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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Das Leben ist Vorbereitung auf eine Hochzeit.

(Nach Mt 22.1-14; Ev. vom 28. Sonntag im Jahr A)

Oktober 2011

In seinen Predigten scheint Jesus wenig philosophisch oder theologisch begabt. Wenigstens nicht in unserem Sinne. Wenn er es gewesen wäre, würde er einen komplizierten Vortrag halten über die "Auferstehung" und über all die Fragen, die Theologen und Kirchen beschäftigen: Auferstehung mit Leib und Seele? Oder zuerst mit der Seele? Oder doch eher "Wiedergeburt", wie es die Buddhisten lehren?... Am Ende würden die Zuhörer/Innen sagen: Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug wie je zuvor...

Jesus bedient sich – statt komplizierter Vorträge und Definitionen – der Geschichten und Gleichnisse. Im Evangelium heute ist von der Hochzeit des Königssohnes die Rede, bei der alles getan wird, um sie gut vorzubereiten. Ochsen und Mastkälber werden geschlachtet... Nachdem alles perfekt vorbereitet ist, werden alle vorgesehenen Gäste eingeladen. Diese wollen aber nicht kommen. Sie täuschen alle möglichen Entschuldigungen vor: sie müssen das Feld bestellen oder in den Laden gehen... Sie schicken die Knechte des Königs weg und töten sie sogar. Offensichtlich sind sie zu aufdringlich geworden gegenüber den unwilligen Eingeladenen, sind ihnen auf die Nerven gegangen. Zum Schluß bleibt dem König nichts anderes übrig als diejenigen zur Hochzeit zuzulassen, die vorher nicht geladen waren. –

Warum wollten die ursprünglich Geladenen nicht zur Hochzeit des Königs gehen? Wie heute, waren auch damals die Hochzeiten sehr beliebt, die Geladenen fühlten sich geehrt und feierten manchmal drei Tage und drei Nächte lang. Warum schlugen sie trotzdem die Einladung aus? War der König unbeliebt? Zur Hochzeit mussten sie sich angemessen vorbereiten. Sie mussten sich ordentlich waschen, was in einer wasserarmen Gegend nicht leicht war. Sie mussten saubere Kleider tragen und ein Geschenk besorgen. Vielleicht fürchteten sie auch, beim Hochzeitsmahl mit Menschen an einem Tisch sitzen zu müssen, die ihre Feinde waren, mit denen sie nicht reden wollten und die unversöhnlich waren. Ohne notwendige innere und äußere Vorbereitung hätte dass Feiern zu einem langweiligen und ermüdenden Zusammensein führen können. Alte Rivalitäten und Feindschaften hätten aufleben können...

Es gab also gute Gründe, nicht hinzugehen. Die dem Feld und dem Laden den Vorzug gaben – das Evangelium lässt bei ihnen vermuten, dass es Menschen kennt, die zwar hervorragend ihre Garten- und Berufsarbeit verrichten, aber unfähig und unwillig sind, das Leben und Zusammenleben mit anderen in Frieden und Versöhnungsbereitschaft zu gestalten. Wo normale Lebensvoraussetzungen nicht gegeben sind, kann das Feiern zu einer Plage werden. Dennoch: zur Hochzeit fordert der König die äußere Sauberkeit und die innere Bereitschaft der Aussöhnung und gegenseitigen Achtung. Es kommt nicht nur auf Äußerlichkeiten an, sondern auch auf die Bereitschaft zu friedlichem Zusammensein.

Das Evangelium weist auf all das hin, was nötig ist, um in den Hochzeitssaal eingelassen zu werden. Es meint eigentlich das ganze Leben des Menschen. Es wird vom Anfang bis zum Ende als Vorbereitung auf eine Hochzeit verstanden. Was normalerweise "Auferstehung" heißt, wird hier als "Hochzeit" beschrieben. Die Gefahr bei der lebenslangen Vorbereitung auf die Hochzeit besteht darin, dass Menschen bei aller Tüchtigkeit im Leben, bei Feld- und Berufsarbeit leicht in Bagatellgeschichten und Engstirnigkeiten hineingeraten können. In den banalen Alltäglichkeiten kann die Linie des Lebens aus dem Auge verloren gehen, eben Ziel und Sinn des Lebens überhaupt. Alltagserwartungen werden dann zu wichtigsten Zielen, die es zu erreichen gilt.

Wo dies in einer perfekten und stressigen Arbeitwelt geschieht, ist keine Zeit mehr für Ruhe, Muße, für Ewiges und Endgültiges. Und doch ist jedem Menschen die Aufgabe dazu gestellt. Weil jedem Menschen die Möglichkeit dazu gegeben wird, kann es sogar sein, dass am Ende jene berufen werden, die nicht auserwählt waren. Es kann geschehen, was das Evangelium sagt: Viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt.


Letzte SeitenÄnderung: 12.10.2011.
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