Gratis Info-Brief
Sie möchten regelmäßig über neue Beiträge auf meiner Webseite informiert werden?
Dann abonnieren Sie einfach meinen
Info-Brief...
|
zu "Nach Auschwitz noch Christ sein?"
Publik Forum Nr. 12, 2002, S.32f
Als Theologe kommt mir das z.T. widersprüchliche und sich
stets korrigierende Reden der Theologen über Gott rätselhaft und
unverständlich vor. Woher wissen sie das jeweils so genau: Gott
vor, in und nach Auschwitz? Wem will man da eigentlich etwas
erklären? Mir scheint das Reden über Gott vielfach ein
Verdrängen und Fliehen vor ganz anderen, wichtigeren Fragen: Wo
war denn die Kirche in Auschwitz? Wo deren Vertreter, die sich
gerne Gesandte und Stellvertreter Gottes auf Erden nennen? Wo
waren die Theologen und das gläubige Volk, von denen sich allzu
viele als Hitlers willige Vollstrecker erwiesen (von Ausnahmen
abgesehen, die heute umso mehr hochgejubelt werden)? Warum lässt
Gott solche versagenden Kundschafter seiner Botschaft zu? Warum
konfrontiert er uns so sehr mit unserem Elend, unserer
Unerlöstheit: die Opfer in Auschwitz anders als deren Täter,
staatliche und kirchliche Obrigkeiten anders als das gläubige
Christen? Natürlich gibt es auch auf solche Fragen keine
"objektiv-unfehlbaren" Antworten. Aber sie weisen wenigstens auf
unseren Ist-Zustand hin mit der Möglichkeit, aus der Geschichte
zu lernen, statt sie so oder so stets wiederholen zu müssen.
|