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Sonntagsgedanken für den Alltag (3):
Kein Stein wird auf dem anderen bleiben.
(Nach Lk 21.5-19; Ev. v. 33.So.i.J.C)
Dezember 2010
Jeder von uns Zeitgenossen hat schon einmal vor einem prachtvollen Bau
gestanden: vor einem Nationaldenkmal; vor einer Burg oder gotischen
Kathedrale; vor einer schmuckvollen Barockkirche; oder vor seiner eigenen
liebgewordenen Heimatkirche... Man stelle sich vor: während des Staunens und
der Bewunderung über deren Innen- und Außenausstattung kommt jemand und
sagt: Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben! Alles wird zerstört
werden! Wie würde man darauf reagieren? Mit Empörung? Mit Widerwillen? Mit
Ärger und Feindseligkeit?
Das Evangelium schildert eine ähnliche Situation. Die Leute staunen über den
Prachttempel in Jerusalem, geschmückt mit schönen Steinen und
Weihegeschenken. Die Auskunft Jesu: Es wird kein Stein auf dem anderen
bleiben; alles wird niedergerissen! – Tatsächlich ist der Tempel 70 Jahre
später dem Erdboden gleichgemacht worden. Jesus prophezeit noch andere
Ereignisse. Er spricht von den falschen Propheten, die überall
"Heilsbotschaften" verkünden; von Seuchen und Hungersnöten; von
schrecklichen Dingen und gewaltigen Zeichen am Himmel; von Kriegen und
Aufständen: "Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen
das andere"... Auch in den Familien wird es turbulent zugehen. Eltern,
Brüder, Verwandte und Freunde werden nicht zurückstehen, wenn es darum geht,
Christen, die es ernst meinen, zu verfolgen und ins Gefängnis zu werfen...
Was im Evangelium geschildert wird – Vieles davon ist bereits Wirklichkeit
geworden. Die Medien berichten täglich darüber. Besonders grausam ist es zu
sehen, was Menschen – wie wilde Tiere – anderen Menschen antun. In Kriegen
werden täglich Hunderte ermordet, vergewaltigt, zu Tode gefoltert. Während
der beiden Weltkriege waren es Millionen, die sogar in die Gaskammern
getrieben wurden. Angesichts unzähliger Verbrechen konnte Dieter Lattmann in
seinem Roman "Die Brüder" (1986) schreiben: "Ich glaube nicht, dass Gott es
einmal sein wird, der uns Menschen auslöscht. Die Menschheit selber wird es
sein, die sich aus Hass, Begierde und Neid zugrunde richtet".
Jesus hat die turbulenten Weltereignisse als Voranzeichen für die Endzeit
verkündet. Denn die Welt als Welt wird einmal ein Ende haben. Damit wollte
er die Menschheit nicht in Angst und Schrecken versetzen. Er wollte
bestimmte Ereignisse nicht als "Strafgerichte Gottes" deklarieren, wie es
Vertreter von Kirchen und Sekten allzu oft getan haben und tun. Wenn Jesus
das Ende und dessen bedrohliche Anzeichen voraussagt, dann will er nichts
anderes als Menschen zur Besinnung und zum Nachdenken bringen. Das ziemlich
eindringlich, indem er realistisch darauf hinweist, dass die Menschen seit
der Zeit des Noah dieselben geblieben sind. Sie essen, trinken, tanzen und
feiern. Sie wollen nicht wahr haben, dass die Flut steigt, die alle und
alles zu vernichten droht.
"Bleibt standhaft und ihr werdet das Leben gewinnen", heißt es zum Schluss.
Standhaft bleiben im Glauben und in der Nachfolge Jesu! Standhaft an die
Worte und Taten Jesu glauben, sie weitersagen und tun! Jesus rät dazu. Dabei
wird den Ausharrenden auf unverhoffte Weise Leben und Stärke geschenkt.
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