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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Christsein an der Wende.
Visionen der Hoffnung.

Verlag Josef Knecht-Carolusdruckerei GmbH
Erscheinungsdatum: 1991, ISBN: 3-7820-0635-6

Aber in diesem Buch wird nichts niedergerissen. Wenn etwas oder alles im Nebel der Vergangenheit versinkt, dann durch die Zeitabläufe, die veränderten Lebensumstände und gewandelten Grundeinsichten der modernen Menschen. Geschrieben ist es aus der Sicht von lebendigen christlichen Gemeinden (Anfang des 21. Jahrhunderts), welche - vom Evangelium inspiriert - neue Wege gehen. Das Buch "vermittelt Bilder, lädt damit ein, über das eigene visionäre Bild von Kirchen nachzudenken, verschweigt den mühsamen Weg nicht, der dorthin führt - versteht aber Krisen, Probleme und Konflikte als Chance der Weiterentwicklung" (Andrea Schwarz).

Wie im 1 Jahrhundert ein Apostel namens Paulus eine Wende zum Universalen einleitete, so ist auch hier der Initiator des neuen Weges ein Bischof namens Paulus. Da er keine Priester mehr hat, geht er in die Gemeinden und sagt unter anderem:
"In der Tatsache, dass ich euch keinen Pfarrer mehr zur Verfügung stellen kann, könnte ich eine Katastrophe vermuten. Aber ich sehe darin eine gottgegebene Chance und Aufgabe. Sie besteht für mich schlicht und einfach darin, dass Gott möglicherweise das Zeitalter des Klerikalismus abgeschlossen haben möchte, um ein anderes einzuleiten: das des Volkes Gottes. Denn Volk Gottes, Kirche sind wir alle. Und damit dies nicht eine leere Floskel bleibt, ein Anspruch, den ihr alle hundertfach von den Kanzeln gehört habt, hat uns Gott vielleicht den großen Mangel an Priesterberufen beschert. Jetzt ist für uns alle die Stunde der Wahrheit gekommen, in der wir zeigen müssen, dass wir mit dieser Realität gläubig umzugehen imstande sind. Für mich handelt es sich um ein ‚Zeichen der Zeit‘ - Hinweis auf das Wirken und die Anwesenheit Gottes in der Geschichte, die eine andere Wirksamkeit haben kann, als diejenige, die wir uns in unseren theologischen und bischöflichen Köpfen seit Jahrhunderten erdacht und vorgestellt haben".

Bischof Paulus legt den Gemeinden vier Fragen vor. Er fragt nach Männern und Frauen, die bereit wären, Wortgottesdienste zu halten. Er macht auf die Mitglieder in den Gemeinden aufmerksam, die selbst Erfahrungen in der Trauerarbeit haben und Trauernde begleiten. Er lädt Eltern ein, andere Eltern auf die Taufe ihrer Kinder vorzubereiten. Und Bischof Paulus fragt die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den bestehenden Gruppen an, welche Aufgaben sie eventuell für die Gemeinde übernehmen könnten.

Die Gemeinden reagieren auf diese ungewöhnliche Rede des Bischofs erst einmal aufgeschreckt und gelähmt zugleich, dann aber nahmen einige die Gestaltung und die Organisation in die Hand - und es entwickelt sich eine bunte Eigendynamik in den Gemeinden, die von vielen Suchprozessen, Auseinandersetzungen und auch Konflikten begleitet wird. Diese Entwicklung der Gemeinden wird frisch, lebendig und anschaulich beschrieben, verbunden immer wieder mit Rückblicken auf die Kirchensituation Ende des 20. Jahrhunderts. Er beschreibt die Auseinandersetzung um eine neue Form der Sakramentenpastoral, das Entstehen kleiner Gemeinschaften und Hauskirchen, das Herauskristallisieren neuer Gottesdienstformen - und verschweigt auch all die Probleme und Schwierigkeiten nicht, die auf diesem Weg auftauchen.

Auf diesem Weg mussten manche Christen Abschied nehmen von einem liebgewordenen Kindheitsglauben, von einer Frömmigkeit, die vom Gedanken der Ordnung bestimmt war. Sie beschreiben ihre eigene Entwicklung wie folgt:
"Gewiss, wir haben lange gebraucht, bis wir den zutiefst menschlichen Sinn der Worte und Taten Jesu erkannten, und fähig wurden, unsere Fragen nach "historischen Tatsachen" hintanzustellen. Die süßen Bilder von den Engelchen unserer Kindheit waren uns zu vertraut und lieb geworden, der Wandel Jesu auf dem See zu plastisch vorstellbar und die Verwandlung des Wassers in Wein auf der Hochzeit zu Kana zu sympathisch. Wir hatten die Bilder und Geschichten unserer Kindheit zu sehr verinnerlicht, um leicht von ihnen Abschied nehmen oder um sie als zweitrangig ansehen zu können. Bei uns Erwachsenen fungierten sie vielleicht sogar als Verdrängungsmechanismen gegenüber dem Ernst einer Botschaft, die es im Hier und Heute zu aktualisieren gilt. Denn die niedlichen Bilder waren uns vertrauter als der Realismus des Evangeliums, der uns mit konkreten Lebensaufgaben betraute bzw. uns das Leben selbst als Aufgabe stellte".

Es ist ein mühsamer, aber hoffnungsvoller Weg, der in diesem Buch beschrieben wird. Er deutet die Krise der Kirche als Chance um - und entwickelt mögliche Perspektiven.

"Aufs Ganze gesehen, hat sich also die Krise der Kirche in den modernen Gesellschaften als eine heilsame Krise erwiesen. Letztlich hat Gott aus Steinen wieder Kinder, Söhne und Töchter, erweckt. Denn diese haben ihre eigene Würde und ihre personale Berufung wiedergefunden. Sie sind wieder fähig und bereit geworden, ihre Stimme zu erheben und eine eigene Sprache zu sprechen. Sie haben erkannt, dass sich die wegweisenden und geschichtsmächtigen Worte und Taten Jesu nicht in festen Formen einfangen, nicht in zentralistischen Apparaten verwalten und nicht in selbsternannten Autoritäten repräsentieren lassen."


Letzte SeitenÄnderung: 08.03.2005.
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