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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Unglaublich, was Christen glauben

Unglaublich, was Christen glauben (I).

Eine in früheren Jahrhunderten verständliche und gängige christlich-religiöse Sprach- und Symbolwelt gerät immer mehr in die Bedeutungslosigkeit. Das herkömmliche Reden über Gott und die Welt erweckt heute bereits bei jedem Schulkind und Jugendlichen Verständnislosigkeit und Ablehnung, sofern diese auch nur ansatzweise natur- bzw. humanwissenschaftlich "infiziert" sind. Bei aller "religiösen Unterweisung" wächst die Kluft zwischen Erlerntem und Erlebtem. In der Schule wird diese Kluft geradezu programmatisch vorangetrieben durch das Nebeneinander von naturwissenschaftlichen Fächern und Religionsunterricht. Das Christentum gerät in der Jugendzeit bereits ins Abseits: "Fortsetzung" in Familie und Beruf. Muß es sich selbst aufgeben? Oder muß es seine "Substanz" in eine neue Sprache gießen, im Horizont heutigen Weltverständnisses neu buchstabieren? In den folgenden Beiträgen I. ff soll über zentrale Aussagen des Glaubensbekenntnisses nachgedacht werden. Mehr...

Unglaublich, was Christen glauben (II).

Was ist das Wesen des Christentums? Für viele lautet schlicht und einfach die Antwort: Jesus Christus. Deshalb der große "Forscherdrang" nach dem "geschichtlichen Jesus", nach dem, was er eigentlich gesagt, gewollt, getan hat - jenseits und unabhängig von kirchenpolitischen Interessen. Ist das traditionell gewordene Kirchentum - was Strukturen, Theologie und Kirchenrecht angeht - die Fortsetzung und Entfaltung des Ursprünglichen oder, wenigstens teilweise, dessen Verkümmerung, Verdeckung, Verdrehung, Verdunkelung...? Sind aus den ursprünglichen Impulsen "Menschensatzungen" und "Kirchengebote" geworden (vgl. Mt 15.1ff und Mk 7.7ff)? - Solche Fragen stellen sich. Sie werden beantwortet mit einem Blick auf den "Mann aus Nazaret", den "exemplarischen Menschen" (K. Jaspers), vielfach "das den Menschen zugewandte Antlitz Gottes" genannt. Im Namen und Auftrag eines anderen wollte er - unter Einbeziehung seiner Jünger und Gefolgsleute - den Beginn einer "neuen Schöpfung". Mehr...

Unglaublich, was Christen glauben (III).

Das Christentum versteht sich als "frohe Botschaft". Vieles spricht dafür. Z.B. Weihnachten gibt besonders Anlaß dazu. Da ist beim Evangelisten Lukas von den Engeln die Rede, die das "Gloria in excelsis" singen. Boten Gottes verkünden mit der Geburt Jesu den "Frieden auf Erden". Die Ereignisse aber, die im Leben Jesu folgen, sind alles andere als "fröhlich" und ermutigend: das banale Alltagsleben in Nazaret; das Wanderpredigen in Galiläa mit dem Auf und Ab des Erfolges und der Zuhörerschaft; die wachsende Gegnerschaft und Feindschaft besonders auf Seiten der religiös und politisch Einflußreichen; schließlich der Tod am Kreuz wie der eines Verbrechers... Alles das weist eher auf eine anstrengende und für viele Menschen skandalöse Botschaft hin. Das naive und voreilige Reden über die "frohe Botschaft" könnte von Heutigen leicht als "Köder" empfunden werden, mit dem sie vereinnahmt und in Anspruch genommen werden sollen. Aus dem "Köder" wird dann unversehens ein Kater. Worum geht es bei dieser Botschaft wirklich? Mehr...

Unglaublich, was Christen glauben (IV).

Kann man heute noch glauben - im Zeitalter umwälzender neuer Erkenntnisse in Human- und Naturwissenschaften? Was heißt überhaupt "glauben"? Die Kirchen haben darauf Antworten gegeben: Glaube ist eine Gottesgabe; ein Geschenk; ein Geheimnis; ist Nicht-Wissen... Darüber hinaus haben sie klare und eindeutige Glaubensbekenntnisse vorgelegt. Sie sollen offensichtlich dazu dienen, Unsicherheiten in Fragen des Glaubens zu beseitigen. Aber je mehr der Wille zu Sicherheit und Eindeutigkeit vorherrschend wird, desto unsicherer scheinen viele in Fragen des Glaubens zu werden - so als gehörten zum Glauben weniger feste Sätze und Sicherheiten als vielmehr Fragen, Zweifel, Ungewißheit und Wagnis. Außerchristliche bzw. archaische Formen des Glaubens bestätigen es. Je mehr Unsicherheiten und Zweifel "amtlich" genommen werden, je mehr bohrende Fragen und Nachfragen verhindert werden, desto eher schwindet die Fähigkeit zum Glauben.

Glaubensbekenntnisse also: zum Lernen, Aufsagen, Nachbeten und zum äußeren Zusammenhalt christlicher Gemeinden gut, fürs Glauben-Lernen aber schlecht, geradezu tödlich? Vieles weist darauf hin. Glaubenssätze und -formeln werden als "theologische Spekulation" entlarvt, als Selbstbehauptungsstrategien gegenüber Andersdenkenden, als nichtssagende Worthülsen ohne nennenswerte Wirkung im Leben...

In Zeiten der Zweifel und neu sich stellender Fragen wird Eines deutlich: die Antwort auf die Frage nach den Möglichkeiten des Glaubens kann nie ein für allemal gegeben werden... Mehr...

Unglaublich, was Christen glauben (V).

Wenn im herkömmlichen Denken von "Glaube" und "Religion" die Rede ist, sind in Wirklichkeit die Kirchen und Konfessionen im Blickfeld. So schien es selbstverständlich: wer einer offiziellen Religion angehört, ist "gläubig". Konfessionslose sind es nicht. Was früher immer selbstverständlich war, hat aufgehört, es zu sein. Nicht nur "religiöses Denken", sondern auch Feste und Wertvorstellungen - früher feste Bestandteile kirchlichen Lebens - sind dabei, sich zu "emanzipieren". Sie wandern aus den Kirchen aus. Sie sind "profan" geworden. Dazu gehören die Narren- und Karnevalszeit; ebenso die 40 Tage danach, die früher einmal als "religiöse Fastenzeit" begangen wurden. Dagegen stehen "profan" gewordene Formen des Fastens. Sie haben verschiedene Namen: Gesundheits- und Fitnessfasten; Entschlackungs- und Heilfasten; Frühlingsfasten; Magerfasten (bis zur Magersucht).

Gehören sie zu den "ehrbaren Verhaltensweisen", die wirklich im Leben und zum Leben weiterhelfen? Sind die Formen des "Egotrips", der Selbsttäuschungen und der Lebenslügen? Stehen sie im Einklang mit dem wirklichen Leben, so wie es ist? Was heißt eigentlich: "wirkliches Leben"? ... Mehr...

Unglaublich, was Christen glauben (VI).

Für Betroffene ist es erschreckend zu beobachten, wie sehr das "Image" der Kirchen einen Tiefstand erreicht hat. Wenigstens seit dem 2.Weltkrieg ist es immer mehr "bergab" gegangen. War Hochhuths "Stellvertreter" der entscheidende Auslöser? Oder das Verhalten wichtiger Kirchenfürsten während der NS-Zeit? Ist der allgemeine Säkularisierungsschub, der durch unsere Gesellschaften geht, daran schuld?

Man kann die Fragen bis ins Unendliche weiter stellen, ohne eine eindeutig-plausible Antwort zu finden. Faktum ist: mit dem "Imageverlust" der Kirchen sinken auch der Wert und die Bedeutung des "Substantiellen", worum es ursprünglich ging und überhaupt geht? Auf das "Nein zur Kirche" in weiten Kreisen folgt automatisch das "Nein zu Jesus" und dem, was er wirklich gewollt hat...

Im Folgenden soll nur eine Frage und eine Antwort versucht werden, die mit persönlichen Fragen und Zweifeln etwas zu tun haben. Es geht also nicht um "die Kirche", auch nicht um deren "frohe Botschaft", sondern zunächst um uns selbstMehr...

Unglaublich, was Christen glauben (VII).

Daß sich die "Gnadenanstalt Kirche" - so der Religionssoziologe M. Ebertz - im "freien Fall" befindet, ist ein offenes Geheimnis. Daß die "Ursachenforschung" in vollem Gange ist, weiß auch jedermann. Dabei wird die Tatsache, daß die "frohe Botschaft" in einer säkular und unkirchlich sich gebenden Welt kein besonderes Gehör findet, speziell für die Verkünder dieser Botschaft eine arge Herausforderung und Enttäuschung. Zudem liegen Mißverständnisse vor: was als die eine Kirche suggeriert wird, ist keine Realität; heilig bedeutet nicht, daß es in ihr keine Sünde gibt; katholisch war ursprünglich nicht "konfessionell" gemeint und apostolische Nachfolge von Anfang an - darauf wird, um der eigenen Legitimation willen, unter allen Umständen bestanden. Bei lesenden und bibeltreuen Christen meldet sich inzwischen das vielleicht gravierendste Problem: was Kirche ist, sein will und wie sie sich darstellt, findet sich meist nicht in dem "heiligsten der Bücher". Da sind die monarchischen, patriarchalischen, hierarchisch-klerikalen Strukturen - mit feudalistischem Auftreten und höfisch-byzantinischem Gepränge; da ist das Zentriertsein auf Kirchenämter und Sakramente; da ist die schwer verständliche "systematische Lehre" als ganzheitliche Ausformulierung des Glaubens; da gibt es Kirchenrecht und moralische Vorschriften und Verbote, die vielen uneinsichtig bleiben... Das alles erschüttert den Glauben an die Kirche. Kann sich alles Gewordene auf Jesus berufen? Diese Frage stellt sich auch den reformierten Kirchen, die die Freiheit des Christenmenschen betonen. Ihnen geht es nicht besser. Die Ursachen für den allgemeinen Niedergang müssen also tiefer liegen. Mehr...

Unglaublich, was Christen glauben (VIII).

Im Evangelium ist wiederholt vom "Sauerteig" des Wortes Gottes die Rede - so, als wäre etwas beim Menschen und in der Geschichte wirksam, welches langsam, aber beständig wächst. Ebenso wird vom "Geist Gottes" gesprochen, der in der gesamten Schöpfung wirkt, wo immer er will. Könnte es also sein, daß dieser "Sauerteig" unter dem Einfluß des Geistes mehr das Leben von Menschen bestimmt und es prägt, als es von vielen "religiös Festgelegten" wahrgenommen wird? Bei allem "Unkraut des Bösen", welches in der Welt wuchert, wächst auch der "Weizen des Guten". Ihn zu fördern, ist eine eminent pädagogische, weniger doktrinäre Aufgabe. Für die Kirchen wäre es das Gebot der Stunde, aus ihrer übergroßen theologischen Beschäftigung mit sich selbst auszubrechen, um in dem für sie weithin "fremden Land", welches "moderne Menschheit" heißt, pädagogische Kräfte zu entfalten. Dabei könnte sie erkennen, welches die Wege Gottes mit der Menschheit sind... Mehr...

Unglaublich, was Christen glauben (IX).

Es gibt ein plattdeutsches Märchen vom "Fischer und seiner Frau". Der biedere Fischer hat einen verzauberten Fisch, den Butt, freigelassen. Dieser erfüllt daraufhin die Forderungen der unersättlichen und größenwahnsinnigen Frau des Fischers, die in einer erbärmlichen Hütte wohnt. Zunächst verschafft er ihr ein schönes Steinhaus, dann ein Schloß. Dann macht er sie zur Königin, Kaiserin, zuletzt sogar zur Päpstin. Aber stets unzufrieden mit ihrem Reichtum und ihrem Glück, muß der Butt ihr eine letzte Bitte erfüllen: sie will wie der liebe Gott werden! Und die Reaktion des Butt: geh´ wieder zurück in deine erbärmliche Hütte!

Die Erklärung dieser Geschichte ist vieldeutig. Auf den ersten Blick wird die Fischersfrau für ihren Übermut bestraft. Sie hat zu hoch gepokert! Deshalb muß sie zurück in ihr erbärmliches Leben.

Bei näherem Zusehen jedoch deutet sich eine andere Sicht der Dinge an: der Fischersfrau wurde tatsächlich der letzte Wunsch erfüllt! Sie ist wie Gott geworden. Aber Gott bedarf nicht der Schätze und Reichtümer dieser Welt. Wenn der Mensch das Göttliche in sich verkörpert; wenn er Gott gefunden hat, ist er nicht mehr auf Reichtum, Ehre, Macht, Glanz und Gloria angewiesen. All das braucht Gottes Macht und Wirken nicht. Ohne das alles kommt er ans Ziel. Deshalb konnte er auch als mittelloser Wanderprediger durch Galiläa ziehen, sich mit Fischern, Zöllnern, einfachen Frauen und Männern abgeben, sich sogar dem Spott und der Hinrichtung seiner mächtigen und einflußreichen Gegner überantworten. Gottes Wirken ist anders als das der Menschen. Er macht sogar die Klugheit der Klugen und die Weisheit der Weisen zunichte... Mehr...

Unglaublich, was Christen glauben (X).

Heute, in Zeiten des Umbruchs und der Krise, stellt sich die Frage nach der Zukunft des Glaubens. Sogar die Medien interessieren sich dafür - angesichts des drohenden "Kampfes der Kulturen" und des allgemeinen Werteverfalls. Wohin führt der Weg des Christentums? Die SZ zeichnet in ihrer Pfingstausgabe vom 29/31. Mai 2004 die Zukunft des Christentums eindeutig als charismatisch, pfingstlich, fundamentalistisch geprägt. Im Jahr 2030 gäbe es in Lateinamerika bereits mehr "Pfingstler als Katholiken". Ähnlich werde es in Afrika und Asien sein. Natürlich dürfe man die sehr unterschiedlichen Gruppen und Gemeinschaften nicht in einen und denselben Topf werfen. Nicht alle seien "radikal fundamentalistisch". Dennoch ließen sich gemeinsame Grundzüge bei allen erkennen, die in dieselbe Richtung weisen.

Sie leben mehr oder weniger alle aus der "Erfahrung reiner Innerlichkeit" nach dem Motto: "Danke, Jesus, dass ich nicht mehr Drogen nehme" - eine Spiritualität ganz im Gegensatz zur Befreiungstheologie. Letztere frage noch nach den Gründen der Sucht, sei geprägt von einem hohen Maß an ziviler und sozialer Verantwortung, jene nicht. Bei jenen werde das Leben in Schubladen sortiert, in Gute und Böse, Erlöste und Unerlöste. Die Bibel werde wörtlich genommen: das Entstehen der Welt und des Kosmos sei dem Sechs-Tage-Werk Gottes zu verdanken; die zehn Gebote seien wie vom Himmel gefallen und Frauen dürften auf keinen Fall irgendwelche kirchliche Ämter bekleiden...

Solche Mentalitäten liebten das Magische, seien anti-aufklärerisch, anti-intellektuell. Vielfach unterstützt mit Geld und bedacht auf öffentliches Aufsehen, würden sie leicht zu einer drohenden Kirchen- und Christentumsspaltung, "ohne Knall, Konzil und Luther". Sie könnten sich schnell zu einer Kampfes-Religion entwickeln, dem militanten Islamismus sehr verwandt. - Und die großen Kirchen Europas und Nordamerikas? - Sie leiden an chronischer Glaubenssklerose...

Auf der einen Seite also Aufbruch, Neubeginn oder Modeerscheinung statt wirkliche Besinnung auf das Wesentliche? Auf der anderen Seite Niedergang, Resignation? - An solchen Fragen scheiden sich die Geister. Was Menschen sich als geistbeseelt einreden oder erfahren, kann leicht Selbsttäuschung sein, Massensuggestion - aufwendig betriebene Verdeckung, Verdrängung und Kompensation von Selbstzweifeln und persönlichen Krisen. Die Frage nach der wirklichen Glaubwürdigkeit einer Religion ist damit noch lange nicht berührt - auch durch aufwendige kultische Aufmärsche noch lange nicht beantwortet. Dennoch stellt sich in Umbruchszeiten die Frage auf radikale, unverzichtbare Weise... Mehr...

Unglaublich, was Christen glauben (XI).

In der Passions- und Osterzeit waren die Zeitungen voll von Gedanken über den Kreuzes- und Auferstehungsglauben der Christen. Die einen bezeichneten – voreilig – das Kreuz als Zeichen des Heils und der Auferstehung zu neuem Leben, was selbst Christen auf Anhieb nicht einsichtig ist. Andere ärgerten sich über die weinenden und klagenden Gestalten der Passion; ebenso wie über die Blut bespritzte Dornenkrone… Ihnen wären Menschen der Revolte und des Aufruhrs gegen Gott und alle Kreuze der Welt lieber gewesen – eine Haltung, die sich auch im Evangelium findet. Folgender Text knüpft an Mathäus 16.21-27 an. Er möge also bitte nur gelesen werden, wenn der Mathäustext hinzugenommen wird. Mehr...


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