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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Brennende Fragen zu Religion, Glaube, Kirche(n).  (2):
Mehr von Gott sprechen?

Oktober 2012

Von Kirchenleuten wird wiederholt gefordert, es müsste in der gegenwärtigen Zeit immer mehr und eindringlicher über Gott gesprochen und gepredigt werden. Sonst werde die Welt der Gottlosigkeit verfallen.

Der Evangelist Markus sieht dies, wie es scheint, anders (vgl. Mk 8.27-35). In seinem Evangelium schildert er das Zusammensein Jesu mit seinen Jüngern, die sich mit der Frage konfrontiert sehen: "Für wen halten die Menschen den Menschensohn"? Ihre Antworten sind zu erwarten und nicht überraschend. Sie halten Jesus für einen großen Propheten wie Johannes den Täufer, Elija... Mit diesen Antworten kommt ein ähnliches Verhalten zum Vorschein, wie wir es bis heute haben: Zu ihren Lebzeiten schenken sie großen Gestalten bzw. Propheten, d.h. Bahnbrechern des Zukünftigen... nur wenig Beachtung; oft werden sie sogar verdächtigt und des Bösen beschuldigt. Erst hundert oder zweihundert Jahre später, nach ihrem Tod, fängt man an, sie zu glorifizieren und heilig zu sprechen. Es wird der Eindruck erweckt, als wären sie makellose Helden gewesen, als hätten sie im Leben wunderbare Verhältnisse geschaffen. So wird auch Jesus in die Reihe der Propheten gestellt, der große Wundertaten vollbringt, wie Petrus es herausragend bekennt: "Du bist der Messias!" Der Sohn des lebendigen Gottes...

Jesus will offensichtlich nicht, dass er so verstanden und verkündet wird. Er weist auf die Probleme hin, die er mit den Hohenpriestern und Schriftgelehrten hat, auf deren Machenschaften und auf die der Gutwilligen und Gottesverehrer, die zu seinem Tode führen. Solche Unwahrscheinlichkeiten beim Schicksal Jesu wollen dem Petrus nicht in den Kopf. Denn einem Propheten und Messias kann man doch nichts Böses antun! Worauf Jesus ihn "Satan" nennt. Denn er setzt seine menschlichen Einsichten und Erwartungen gleich mit dem, was Gott denkt und plant.

Jesus lehnt den Titel "Messias" nicht unbedingt ab. Aber er verbietet den Jüngern, öffentlich darüber zu sprechen. Er macht also das Gegenteil von dem, was Kirchenleute heute fordern: nicht mehr, sondern weniger von Gott, dem Messias sprechen! Warum dieses seltsame Verbot Jesu? Weil das, was wir über Gott sagen und predigen, eher falsch als richtig ist! Unser Reden über Gott ist zu sehr vermischt mit unseren menschlichen und kirchlichen Interessen, Vorstellungen, Ansprüchen, Rechthabereien, Wahrheitsbehauptungen... Wenn wir über Gott sprechen, meinen wir zum großen Teil uns selbst. Das hat zu vielen Rivalitäten geführt, zu Kämpfen zwischen Völkern und Kulturen, zu grausamen Religionskriegen.

Im Grunde wissen wir über Gott nichts. Wir können seine Wege mit uns und der Menschheit immer nur schrittweise erahnen und bejahen. In unterschiedlichsten Lebenssituationen können wir immer nur fragen: Was willst Du, Herr, was wir tun sollen, welche Entscheidungen wird treffen und welche nächsten Schritte wir gehen sollen? Im Mut und Vertrauen auf Dich, der Du die Welt lenkst und leitest.

Der Messias, der selbst schwere menschliche Wege geht, fordert uns auf, täglich das Kreuz auf uns zu nehmen; das Leben so zu nehmen, wie es ist; schließlich das Leben zu verlieren, um es auf andere Weise zu gewinnen.

Warum auch das Schwere im Leben erdulden, tragen, durchstehen, das Kreuz auf sich nehmen? Offensichtlich geht es darum, unsere Ernsthaftigkeit auf die Probe zu stellen. Es soll geprüft werden, ob wir wirklich zu dem stehen, was wir glauben und beten. Wenn wir z.B. "Vater unser" beten; oder: "Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater" – wie ernst ist das zu nehmen; wie kann uns Gott beim Wort nehmen, wenn all unser religiöses Sagen und Reden im Leben keine Früchte trägt? Vor allem in Prüfungen, Versuchungen, Lebenskrisen ...können wir unter Beweis stellen, dass der Glaube an Gott eine ernsthafte Angelegenheit für uns ist. "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt" (Mt 7.21). –

Der Glaube muß sich im Leben bewähren; er muß Früchte des Guten tragen... Er entspricht nicht immer unserem Geschmack. Aber gerade die "Geschmacklosigkeit" lässt das alte Leben sterben, damit das neue werden kann. Es ist der Anfang des Ewigen.


Letzte SeitenÄnderung: 16.01.2013.
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