Wie viel "Würde" hat der Mensch? Kann der Mensch seine Würde
verfehlen?
Wie viel
"Würde" hat der Mensch? Kann der Mensch seine Würde verfehlen?
(I)
Die Rede von der "Würde des Menschen" ist
weltweit zu einem Allgemeingut geworden. Es gibt Kirchen,
Organisationen und Verbände, die darüber wachen. Wo
Menschenrechte verletzt werden, da treten sie lautstark in
Erscheinung. Denn es gibt bis auf den heutigen Tag politische
und religiöse Systeme genug, die die Menschenrechte verletzen.
Allgemein glaubt man dies in den "unterentwickelten Ländern"
mehr feststellen zu können als in den "zivilisierten". Bei
letzteren scheinen die Menschenrechte deshalb eher gesichert,
weil es die Pressefreiheit gibt und weil viel darüber geredet
wird. Dann fällt in der Praxis kaum auf, dass oft nicht
realisiert wird, worüber man selbstverständlich redet.
In allen Gesellschaften, besonders in Diktaturen und Ideologien,
herrscht der Hang vor, Menschen zu gängeln und unter ihren
Einflussbereich zu bringen, sie machtpolitisch zu missbrauchen
und in ihrer Eigenentwicklung nicht zum Zuge kommen zu lassen.
Hierarchische "Seilschaften" und "Machtstrukturen" bilden sich
überall: in jedem Büro, in jeder Firma, in jeder menschlichen
Gemeinschaft, erst recht im Großen der Welt. Sie sorgen dafür,
dass die Unmündigen unmündig bleiben, die Kleinen klein, die
Einflusslosen einflusslos...
Normalerweise werden die Mächtigen in Politik, Wirtschaft,
Religion... umso mächtiger, je mehr es gelingt, die Unmündigen
in ihrer Unmündigkeit zu halten. Hierarchische Machtstrukturen
leben geradezu von der Dummheit und Ignoranz der vielen. Äußere
Umstände können dann bewirken, dass Menschen nicht zu ihrer
Würde und Persönlichkeit finden. Aber auch da, wo solche
"äußeren Hindernisse" fehlen - in freien und demokratischen
Gesellschaften mit viel Wohlstand, in denen "Brot und Spiele"
ermöglicht werden - stellt sich das Faktum heraus, dass der
Mensch vor lauter Bequemlichkeit gar nicht erst dazu kommt,
"Würde" zu haben; dass er sich selbst dem Anspruch entzieht,
der mit seiner Würde gegeben ist; dass er hartnäckig nicht das
sein will, was seine Würde ausmacht...
Wo der Mensch nicht zu seiner eigenen Entfaltung und
Persönlichkeit kommt und kommen will, da ist die Würde des
Menschen äußerlich und gesellschaftlich allein nicht
durchsetzbar. Der Mensch muß selbst eine eigene Kraft und
Initiative dazu entwickeln. Er muß selbst die Erfahrung von
"Würde" machen, wenn er nicht ins Banale, ins
Terroristische, ins Menschenverachtende... versinken
will. Die Gefahren dazu sind heute größer denn je.
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"Würde" hat der Mensch? Kann der Mensch seine Würde verfehlen?
(II)
Angesichts des Terrors in der Welt und
wachsender Gewalt stellen sich die Fragen, welche persönlichen
und sozialen Faktoren die heimlichen Wegbereiter zu brutalen
Ereignissen sind; welche "humanen Werte" es zu mobilisieren gilt
- statt auf Mittel der Gegengewalt zu vertrauen? In einer
globalisierten Welt, in der Wohlstand und wirtschaftliche
Interessen den primären Ton angeben, ist die Gefahr groß, dass
der Mensch nicht frei und erwachsen wird; dass er sich der Würde
versagt, die ihm gegeben ist. Geistige Trägheit ist die eine,
partielles Wahrnehmungsvermögen die andere Gefahr. Letztere
blendet, um eigener Interessen und Gewohnheiten willen,
vorhandene Fakten und Tatsachen einfach aus. Was nicht zur
Kenntnis genommen wird, löst kein Problem, sondern führt zu
einem Problemstau - wird zu einem kochenden Vulkan, der
irgendwann und irgendwo plötzlich ausbricht.
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"Würde" hat der Mensch? Kann der Mensch seine Würde verfehlen?
(III)
Es gibt Lebensbereiche heute, in denen
sich eine sehr ideologische und dogmatische Sichtweise
eingeschlichen hat - auch in der Politik. Das führt - neben
anderen Faktoren - zum Werteverfall mit den Fakten: man
rechnet nicht mehr mit Realitäten, sondern vertraut auf
"Wahrheiten" und Parolen, die den Anschein der Plausibilität
erwecken. Bei deren Verfechtern steckt oft der Drang dahinter
nach Prestige, Erfolg im Konkurrenzkampf, stressigen
Auseinandersetzungen um jeweils eigener Vorteile willen.
Dennoch: " Vorteile" sind sie nur scheinbar. Denn das Ergebnis
sind "völlig flexible, von allen Bindungen losgelöste
Menschen... Sie können nicht wertorientiert handeln. Für sie ist
nichts verbindlich", schreibt das Magazin "Zeitzeichen". "Humane
Tugenden" wie Teamgeist, Aufeinanderangewiesensein,
Nächstenliebe, gegenseitige Hilfe... seien außerordentlich
notwendig - nicht nur, "um menschliches Leben sinnvoll zu
gestalten", sondern auch als "eminente Produktivkräfte" in der
Wirtschaft. -
Zwei Bewegungen scheinen das heutige Leben zu bestimmen:
wirtschaftlicher und technischer Tatendrang - bei gleichzeitigem
Werte-Verlust. Oft gehört viel Tapferkeit dazu, um sich gegen
oberflächliche Entwicklungen zu behaupten .Der Mangel an
Zivilcourage, den man auch Feigheit nennen könnte,
führt immer abgrundtiefer in den Werteverfall.
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