www.fritz-koester.de
Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

zu "Nach Auschwitz noch Christ sein?"

Publik Forum Nr. 12, 2002, S.32f

Als Theologe kommt mir das z.T. widersprüchliche und sich stets korrigierende Reden der Theologen über Gott rätselhaft und unverständlich vor. Woher wissen sie das jeweils so genau: Gott vor, in und nach Auschwitz? Wem will man da eigentlich etwas erklären? Mir scheint das Reden über Gott vielfach ein Verdrängen und Fliehen vor ganz anderen, wichtigeren Fragen: Wo war denn die Kirche in Auschwitz? Wo deren Vertreter, die sich gerne Gesandte und Stellvertreter Gottes auf Erden nennen? Wo waren die Theologen und das gläubige Volk, von denen sich allzu viele als Hitlers willige Vollstrecker erwiesen (von Ausnahmen abgesehen, die heute umso mehr hochgejubelt werden)? Warum lässt Gott solche versagenden Kundschafter seiner Botschaft zu? Warum konfrontiert er uns so sehr mit unserem Elend, unserer Unerlöstheit: die Opfer in Auschwitz anders als deren Täter, staatliche und kirchliche Obrigkeiten anders als das gläubige Christen? Natürlich gibt es auch auf solche Fragen keine "objektiv-unfehlbaren" Antworten. Aber sie weisen wenigstens auf unseren Ist-Zustand hin mit der Möglichkeit, aus der Geschichte zu lernen, statt sie so oder so stets wiederholen zu müssen.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
Bitte beachten Sie meine Nutzungsbedingungen.