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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Unglaublich, was Christen glauben (IX).

Mai 2004

Es gibt ein plattdeutsches Märchen vom "Fischer und seiner Frau". Der biedere Fischer hat einen verzauberten Fisch, den Butt, freigelassen. Dieser erfüllt daraufhin die Forderungen der unersättlichen und größenwahnsinnigen Frau des Fischers, die in einer erbärmlichen Hütte wohnt. Zunächst verschafft er ihr ein schönes Steinhaus, dann ein Schloß. Dann macht er sie zur Königin, Kaiserin, zuletzt sogar zur Päpstin. Aber stets unzufrieden mit ihrem Reichtum und ihrem Glück, muß der Butt ihr eine letzte Bitte erfüllen: sie will wie der liebe Gott werden! Und die Reaktion des Butt: geh´ wieder zurück in deine erbärmliche Hütte!

Die Erklärung dieser Geschichte ist vieldeutig. Auf den ersten Blick wird die Fischersfrau für ihren Übermut bestraft. Sie hat zu hoch gepokert! Deshalb muß sie zurück in ihr erbärmliches Leben. -
Bei näherem Zusehen jedoch deutet sich eine andere Sicht der Dinge an: der Fischersfrau wurde tatsächlich der letzte Wunsch erfüllt! Sie ist wie Gott geworden. Aber Gott bedarf nicht der Schätze und Reichtümer dieser Welt. Wenn der Mensch das Göttliche in sich verkörpert; wenn er Gott gefunden hat, ist er nicht mehr auf Reichtum, Ehre, Macht, Glanz und Gloria angewiesen. All das braucht Gottes Macht und Wirken nicht. Ohne das alles kommt er ans Ziel. Deshalb konnte er auch als mittelloser Wanderprediger durch Galiläa ziehen, sich mit Fischern, Zöllnern, einfachen Frauen und Männern abgeben, sich sogar dem Spott und der Hinrichtung seiner mächtigen und einflußreichen Gegner überantworten. Gottes Wirken ist anders als das der Menschen. Er macht sogar die Klugheit der Klugen und die Weisheit der Weisen zunichte.


 IX. Der Glaube an das mächtige Wirken des heiligen Geistes.

1. Religiöses Denken ist nicht "reine Vernunft".

Von Werner Heisenberg stammt ein Wort, welches den Wandel des "religiösen Denkens" der Menschheit seit Jahrtausenden zum "vernünftigen Denken" der Aufklärung kennzeichnet. Er schreibt: "Während im Mittelalter das, was wir heutzutage die symbolische Bedeutung einer Sprache nennen, in einer gewissen Weise die primäre Wirklichkeit war, verwandelt sich diese Wirklichkeit in das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können" (in Physik und Philosophie).

Heisenberg unterscheidet hier zwischen zwei grundverschiedenen Denkweisen: die eine ist "vernünftig", durch "rationales Argumentieren" bestimmt, die andere ist "symbolisch". Der Unterschied mag wieder an einem Beispiel verdeutlicht werden. Ein Holzhändler geht durch einen Wald. Er sucht die Nutzhölzer aus, die er braucht, um seine Möbel zimmern zu können. Sein Blick ist also "zweckgerichtet"; er verfolgt ein bestimmtes Ziel. Es geht um sein Geschäft, um die Ausübung seines Berufes, schließlich ums Geldverdienen.

Ganz anders ist der Blick des afrikanischen Dichters B. Diop, der sein "Walderlebnis" wie folgt beschreibt: "Erlausche nur geschwind/ die Wesen in den Dingen./ Hör sie im Feuer singen/ hör sie im Wasser mahnen/ und lausche in den Wind:/ das ist der Hauch der Ahnen".-

Dieses Walderlebnis ist alles andere als zweckgerichtet. Hier läßt sich jemand hörend auf die Sprache der Natur ein. Mit den "Wesen der Dinge" fühlt er sich vertraut; er erlebt sich selbst in Ruhe und Geborgenheit als ein mitschwingendes und ahnendes Wesen. Er ist ein Teil vom Ganzen der Natur. Mit den Ahnen sieht er sich in einem großen Lebenszusammenhang. Er ist nicht einsam und allein. Denn hinter allem waltet und west ein großartiger Gleichklang, eine vielgestaltige Symphonie. In ihr hat jedes Teil der Schöpfung seinen Platz und seine Rolle, findet Glück und Harmonie. Wer sich im großen Geschehen der Welt und der Schöpfung auf sich selbst einläßt; wer sich eingefügt in einen vorgegebenen universalen Zusammenhang, der "glaubt" nicht mehr an eine Ahnenwelt oder an einen Gott in Buchstaben und Sätzen, sondern er "weiß" darum. Er "weiß" mit Sicherheit um das Richtige und Wahre, ohne beweisen und argumentieren zu müssen. Es ist wie eine "innere Stimme", die sein Leben bestimmt und jede menschliche Logik weit hinter sich läßt.

Wer solche religiöse Erfahrung gemacht hat - sei es in der Natur oder im eigenen Leben - , dessen Gedanken verlaufen ganz anders als menschliche Ambitionen sie vorgeben. Nach L. Wittgenstein können diese sogar den "Tod des Denkens" zur Folge haben. Die Philosophin Edith Stein war zunächst konzentriert und fasziniert vom logischen Denken in strenger Wissenschaftlichkeit. Aber ihr Leben mündete in eine persönliche Betroffenheit - ausgelöst durch das schwere Kreuzesschicksal ihrer Bekannten, Frau Reinach. Ihre Erschütterung führte dazu, daß sie ihre gesamte Philosophie als "naive Selbsttäuschung" empfand. Ihr Leben wurde von nun an von einer "negativen Theologie" bestimmt. Für sie gab es nur noch eine "getane Wahrheit". Sie schreibt: "Erkennen und Künden gehören zusammen. Aber je höher die Erkenntnis ist, desto dunkler und geheimnisvoller ist sie, desto weniger ist es möglich, sie in Worte zu fassen. Der Aufstieg zu Gott ist ein Aufstieg ins Dunkel und Schweigen".-

Diese Dunkelheit ist keine Dunkelheit der Vezweiflung oder Depression, sondern eine Einsicht in die menschliche Unfähigkeit, Gott näher zu kommen. Es ist eine Dunkelheit der Sinne, des Geistes, sogar des Glaubens. Erst in der Erfahrung menschlichen Ungenügens leuchtet ein neues Licht auf, eine tiefere Einsicht und Erkenntnis. Es ist der Beginn der "eigentlichen Gotteserkenntnis".

Edith Stein ist bei ihrem Denken offensichtlich an eine Vernunft-Grenze gestoßen, die der anderer großer Geister sehr ähnlich ist. So hat Thomas von Aquin seine gesamte Theologie als "leeres Stroh" bezeichnet. Und L. Wittgenstein kommt zu der lapidaren Feststellung: "Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgendeines schlichten Unsinns". Und an anderer Stelle: "Wir fühlen, daß selbst, wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind". Friedrich Nietzsche will Vieles gar nicht erst wissen. Er meint, der Erkenntnis müßten freiwillig Grenzen gegenüber dem Unsagbaren gezogen werden...

2. Religiöses Wissen ist eher "Nicht-Wissen".

Aus der Religionsgeschichte ließen sich noch viele andere Beispiele erläutern, die gegenüber dem "Unsagbaren" dem "religiös-symbolischen Denken" den Vorzug geben. Es zeigt eigentlich, daß Gott "ganz anders" ist als menschliche Vorstellungskraft. Die Menschen müssen einen Sensus, eine "Antenne" dafür entwickeln. Wer dagegen Gott "vernünftig" zu erfassen versucht; wer die Schriften des AT´s und NT´s als naturwissenschaftliche oder historische Dokumente "logisch" versteht und betrachtet; wer ebenso die Gleichnisse Jesu "theologisch-eindeutig" und "zweifelsfrei" erklärt; wer auf diese oder andere Weise dogmatisch fixiert ist und bleibt, der muß eines Tages die ernüchternde Erfahrung machen, daß ihm die "theologische Vernunft" immer wieder Streiche spielt. Denn mit seiner "Vernunft" befindet er sich auf einem Holzweg. Weil er beansprucht, die "einzig richtige Antwort" auf eine Frage zu wissen oder die "einzig richtige Auslegung" einer biblischen Geschichte zu kennen, muß er sich im Laufe der Zeit immer wieder andere Auslegungsmöglichkeiten einfallen lassen.

Theologisch läuft er mit seinen "neuen Interpretationen" der Zeit hinterher, ohne sie einholen zu können. Bei seinem stringend- logischen Argumentieren, welches aufgeschlossen und "zeitnah" zu sein beansprucht, hat er Eines nicht begriffen: auch bei den Gleichnissen Jesu geht es nicht um "richtig" oder "falsch", sondern um die Frage, wie ein Mensch sich mit ihnen zu identifizieren vermag, wie er sich selbst versteht und begreift; wie er selbst seinen "Ort" und Selbstverständnis im Ganzen des Schöpfungs- und Erlösungsgeschehens Gottes ausfindig macht...

3. Der Geist des Unbequemen, des Unangepaßten, des Grenzen Sprengenden.

Wer vom "Geist Gottes" als einem "zentralen Glaubensbekenntnis" der Christen redet, muß sich auf das Aufbrechen von Denkblockaden, von geistigen Verödungen und Versteppungen, von Denksklavereien und -verkrustungen gefaßt machen. Nach S. Kierkegaard ist die Ethik der eigentliche "Ort" und die Basis der Kommunikation Gottes mit den Menschen. Nach ihm hat Jesus nicht die Dozenten erfunden, die das Christentum zur "Lehre" gemacht haben. Das Christentum ist niemals nur "Lehre" oder "intellektueller Kampf". Der Geist Gottes "desillusioniert". Er führt ins Leben, in den Kampf, in die Lebens-Auseinandersetzung, in die Fremde, in die Verbannung, in das Leiden. Darin wird dem Menschen Licht geschenkt und Vergebung. Der Mensch, so vom Geist Gottes geleitet, wird dabei selbst "Geist", indem er Nebensächliches als nebensächlich begreift, auf Wesentliches und Bleibendes sein Augenmerk richtet...

In Kampf und Auseinandersetzungen mit den "Zeichen der Zeit" - der eigentlichen "Sprache Gottes mit den Menschen" - muß der Mensch alle Ereignisse des Lebens und der Welt "symbolisch" zu denken und "christlich" zu bewältigen lernen. Aber Gott fordert nicht nur durch die "Zeichen der Zeit" heraus; er "verquickt" sie auch mit Seinem Wirken und Beistand. Dieser ist nicht ein für allemal in Worte zu fassen, ist nicht festgelegt wie ein "Fahrplan" mit genauer Angabe des "Zielbahnhofs", sondern immer nur geeignet, die nächsten Schritte im Leben zu tun. Für den Menschen geht es um das "Erahnen" und schrittweise Erkennen des verborgenen Sinns der Welt, der geistigen "Urkraft", die allem Geschehen von Anfang an innewohnt.

Während der Mensch dauernd auf der Suche nach Heimat und Geborgenheit ist, nach Sicherheit und Erdgebundenheit, nach fertigen Antworten in abgeschlossenen geistigen Systemen, ist der Geist Gottes eher der Vorantreibende nach neuen Horizonten und Ufern. Das macht sein Wirken unbequem und "aufmüpfig". Denn dem Menschen wird dabei aufgegeben, auf keiner Stufe zu ruhen - auch in keinem noch so gut durchdachten und abgesicherten Glaubenssystem. Das macht auch jeden kirchenamtlichen Anspruch auf "Unfehlbarkeit" fragwürdig. Denn kein Satz, kein Zeugnis, keine Überzeugung kann groß genug sein, um sich dispensieren zu können von der Notwendigkeit der "offenen Augen und Ohren" gegenüber den Abläufen der jeweiligen Zeit.

Weil es im Christentum immer um die "Zeichen der Zeit" geht, um das Wohl des Menschen und das Heil der Welt, müssen diese konkret im Blick behalten werden. Die "Antrittsrede" Jesu in seiner Vaterstadt ist bereits bezeichnend: "Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe" (Lk 4,18-19).

Als die frommen Gläubigen dies und anderes zu hören bekamen, gerieten sie in Wut (Lk 4.28). Das alles paßte nicht in ihr herkömmliches religiöses Denken. Ebenso war es mit der Pfingstrede des Petrus. Da spricht Gott: "Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure jungen Männer werden Visionen haben, und eure Alten werden Träume haben. Auch über meine Knechte und Mägde werde ich von meinem Geist ausgießen in jenen Tagen, und sie werden Propheten sein. Ich werde Wunder erscheinen lassen droben am Himmel und Zeichen unter der Erde: Blut und Feuer und qualmenden Rauch. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und herrliche Tag. Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet" (Apg 2.17-21).

Genau diesen Geist will Jesus denen geben, "die an ihn glauben" (Joh 7.39). Jesus hat immer wieder gezeigt, daß es sich beim Geist Gottes um eine Kraft handelt, der Fesseln sprengt; der jede Enge und Engstirnigkeit überwindet; der weit über das hinauswirkt, was Menschen sich auszudenken und vorzustellen vermögen. Vor allem geht es ihm immer um den Menschen. Dies kann nicht einfach durch eine fromme Rede gewährleistet sein, durch einen Aufruf und Appell zu mehr "Glaube" und "Glaubwürdigkeit". Alle Maßnahmen genügen nicht oder gehen ins Leere, wenn die innere Dynamik und Kraft nicht begriffen werden, die jedem Menschen und dem ganzen Weltgeschehen innewohnen. Wo sie nicht begriffen werden, erweisen sich noch so wortgewaltige Prediger und Akteure als "Geisterfahrer in der falschen Richtung".

Was die innere Werdedynamik des Menschen betrifft, so wurde jedem eine Gabe gegeben: die Gabe der Weisheit oder der Lehre, der Glaubenskraft oder des Heilens, der prophetischen Rede oder der Wunderkraft, der Unterscheidung der Geistes oder Zungenrede... "Dies alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er eine besondere Gabe zu, wie er will" (1 Kor 12.11; vgl auch das Gleichnis mit den Talenten: Mt 25.15-28).

Aus solcher Sicht heraus könnte man von einer Pädagogik Gottes mit den Menschen sprechen. Diese hat nichts mit Dressur und wenig mit Regelungen zu tun, sondern mit dem Wachsen und Reifen des einzelnen zu innerer Freiheit und eigener Befähigung. Dabei kann der Mensch sinnvoll eigentlich nichts anderes mit-wirken als im Sinne Gottes hellwach und sehend zu bleiben. Nicht zu Unrecht haben frühere Theologen in der geistigen Trägheit die größte Sünde des Menschen erkannt. Sie kann nicht verziehen werden; denn es ist eine Sünde "wider den Geist" (vgl. Mt 12.31-32).-

4. Einige Impulse, denen jeder religiös wache Christ ausgesetzt ist.

Von Helmut Thielicke stammt das Wort: "Christliche Sattheit ist schlimmer als hungriges Heidentum". Wenn nämlich davon ausgegangen werden muß, daß das Wirken des heiligen Geistes in der ganzen Schöpfung auf wirksame, aber auch unaufdringliche Weise geschieht, bedarf es auf Seiten des Menschen einer besonderen Offenheit und Wachheit, um dieses Wirken erahnen bzw. "begreifen" zu können. Menschen aller Zeiten und Religionen berichten darüber, daß dieses Wirken sie erreicht hat in Zeiten besonderer Betroffenheit, in Umbruchs- und Krisensituationen. In konkreten Lebenslagen sei ihnen eine Hoffnung und Ahnung aufgegangen von einem "ganz Anderen". E. Stein spricht vom "Angerührtsein von einer anderen Welt".

Lebenslagen, die eine besondere Aufmerksamkeit hervorgerufen haben und hervorrufen, können sein:
- 4.1 Der Umgang mit der Natur. Naturereignisse wie der Sternenhimmel, das Brausen des Meeres, die aufgehende Sonne, das Rauschen der Wälder, die Buntheit der Naturfarben und die Mannigfaltigkeit ihrer Formen... - das alles sind "Anlässe" zum Nach-Denken und Sich-aufgehoben-wisssen in einem großen sinnvollen Lebenszusammenhang.

- 4.2 Zeiten besonderer Gottverlassenheit, Gottesfinsternis und Glaubenszweifel. Diese werden gewöhnlich in Krisenerfahrungen ausgelöst, in Lebenskatastrophen, in Krankheiten, in Leid und Todesgefahren. Dann werden nicht nur Zweifel geweckt am bisher Geglaubten, sondern diese können auch zu einem Stachel und Ansporn für ein tieferes Begreifen und Verstehen von Lebenszusammenhängen werden. Viele gehen innerlich gestärkt und auf ungeahnte Weise ermutigt aus solchen Situationen hervor.

- 4.3 Das Betrachten von Kunstwerken und das Lesen von Büchern. In allen Kulturen und Religionen gibt es alte und moderne Gebets-, Lieder- und Dichtertexte; es gibt Bilder und Photos, in denen Menschen ihre hellen und dunklen (Gottes)erfahrungen besingen oder beklagen. Beim Lesen oder Betrachten vermögen sie zweierlei auszulösen: Identitäts- oder Distanzierungsmechanismen. Menschen finden darin "ihr Eigenes", ihre ureigene (religiöse) Sprache und Vorstellungswelt. Dabei wachsen Selbstwertgefühl, Standfestigkeit, Selbstbewußtsein, Gesprächs-, Gemeinschafts- und Gemeindefähigkeit (vgl.Apg 2,1-13).

- 4.4 Krisen- und Aufbruchszeiten bei sich distanzierenden pubertierenden und "rebellierenden" Jugendlichen. Diese können als Antrieb dafür verstanden werden, daß von jungen Menschen die Lebensfragen, die für Erwachsene bereits "klar" und "eindeutig" sind, als nicht klar und eindeutig ansehen werden. Was bei Erwachsenen leicht Panik und Katastrophenstimmung auszulösen vermag, sind für Jugendliche Aufgabe und Antrieb, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und "Zukunft" zu gestalten - mit allen darin liegenden Risiken und Chancen.

- 4.5 Krisen im Christentum und in den Kirchen. Die einen kehren deren Symptome einfach unter den Tisch. Sie greifen auf alte Muster und Handlungsweisen zurück: auf religiös-traditionelle Festlichkeiten, Massenveranstaltungen, Jugendfestivals, Wallfahrten usw. - Ohne deren (relative) Bedeutung zu leugnen, erwecken sie doch den Eindruck: da wird ein "neuer Wein" versucht, aber die "alten Schläuche" bleiben (Mt 9,17). Solche Fahrten "in die Zukunft" erweisen sich meistens als Irr- und Geisterfahrten - von denen am spätesten erkannt, die sich zuvor als "hartnäckig im Guten" besonders hervortaten.

Andere sehen in Krisenzeiten Katastrophenzeiten, ohne die Chance zu erkennen, die sich darin verbirgt. Denn in Wirklichkeit sind sie immer eine Mahnung an die Menschen, daß es nicht genügt, bei Vergangenem stehen zu bleiben. Gottes allmächtiges Wirken ist niemals Genüge getan. Seine Wege und Weisungen führen immer in eine andere Zeit, an andere Ufer und Horizonte. Für den Menschen stellen sie ungeahnte und ungewollte Herausforderungen dar, die es zu bewältigen gilt. Dabei ist und bleibt "die größte Sünde" wider das Wirken des heiligen Geistes.


Letzte SeitenÄnderung: 02.03.2011.
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