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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Autoritätenwechsel:
Vorwärts im Glauben - zurück zur Praxis Jesu

Taschenbuch - 200 Seiten
Erscheinungsdatum: 1990, ISBN: 3782006054

Vor allem ältere Christen sind bis in die Gegenwart geprägt von einem Autoritätsverständnis, welches weltliche und kirchliche Obrigkeiten im Blickfeld hat, diesen Gehorsam und Treue schuldet. Denn "Obrigkeiten" sind von "Gottes Gnaden". Sie repräsentieren etwas göttlich Erhabenes, erwecken den Anschein absoluter Untadeligkeit, Irrtumslosigkeit und unfehlbarer Wahrheit. In kirchlichen Bereichen wird dies in Kleidern, Liturgien und Symbolen zum Ausdruck gebracht. Sie erwecken den Eindruck der geschichtlichen Fortsetzung byzantinischer Pracht und mittelalterlich- höfischer Kultur. Hinzu kommen hervorragende theologische Kenntnisse und Bildung, die dem "Mann von der Straße" weitgehend unzugänglich bleiben. Was älteren Menschen noch selbstverständlich war und ist, nämlich "das für wahr zu halten, was die Autorität der Kirche zu glauben lehrt", ist für die jüngeren Generationen nicht mehr nachvollziehbar. In ihrem Selbstverständnis ist "Belehrung von oben" nicht mehr diskutabel, zumal sich weltliche und kirchliche Autoritäten als Menschen erwiesen haben wie alle anderen: ausgestattet mit Größen und Grenzen, mit Qualitäten und Macken, mit Format und Borniertheit.

Trotz nüchterner Erfahrungen haben Menschen doch "Autoritäten" nötig, auf die sie sich verlassen können. Karl Jaspers nennt sie "exemplarische Menschen". Buddha, Jesus, Mohammed gehören dazu. Im christlichen Bereich "Helden und Heilige", die Werte verkörpern und leben, die in brisanten Situationen Mut und Kraft aufbringen zur Bewältigung von Fragen und Lebensaufgaben. An ihnen können auch junge Menschen ein Beispiel nehmen. Diesen geht es nicht mehr um lehrreiche religiöse Veranstaltungen, sondern um exemplarische Handlungsmodelle. Solche finden sich nicht nur in kirchlichen und christlichen Bereichen. M. Gandhi gehört ebenso dazu wie H. Camara, Mutter Teresa, Edith Stein und viele andere. Ebenso Bezugspersonen: Eltern, Verwandte, Freunde.

Autoritäten liegt die Fähigkeit inne, bei anderen etwas auszulösen, sie zum Nachdenken, zum Nachvollziehen, zum Wachsen und zum persönlichen Nachahmen zu bringen. Wahre Autorität nimmt nicht nur sich selbst ernst, sondern vor allem die ihr Anvertrauten. Insofern findet heute ein "Autoritätenwechsel" statt. Gerade religiöse Lenker und Leiter dürfen ihre Autorität nicht mehr vom theologischen Bank-Wissen ableiten wollen. Wissen darf nicht "Macht" bedeuten, sondern muss sich als Hilfe zum Leben erweisen. Für christliche Autoritäten lautet das erste Gebot: "Zurück zur Praxis Jesu", damit auch die Gemeinden diese Praxis wieder lernen.


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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