neuaufbrüche" zu bewerkstelligen, warum andere nicht?
     
  4. Was das die abendländische Welt beherrschende Christentum betrifft - welches sind seine entscheidenden Struktur- und Lebenselemente, seine Kraft und seine Schwäche? Warum finden sich seit 2000 Jahren immer wieder Menschen, die dafür kämpfen und sich dafür einsetzen; warum geben andere es schnell und leichtfertig auf - wenigstens in seinen zeitbedingten und konfessionell geprägten Erscheinungsformen? Was spricht "zeitlos" an; was nicht?
     
  5. Wie steht es mit den Gründergestalten und den Reformern der großen Religionen (Buddha, Abraham, Jesus, Mohammed...)? Waren sie einfach charismatische Utopisten, Schwärmer, Menschenfänger, die es verstanden, Massen für sich einzunehmen? Waren sie Heilige, Helden, Propheten..., die etwas zur Sprache brachten, was andere nur dumpf fühlten und erahnten? Was haben sie wirklich gebracht, dass Menschen sich von ihnen leiten oder auch verführen ließen?
     
  6. Wer oder was steckt hinter den konfessionellen Schismen und Uneinigkeiten innerhalb des Christentums? Waren deren Verursacher "Wahrheitssucher", "Begriffshantierer", "Prinzipienreiter" oder "unfehlbar rechthaberische Kämpfer", denen es um Macht und Einfluß ging und die sich deshalb ihren eigenen "Herrgott" schufen, um andere zu vergewaltigen bzw. ins Schlepptau zu nehmen? Lassen sich religiöse Anliegen und Botschaften überhaupt intellektuell definieren und machtpolitisch instrumentalisieren ? Und sofern dies geschieht - ist damit der Boden des religiösen Anliegens nicht schon aufgegeben, zumal erfahrungsgemäß Religionskriege, neue Uneinigkeiten in der Menschheit, unversöhnliche Gegensätze daraus erwachsen? Wenn dann eines Tages "Ökumene" zustande kommt - das heißt intellektuelle und theologische "Einigkeit auf dem Papier", verfasst durch Juristen und Akademiker - , trifft diese dann die wirklich religiösen Anliegen der Menschheit? Also "Uneinigkeit" bzw. "ökumenische Einheitssuche" - die Sache einiger weniger, die die Szene beherrschen oder im Griff zu haben sich einbilden, ohne dass sie merken, in welchem menschengemachten Elfenbeinturm sie sitzen?
     
  7. Warum "kleben" die Menschen an religiösen Überzeugungen und Traditionen mehr als an kultur- und gesellschaftsbedingten? Warum sind sie oft "unheilbar schizophren" zwischen "konservativ" in den einen und "modern-angepasst" in den anderen Lebensbereichen? Wurde oder wird bei der Aufrechterhaltung von Lehren und Traditionen das Uranliegen ihres Religionsgründers wirklich erfasst bzw. adäquat weiterentwickelt? Oder spielen bei allem religiösen Denken und Festhalten selbstgemachte und besonders liebgewordene Einstellungen die Hauptrolle? Die Befriedigung subjektiver und zeitbedingter Sicherheitsbedürfnisse ("Sicherheitswahn im Religiösen") scheinen entscheidende Faktoren zu sein, so dass die Unfähigkeit zu Reformen und "abrahamitischen Aufbrüchen" bis ins Fundamentalistische hinein eklatant wird. Welche psychischen, mentalen, philosophisch-theologischen Bastionen müßten aufgebrochen werden, dass die "ursprünglichen Anliegen" wiederentdeckt bzw. die "Rückkehr zu den Quellen" möglich gemacht werden können? Anfragen, die im krisengeschüttelten Christentum der Gegenwart eine lebenserhaltende Rolle spielen.

     
  8. Braucht die Menschheit auf Zukunft hin so etwas wie "Religion", "Glaube an Gott", "Hoffnung auf etwas ganz Anderes"? Wenn "ja" - wie können die großen religiösen Impulse der Menschheitsgeschichte als sinnerhellend interpretiert und verstanden werden? Muss "Religion" in der Lage sein, zur Daseinsbewältigung, zur Lebensvertiefung, zur verständnisvollen Interpretation alles Existierenden zu verhelfen? Wenn nicht - wozu ist sie dann auf Zukunft hin (noch) gut?


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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