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Pater Fritz Köster
Propsteistraße 2
56154 Boppard-Hirzenach
Alles Leben ist Herausforderung,
welche nach Antwort verlangt.
   
Bild: Pater Fritz Köster SAC.

Sonntagsgedanken für den Alltag (8):
Der Pakt mit dem Teufel, ein riskantes, aber beliebtes Spiel.

(Nach Mt 4.1-11; Ev. v. 1.Fastensonntag A)

März 2011

1. Die Welt könnte besser sein, wäre Jesus dem Teufel gefolgt ...(?)
Am Anfang seines öffentlichen Wirkens wird Jesus "vom Geist" in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. So lesen wir im heutigen Evangelium. Jesus widersteht den drei Versuchungen. Wie schön und vorteilhaft wäre es für die Menschheit vielleicht doch gewesen, hätte Jesus dem Teufel nachgegeben. Aus Steinen Brot werden lassen! Es gäbe bis auf den heutigen Tag keine Hungersnöte mehr. Es würden nicht täglich Hunderte von Kindern an Unterernährung sterben. Und das fatale Ungleichgewicht zwischen arm und reich, zwischen ungebildet und gebildet... hätte von Anfang an keine Rolle gespielt. Die Antwort Jesu auf den Teufel: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein..." ist sicher richtig und einsichtig, wenn der Wunsch nach Brot zur Ess- und Fresssucht führt. Andererseits kann kein Mensch vom "Wort, das aus dem Munde Gottes kommt" leben, wenn er nichts zu essen hat...


Jesus hat sich der zweiten Versuchung nach Geltung und Ansehen widersetzt. Beides hätte er reichlich bekommen können, wenn er vor den Menschen das Aufsehen erregende Schauspiel inszeniert hätte, sich vom Tempel herabzustürzen; wenn er dabei – dank des Eingreifens von Engeln – unversehrt geblieben wäre. Menschen brauchen Geltung und Ansehen, wenn sie im öffentlichen Leben stehen; wenn sie gesellschaftlich etwas zum Besseren verändern wollen; wenn sie Gleichgesinnte um sich scharen wollen, die mit ihnen am gleichen Strick ziehen. Gewiss: Geltung und Ansehen dürfen nicht zur Überheblichkeit führen; nicht zu Arroganz und Fehleinschätzung der eigenen Leistungen. Missbrauchtes Ansehen, welches stets der Korrektur bedarf, mindert aber nicht die Wichtigkeit von Geltung und Macht.

Jesus geht nicht auf die dritte Versuchung zu Macht und Besitz ein. Er verweist auf die "Anbetung Gottes". Aber was nützen Frömmigkeit und Anbetung, wenn es keine Macht gibt, die über die nötigen Möglichkeiten und Mittel verfügt, um Barmherzigkeit zu praktizieren; um Hungrige zu speisen und Nackte zu bekleiden; um Durstigen etwas zu trinken zu geben und Kranke beim Sterben zu begleiten... Gewiss, bei allzu viel Stress und caritativer Tätigkeit können Muße und Gelassenheit, Frömmigkeit und Spiritualität verloren gehen. Trotzdem wäre es schlimm, würden Christen sich auf ihre "Innerlichkeit" und Frömmigkeit beschränken, um nichts Gutes mehr in der Welt zu bewirken. Der Glaube müsste buchstäblich als "beschränkt" angesehen werden.

2. Menschliche Anliegen können unversehens "des Teufels sein".
Wie gesagt und frech vermutet: die Welt wäre sicher nicht schlechter dran, wenn Jesus dem Teufel nachgegeben hätte! Auf den ersten Blick ist es unverständlich, dass er es nicht tat, obwohl die Wüstenzeit des Hungerns und Darbens genug Anlass dazu gegeben hätte. Warum tat er es nicht? Hat er bei seiner Wüsten-"Spiritualität" keine Antenne mehr gehabt für menschliche und allzu "weltliche" Angelegenheiten? Der Verdacht liegt nahe, dass Jesus durch sein Verhalten deutlich machen wollte, dass viele menschliche Anliegen schnell und unerwartet in die Nähe teuflischer Ambitionen gelangen können. Dafür spricht schon der Hinweis des Evangeliums, dass in menschlichen Angelegenheiten der Teufel immer dabei sein will.

Das Leben näher betrachtet, hat der Teufel tatsächlich irgendwie immer die Finger im Spiel. Im Evangelium gilt er als der große Widersacher Gottes. Wenn Gott das Heil des Menschen will; wenn er will, dass sich der Mensch als "Krone der Schöpfung" entfaltet; wenn er spannungsreiche Beziehungen in Familie und Gemeinschaft im Kampf um die Liebe fruchtbar und heilsam gestaltet haben möchte; wenn es Gemeinschaften geben soll, in denen sich der Einzelne seelisch und geistig entfaltet; wenn es den Menschen aufgegeben ist, in einer oft heillosen und zerrissenen Welt Orte der Heimat und Geborgenheit zu schaffen, dann kann man sicher sein, dass bei allem Vertrauen auf Gott immer auch der Teufel eine Rolle spielt. Unversehens schleichen sich in das Getriebe menschlichen Zusammenlebens seine Störmanöver ein. Sie heißen Korruption, Ausbeutung, Mobbing, Karrieresucht, Geld- und Machtgier, Hochnäsigkeit und Berufungsdünkel, eingebildete Auserwählung und Überlegenheit über andere, Rechthaberei im "Namen Gottes", Missionseifer denen gegenüber, die "außerhalb Gottes" sind. -

Der Teufel stellt sich in unseren Phantasiegebilden allzu sehr als hässliches, ungeheures Tier dar, versehen mit einer Fratze, mit Schwanz und Hörnern. Man kann im Glauben an den Teufel auch ein "dualistisches Weltbild" konstruieren, wie es griechische Philosophen früher und christliche Theologen bis in unsere Zeit hinein herbeireden. Aber als Widersacher kann der Teufel kein ebenbürtiger Gegenspieler Gottes sein. Ihm ist vielmehr jene geheimnisvolle Macht gegeben, die den Anschein des Guten erweckt, um dennoch den Samen des Bösen zu säen – ein Same, der unversehens blüht und gedeiht. Er ist wie ein Versucher in Wüstensituationen des Lebens. Seine Machenschaften sind nur schwer zu durchschauen. Wie es scheint, unterliegen diejenigen am meisten seinem Einfluss, die den Eindruck erwecken, als könnten sie aus Steinen Brot machen; als wären sie erhaben über Geltungssucht und Gier nach Ansehen; als wollten sie nie als "wichtige Persönlichkeiten" auf den ersten Plätzen sitzen, um von allen gesehen und geehrt zu werden...

3. Jesu "anstrengende Botschaft".
Vielleicht ist die Fastenzeit am meisten dazu geeignet, sich der fatalen Mechanismen bewusst zu werden, die unser persönliches und gemeinschaftliches Leben durchziehen und unterschwellig beeinflussen. Sicher ist es nicht im Sinne Gottes, dass in unserer Zeit der Vermassung und der Verführbarkeit der Vielen durch die Lautstarken die Stimme des persönlichen Gewissens und der persönlichen Verantwortung verloren geht; dass uns oft bis die Kleinigkeiten des Lebens hinein moralische Maßstäbe, die wir lautstark zu vertreten gewohnt sind, abhanden kommen; dass wir in Familie, Betrieb und Gemeinde nicht selten dieselben Machtspiele spielen, wie wir sie bei den "Großen der Welt" anprangern.

Die Zumutung, uns selber zu durchschauen und nicht nur die anderen, in der vorösterlichen Zeit die "Bekehrung" und "Umkehr" zu versuchen, zeigt uns, dass die "frohe Botschaft" Jesu ziemlich anstrengend und gemein ist. Sie hat etwas mit der Wüste zu tun, in der Selbstbegegnung und Selbsterforschung notwendig sind, um zu klärenden, "österlichen" Einsichten und Erfahrungen zu kommen. Am Aschermittwoch heißt es: "Denk daran, dass du aus der Erde gekommen bist und zur Erde zurückkehrst". Du bist wie ein Samenkorn, das in die Erde fällt und sterben muß, um im österlichen Licht neu empor zu wachsen.


Letzte SeitenÄnderung: 02.03.2011.
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