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Unglaublich, was Christen glauben
Unglaublich,
was Christen glauben (I).
Eine in früheren Jahrhunderten
verständliche und gängige christlich-religiöse Sprach- und
Symbolwelt gerät immer mehr in die Bedeutungslosigkeit. Das
herkömmliche Reden über Gott und die Welt erweckt heute bereits
bei jedem Schulkind und Jugendlichen Verständnislosigkeit und
Ablehnung, sofern diese auch nur ansatzweise natur- bzw.
humanwissenschaftlich "infiziert" sind. Bei aller "religiösen
Unterweisung" wächst die Kluft zwischen Erlerntem und Erlebtem.
In der Schule wird diese Kluft geradezu programmatisch
vorangetrieben durch das Nebeneinander von
naturwissenschaftlichen Fächern und Religionsunterricht. Das
Christentum gerät in der Jugendzeit bereits ins Abseits:
"Fortsetzung" in Familie und Beruf. Muß es sich selbst aufgeben?
Oder muß es seine "Substanz" in eine neue Sprache gießen, im
Horizont heutigen Weltverständnisses neu buchstabieren? In den
folgenden Beiträgen I. ff soll über zentrale Aussagen des
Glaubensbekenntnisses nachgedacht werden. Mehr...
Unglaublich,
was Christen glauben (II).
Was ist das Wesen des Christentums? Für
viele lautet schlicht und einfach die Antwort: Jesus Christus.
Deshalb der große "Forscherdrang" nach dem "geschichtlichen
Jesus", nach dem, was er eigentlich gesagt, gewollt, getan hat -
jenseits und unabhängig von kirchenpolitischen Interessen. Ist
das traditionell gewordene Kirchentum - was Strukturen,
Theologie und Kirchenrecht angeht - die Fortsetzung und
Entfaltung des Ursprünglichen oder, wenigstens teilweise, dessen
Verkümmerung, Verdeckung, Verdrehung, Verdunkelung...? Sind aus
den ursprünglichen Impulsen "Menschensatzungen" und
"Kirchengebote" geworden (vgl. Mt 15.1ff und Mk 7.7ff)? - Solche
Fragen stellen sich. Sie werden beantwortet mit einem Blick auf
den "Mann aus Nazaret", den "exemplarischen Menschen" (K.
Jaspers), vielfach "das den Menschen zugewandte Antlitz Gottes"
genannt. Im Namen und Auftrag eines anderen wollte er - unter
Einbeziehung seiner Jünger und Gefolgsleute - den Beginn einer
"neuen Schöpfung". Mehr...
Unglaublich,
was Christen glauben (III).
Das Christentum versteht sich als "frohe
Botschaft". Vieles spricht dafür. Z.B. Weihnachten gibt
besonders Anlaß dazu. Da ist beim Evangelisten Lukas von den
Engeln die Rede, die das "Gloria in excelsis" singen. Boten
Gottes verkünden mit der Geburt Jesu den "Frieden auf Erden".
Die Ereignisse aber, die im Leben Jesu folgen, sind alles andere
als "fröhlich" und ermutigend: das banale Alltagsleben in
Nazaret; das Wanderpredigen in Galiläa mit dem Auf und Ab des
Erfolges und der Zuhörerschaft; die wachsende Gegnerschaft und
Feindschaft besonders auf Seiten der religiös und politisch
Einflußreichen; schließlich der Tod am Kreuz wie der eines
Verbrechers... Alles das weist eher auf eine anstrengende und
für viele Menschen skandalöse Botschaft hin. Das naive und
voreilige Reden über die "frohe Botschaft" könnte von Heutigen
leicht als "Köder" empfunden werden, mit dem sie vereinnahmt und
in Anspruch genommen werden sollen. Aus dem "Köder" wird dann
unversehens ein Kater. Worum geht es bei dieser Botschaft
wirklich? Mehr...
Unglaublich,
was Christen glauben (IV).
Kann man heute noch glauben - im Zeitalter
umwälzender neuer Erkenntnisse in Human- und
Naturwissenschaften? Was heißt überhaupt "glauben"? Die Kirchen
haben darauf Antworten gegeben: Glaube ist eine Gottesgabe; ein
Geschenk; ein Geheimnis; ist Nicht-Wissen... Darüber hinaus
haben sie klare und eindeutige Glaubensbekenntnisse vorgelegt.
Sie sollen offensichtlich dazu dienen, Unsicherheiten in Fragen
des Glaubens zu beseitigen. Aber je mehr der Wille zu Sicherheit
und Eindeutigkeit vorherrschend wird, desto unsicherer scheinen
viele in Fragen des Glaubens zu werden - so als gehörten zum
Glauben weniger feste Sätze und Sicherheiten als vielmehr
Fragen, Zweifel, Ungewißheit und Wagnis. Außerchristliche bzw.
archaische Formen des Glaubens bestätigen es. Je mehr
Unsicherheiten und Zweifel "amtlich" genommen werden, je mehr
bohrende Fragen und Nachfragen verhindert werden, desto eher
schwindet die Fähigkeit zum Glauben.
Glaubensbekenntnisse also: zum Lernen, Aufsagen, Nachbeten und
zum äußeren Zusammenhalt christlicher Gemeinden gut, fürs
Glauben-Lernen aber schlecht, geradezu tödlich? Vieles weist
darauf hin. Glaubenssätze und -formeln werden als "theologische
Spekulation" entlarvt, als Selbstbehauptungsstrategien gegenüber
Andersdenkenden, als nichtssagende Worthülsen ohne nennenswerte
Wirkung im Leben...
In Zeiten der Zweifel und neu sich stellender Fragen wird Eines
deutlich: die Antwort auf die Frage nach den Möglichkeiten des
Glaubens kann nie ein für allemal gegeben werden... Mehr...
Unglaublich,
was Christen glauben (V).
Wenn im herkömmlichen Denken von "Glaube"
und "Religion" die Rede ist, sind in Wirklichkeit die Kirchen
und Konfessionen im Blickfeld. So schien es selbstverständlich:
wer einer offiziellen Religion angehört, ist "gläubig".
Konfessionslose sind es nicht. Was früher immer
selbstverständlich war, hat aufgehört, es zu sein. Nicht nur
"religiöses Denken", sondern auch Feste und Wertvorstellungen -
früher feste Bestandteile kirchlichen Lebens - sind dabei, sich
zu "emanzipieren". Sie wandern aus den Kirchen aus. Sie sind
"profan" geworden. Dazu gehören die Narren- und Karnevalszeit;
ebenso die 40 Tage danach, die früher einmal als "religiöse
Fastenzeit" begangen wurden. Dagegen stehen "profan" gewordene
Formen des Fastens. Sie haben verschiedene Namen: Gesundheits-
und Fitnessfasten; Entschlackungs- und Heilfasten;
Frühlingsfasten; Magerfasten (bis zur Magersucht).
Gehören sie zu den "ehrbaren Verhaltensweisen", die wirklich im
Leben und zum Leben weiterhelfen? Sind die Formen des
"Egotrips", der Selbsttäuschungen und der Lebenslügen? Stehen
sie im Einklang mit dem wirklichen Leben, so wie es ist? Was
heißt eigentlich: "wirkliches Leben"? ... Mehr...
Unglaublich,
was Christen glauben (VI).
Für Betroffene ist es erschreckend zu
beobachten, wie sehr das "Image" der Kirchen einen Tiefstand
erreicht hat. Wenigstens seit dem 2.Weltkrieg ist es immer mehr
"bergab" gegangen. War Hochhuths "Stellvertreter" der
entscheidende Auslöser? Oder das Verhalten wichtiger
Kirchenfürsten während der NS-Zeit? Ist der allgemeine
Säkularisierungsschub, der durch unsere Gesellschaften geht,
daran schuld?
Man kann die Fragen bis ins Unendliche weiter stellen, ohne eine
eindeutig-plausible Antwort zu finden. Faktum ist: mit dem
"Imageverlust" der Kirchen sinken auch der Wert und die
Bedeutung des "Substantiellen", worum es ursprünglich ging und
überhaupt geht? Auf das "Nein zur Kirche" in weiten Kreisen
folgt automatisch das "Nein zu Jesus" und dem, was er wirklich
gewollt hat...
Im Folgenden soll nur eine Frage und eine Antwort
versucht werden, die mit persönlichen Fragen und Zweifeln
etwas zu tun haben. Es geht also nicht um "die Kirche",
auch nicht um deren "frohe Botschaft", sondern zunächst
um uns selbst. Mehr...
Unglaublich,
was Christen glauben (VII).
Daß sich die "Gnadenanstalt Kirche" - so
der Religionssoziologe M. Ebertz - im "freien Fall" befindet,
ist ein offenes Geheimnis. Daß die "Ursachenforschung" in vollem
Gange ist, weiß auch jedermann. Dabei wird die Tatsache, daß die
"frohe Botschaft" in einer säkular und unkirchlich sich gebenden
Welt kein besonderes Gehör findet, speziell für die Verkünder
dieser Botschaft eine arge Herausforderung und Enttäuschung.
Zudem liegen Mißverständnisse vor: was als die eine
Kirche suggeriert wird, ist keine Realität; heilig
bedeutet nicht, daß es in ihr keine Sünde gibt; katholisch
war ursprünglich nicht "konfessionell" gemeint und
apostolische Nachfolge von Anfang an - darauf wird, um der
eigenen Legitimation willen, unter allen Umständen bestanden.
Bei lesenden und bibeltreuen Christen meldet sich inzwischen
das vielleicht gravierendste Problem: was Kirche ist, sein
will und wie sie sich darstellt, findet sich meist nicht in dem
"heiligsten der Bücher". Da sind die monarchischen,
patriarchalischen, hierarchisch-klerikalen Strukturen - mit
feudalistischem Auftreten und höfisch-byzantinischem Gepränge;
da ist das Zentriertsein auf Kirchenämter und Sakramente; da ist
die schwer verständliche "systematische Lehre" als ganzheitliche
Ausformulierung des Glaubens; da gibt es Kirchenrecht und
moralische Vorschriften und Verbote, die vielen uneinsichtig
bleiben... Das alles erschüttert den Glauben an die Kirche.
Kann sich alles Gewordene auf Jesus berufen? Diese Frage stellt
sich auch den reformierten Kirchen, die die Freiheit des
Christenmenschen betonen. Ihnen geht es nicht besser. Die
Ursachen für den allgemeinen Niedergang müssen also tiefer
liegen. Mehr...
Unglaublich,
was Christen glauben (VIII).
Im Evangelium ist wiederholt vom
"Sauerteig" des Wortes Gottes die Rede - so, als wäre etwas beim
Menschen und in der Geschichte wirksam, welches langsam, aber
beständig wächst. Ebenso wird vom "Geist Gottes" gesprochen, der
in der gesamten Schöpfung wirkt, wo immer er will. Könnte es
also sein, daß dieser "Sauerteig" unter dem Einfluß des Geistes
mehr das Leben von Menschen bestimmt und es prägt, als es von
vielen "religiös Festgelegten" wahrgenommen wird? Bei allem
"Unkraut des Bösen", welches in der Welt wuchert, wächst auch
der "Weizen des Guten". Ihn zu fördern, ist eine eminent
pädagogische, weniger doktrinäre Aufgabe. Für die Kirchen
wäre es das Gebot der Stunde, aus ihrer übergroßen theologischen
Beschäftigung mit sich selbst auszubrechen, um in dem für sie
weithin "fremden Land", welches "moderne Menschheit" heißt,
pädagogische Kräfte zu entfalten. Dabei könnte sie erkennen,
welches die Wege Gottes mit der Menschheit sind... Mehr...
Unglaublich,
was Christen glauben (IX).
Es gibt ein plattdeutsches Märchen vom
"Fischer und seiner Frau". Der biedere Fischer hat einen
verzauberten Fisch, den Butt, freigelassen. Dieser erfüllt
daraufhin die Forderungen der unersättlichen und
größenwahnsinnigen Frau des Fischers, die in einer erbärmlichen
Hütte wohnt. Zunächst verschafft er ihr ein schönes Steinhaus,
dann ein Schloß. Dann macht er sie zur Königin, Kaiserin,
zuletzt sogar zur Päpstin. Aber stets unzufrieden mit ihrem
Reichtum und ihrem Glück, muß der Butt ihr eine letzte Bitte
erfüllen: sie will wie der liebe Gott werden! Und die Reaktion
des Butt: geh´ wieder zurück in deine erbärmliche Hütte!
Die Erklärung dieser Geschichte ist vieldeutig.
Auf den ersten Blick wird die Fischersfrau für ihren Übermut
bestraft. Sie hat zu hoch gepokert! Deshalb muß sie zurück in
ihr erbärmliches Leben.
Bei näherem Zusehen jedoch deutet sich eine andere Sicht der
Dinge an: der Fischersfrau wurde tatsächlich der letzte Wunsch
erfüllt! Sie ist wie Gott geworden. Aber Gott bedarf nicht der
Schätze und Reichtümer dieser Welt. Wenn der Mensch das
Göttliche in sich verkörpert; wenn er Gott gefunden hat, ist er
nicht mehr auf Reichtum, Ehre, Macht, Glanz und Gloria
angewiesen. All das braucht Gottes Macht und Wirken nicht. Ohne
das alles kommt er ans Ziel. Deshalb konnte er auch als
mittelloser Wanderprediger durch Galiläa ziehen, sich mit
Fischern, Zöllnern, einfachen Frauen und Männern abgeben, sich
sogar dem Spott und der Hinrichtung seiner mächtigen und
einflußreichen Gegner überantworten. Gottes Wirken ist anders
als das der Menschen. Er macht sogar die Klugheit der Klugen und
die Weisheit der Weisen zunichte... Mehr...
Unglaublich,
was Christen glauben (X).
Heute, in Zeiten des Umbruchs und der
Krise, stellt sich die Frage nach der Zukunft des Glaubens.
Sogar die Medien interessieren sich dafür - angesichts des
drohenden "Kampfes der Kulturen" und des allgemeinen
Werteverfalls. Wohin führt der Weg des Christentums? Die
SZ zeichnet in ihrer Pfingstausgabe vom 29/31. Mai 2004 die
Zukunft des Christentums eindeutig als charismatisch,
pfingstlich, fundamentalistisch geprägt. Im Jahr 2030 gäbe
es in Lateinamerika bereits mehr "Pfingstler als Katholiken".
Ähnlich werde es in Afrika und Asien sein. Natürlich dürfe man
die sehr unterschiedlichen Gruppen und Gemeinschaften nicht in
einen und denselben Topf werfen. Nicht alle seien "radikal
fundamentalistisch". Dennoch ließen sich gemeinsame Grundzüge
bei allen erkennen, die in dieselbe Richtung weisen.
Sie leben mehr oder weniger alle aus der "Erfahrung reiner
Innerlichkeit" nach dem Motto: "Danke, Jesus, dass ich nicht
mehr Drogen nehme" - eine Spiritualität ganz im Gegensatz zur
Befreiungstheologie. Letztere frage noch nach den Gründen der
Sucht, sei geprägt von einem hohen Maß an ziviler und sozialer
Verantwortung, jene nicht. Bei jenen werde das Leben in
Schubladen sortiert, in Gute und Böse, Erlöste und
Unerlöste. Die Bibel werde wörtlich genommen:
das Entstehen der Welt und des Kosmos sei dem Sechs-Tage-Werk
Gottes zu verdanken; die zehn Gebote seien wie vom Himmel
gefallen und Frauen dürften auf keinen Fall irgendwelche
kirchliche Ämter bekleiden...
Solche Mentalitäten liebten das Magische, seien
anti-aufklärerisch, anti-intellektuell. Vielfach unterstützt
mit Geld und bedacht auf öffentliches Aufsehen, würden sie
leicht zu einer drohenden Kirchen- und Christentumsspaltung,
"ohne Knall, Konzil und Luther". Sie könnten sich schnell zu
einer Kampfes-Religion entwickeln, dem militanten
Islamismus sehr verwandt. - Und die großen Kirchen Europas
und Nordamerikas? - Sie leiden an chronischer
Glaubenssklerose...
Auf der einen Seite also Aufbruch, Neubeginn oder
Modeerscheinung statt wirkliche Besinnung auf das Wesentliche?
Auf der anderen Seite Niedergang, Resignation? - An
solchen Fragen scheiden sich die Geister. Was Menschen sich als
geistbeseelt einreden oder erfahren, kann leicht
Selbsttäuschung sein, Massensuggestion - aufwendig betriebene
Verdeckung, Verdrängung und Kompensation von Selbstzweifeln und
persönlichen Krisen. Die Frage nach der wirklichen
Glaubwürdigkeit einer Religion ist damit noch lange nicht
berührt - auch durch aufwendige kultische Aufmärsche noch lange
nicht beantwortet. Dennoch stellt sich in Umbruchszeiten die
Frage auf radikale, unverzichtbare Weise... Mehr...
Unglaublich,
was Christen glauben (XI).
In der Passions- und Osterzeit waren die
Zeitungen voll von Gedanken über den Kreuzes- und
Auferstehungsglauben der Christen. Die einen bezeichneten –
voreilig – das Kreuz als Zeichen des Heils und der Auferstehung
zu neuem Leben, was selbst Christen auf Anhieb nicht einsichtig
ist. Andere ärgerten sich über die weinenden und klagenden
Gestalten der Passion; ebenso wie über die Blut bespritzte
Dornenkrone… Ihnen wären Menschen der Revolte und des Aufruhrs
gegen Gott und alle Kreuze der Welt lieber gewesen – eine
Haltung, die sich auch im Evangelium findet. Folgender Text
knüpft an Mathäus 16.21-27 an. Er möge also bitte nur gelesen
werden, wenn der Mathäustext hinzugenommen wird. Mehr...
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