www.fritz-koester.de
Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Das Konzil wagen nach N. Mette

Zu: imprimatur 7/2009, S.292 f

WMan kann N. Mette in allem, was er schreibt, nur Recht geben. Allerdings ist über das Pro und Contra, über die defensive und offensive Hermeneutik des Konzils schon unendlich viel geschrieben und gesagt worden. Beide Positionen zeigen eigentlich das Dilemma der Kirche. Sie ist eine Gelehrten-Kirche geworden, in der die Stimme des Volkes keine Bedeutung hat. Gelehrte lieben es, über Begriffe, Definitionen und unterschiedlich erkannte "Wahrheiten" zu streiten. Sie haben es während des Konzils schon getan und tun es heute – Konzilstexte unterschiedlich interpretierend – vermehrt weiter. Was der Papst in der gegenwärtigen Situation tut, ist weniger wegweisend als resignierend. Er weiß sicher auch, dass der Glaube für eine wachsende Mehrheit zu einer eigenen Entscheidung geworden ist, stark beeinflusst von der Biographie des einzelnen und dem jeweiligen sozialen wie multi-religiösen Umfeld. Das heißt: die Menschen brauchen die Kirche immer weniger, erst recht keine Theologenkirche und Spezialistenreligion! Dem Papst geht es angesichts des rapiden Wandels um die Rettung des "katholischen Gesichts", verbunden mit der Hoffnung auf die "kleine Herde", die zufrieden bleibt mit der monarchischen, klerikalen, sakramentalen… Struktur der Kirche.

Wenn ich persönlich mit dieser resignativen Art des Papstes keineswegs einverstanden bin, so sind doch Papst und Pius-Bruderschaft auf ihre Weise konsequent. Sie versuchen zu retten, was (vermutlich nicht mehr lange) zu retten ist. Die einzig richtige "offensive Hermeneutik" der Gegenseite müsste darin bestehen, den pastoralen Ansatz des Konzils ernstlich in den Blick zu nehmen. Dann wären allerdings weniger die Gelehrten mit ihren vielen Fachsimpeleien gefragt, sondern das "einfache Volk" und seine Art, wie es die wichtigsten Eckpunkte der Botschaft Jesu versteht und zu leben versucht. Bezeichnend aufschlussreich ist die Erfahrung, dass nach der Würzburger Synode in manchen Diözesen dieser Weg beschritten und schnellstens abgebrochen wurde. Denn es zeichnete sich beim "consensus fidelium" die Abkehr von einem Kirchenverständnis ab, welches heute wieder dabei ist, die Oberhand zu gewinnen – allerdings ohne die Zustimmung des Volkes. Wie in Ihrem Heft S.336 zu lesen ist, will der Wiener Kardinal erneut etwas Neues/ Altes (?) versuchen. Bin sicher, dass diese seine Initiative wie frühere unter den gegenwärtigen Umständen im Sande verläuft. Denn es ist gefährlich für das Herkömmliche, dem Volk Gottes eine Stimme zu geben.


Letzte SeitenÄnderung: 14.10.2009.
Bitte beachten Sie meine Nutzungsbedingungen.