Kleines Handbuch christlicher Lebensführung
Der Einfluss der Kirchen in den
westeuropäischen und anderen Ländern ist massiv im Schwinden;
der "Glaube" geht verlustig; christliche Werte scheinen überholt
und nicht mehr gefragt. Kein Wunder, dass die Nervosität wächst.
In Hektik werden Gegenmaßnahmen unter Anspruchnahme der Medien,
theologischer Bücher und religiöser Großveranstaltungen
getroffen. Bisweilen erwecken sie den (oberflächlichen?)
Eindruck neuen religiösen Erwachens. Aber welche Maßnahmen sind
wirklich tragfähig? Welche verhelfen dem Menschen zum Leben?
Welche werden dem Urheber des Christentums gerecht und nicht nur
einfach dem Selbsterhalt der Kirchen?
(I):
Was muss man über den Glauben "wissen"?
Jedermann
erinnert sich noch des eigenen Religionsunterrichts: man kann
und muß viel über den Glauben "wissen". Deshalb lernen die
Kinder biblische Geschichten kennen und erzählen; sie lernen die
sieben Sakramente; theologische Wahrheiten über die Kirche, die
Erschaffung der Welt, über die Würde des Menschen und die
Vorsehung Gottes bleiben ihnen nicht unbekannt.
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(II):
Wer war Jesus Christus?
Der erklärte
Atheist und Agnostiker A. Gide, einmal gefragt, welches
Buch für ihn das wichtigste in seinem Leben geworden sei,
antwortete: "Sie werden lachen, die Bibel!" - Der Inder und
Hinduist Mahatma Gandhi hat ähnliche Äußerungen gemacht.
Und viele andere.
Auch für viele Christen ist die Bibel, nachdem die Kirchen die
Bibel immer wieder hervorgehoben und "Jahre der Bibel"
ausgerufen haben, zu einer wichtigen Wegbegleiterin und
Lebensberaterin geworden. Besonders, wenn konkrete Fragen und
Probleme anstehen.
Dann kann es vorkommen, dass wache Christen in apostolischen Schriften,
Dekreten, Instruktionen und Enzykliken "zu wenig biblisches Denken und
Verantworten" finden. So ist z.B. in den seit langem heiß diskutierten
"Ökumene-Fragen", ob es eine "eucharistische Gastfreundschaft" geben
darf; ob katholische Priester evangelischen Christen die Kommunion reichen
dürfen; ob es Katholiken erlaubt sein darf, am evangelischen Abendmahl
teilzunehmen..., immer wieder zu lesen und zu hören: "Was würde Jesus dazu
sagen?" -
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(III):
Die Bibel, Wort des lebendigen Gottes?
Wort des
lebendigen Gottes? So jedenfalls scheint es. Es wird auch so
gesagt. Nach jeder Lesung in einem katholischen Gottesdienst
bestätigt der Lektor: "Wort des lebendigen Gottes". - Das hört
sich so an, als habe Gott selbst den Text geschrieben oder einem
Schreiber wörtlich eingegeben (eingeflüstert), wie es bis vor
nicht allzu langer Zeit Theologiestudenten und Christen zu
lernen bekamen. Der Fachausdruck dafür heißt
"Verbalinspiration". Auf Deutsch: der Schreiber wurde beim
Verfassen des Textes wörtlich inspiriert; ihm wurden die Worte
und Sätze vom heiligen Geist eingegeben - so wie es Moslems bis
heute über den Koran behaupten.
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(IV):
Jesu anstrengende Botschaft
Die Rede des
Christentums von der "frohen Botschaft" ist bis auf den heutigen
Tage eher eine Illusion, eine nicht erfüllte Verheißung
geblieben. Wie alles Menschliche und Weltliche geht auch die
christliche Religion mühsam durch die Niederungen der
Geschichte. Bis der "Gipfel" erreicht ist, gibt es zwar
gelegentliche Ausblicke in die Weite. Im Ganzen bleibt aber das,
was sie tut, ein mühsames und gebrechliches Unternehmen.
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(V):
Propheten als Pioniere und Zukunftsansager.
Wenn sich die
Frage stellt, was Religionen in allen Jahrtausenden lebensfähig
und zukunftsträchtig gemacht hat, welches ihre Kraft und Dynamik
war, dann spielen bei der Beantwortung dieser Frage die
Propheten ohne Zweifel eine entscheidende Rolle. Umgekehrt
stirbt eine Religion, wenn sie sich im Polstersessel der
Wohlanständigkeit und der Gutgläubigkeit niederlässt. Meist
bringt sie dann auch keine Propheten mehr hervor oder lässt sie
als "Unruhestifter" und "Nestbeschmutzer" nicht gelten, wenn
nicht sogar töten. Die Geschichte des Alten und Neuen
Testamentes könnte man eine Geschichte der Propheten
nennen. Jesus z.B. hatte den Ruf eines "Propheten aus Nazareth"
(Mt 21.11), eines "Propheten des Höchsten" (Lk 1.76). Er wusste
aber auch: "nirgends gilt ein Prophet weniger als in seiner
Vaterstadt" (Mt 13.57). Und: Wer für Gerechtigkeit und Frieden
eintritt, muß mit Beschimpfung und Verfolgung rechnen: "so
wurden schon vor euch die Propheten verfolgt" (Mt 5.10-12).
Solche Verfolgung hat aber auch harte Konsequenzen zur Folge:
vom Tempel wird kein Stein auf dem anderen bleiben... "Ihr
werdet von Kriegen hören... Ein Volk wird sich gegen das andere
erheben... An vielen Orten wird es Hungersnöte und Erdbeben
geben... Falsche Propheten werden auftreten... Es wird eine so
große Not kommen, wie es noch nie gegeben hat, seit die Welt
besteht, und wie es auch keine mehr geben wird...Die Kräfte des
Himmels werden erschüttert werden..."(Mt 24.1-29).
Wer waren also die Propheten: die "Gegenwartskritiker wider
ihren eigenen Willen"; die "Pioniere und Zukunftsansager
im Auftrag eines Anderen"?
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(VI):
Der Mensch – "zur Freiheit berufen" (Gal 4.31).
Mit der
Freiheit eines Christenmenschen ist es leichter gesagt als
getan. Obwohl bereits das Neue Testament von der Freiheit
spricht; obwohl vor allem in der Jetztzeit die Gewissens- und
Meinungsfreiheit des Einzelnen immer wieder betont wird, bleibt
dessen Realisierung dennoch eine heikle Angelegenheit. Wo kommen
wir denn hin, wenn alle in Freiheit ihre eigenen Gedanken
denken; ihren eigenen "Glauben" haben?
Die Freiheitsgeschichte des Menschen stellt die großen
Sinn- und Deutungsentwürfe der Kirchen immer mehr infrage. Sie
scheinen nicht dazu angetan, die Freiheit des Einzelnen zu
fördern. Es gibt heute zahlreicher werdende Stimmen, die
behaupten, allumfassende Lehren (der Kirchen) seien darauf
angelegt, den einzelnen Menschen mundtot zu machen; die Vielfalt
der Lebens- und Glaubenswege, damit die Freiheit des Menschen zu
seinen eigenen Optionen und Entscheidungen zu zerstören. Gibt es
so etwas wie einen latent wirkenden "geistigen Imperialismus",
der Menschen über andere herrschen lässt? Ist es wahr, was der
Philosoph Feyerabend behauptet? Er spricht von der
"Tyrannei abstrakter Begriffe", die die Vernichtung der Vielfalt
des Lebens betreibt; von "normativ verbindlichen Denkweisen",
durch die die Welt verarme, weil das Konkrete, das jeweils
Besondere, welches in jeder menschlichen Biographie vorhanden
ist, missachtet wird?
Für viele Menschen ist es zwar bequem, sich einfach gängeln zu
lassen. "Freiheit" ist anstrengend. Andererseits gilt – es
gehört zum Werden und Wachsen des Menschen, der ja mit der Welt
fertig werden muss - : "zur Freiheit berufen!" Was kann das für
eine Freiheit sein?
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(VII):
Fasten- und Osterzeit: "In Krisenzeiten lernen, was Leben ist".
In der Fasten-
und Osterzeit lassen sich religiös orientierte Menschen – mehr
als sonst im Laufe des Jahres – mit der Frage nach Leben und Tod
konfrontieren. Also mit der Frage nach der eigenen
Vergänglichkeit. Das Christentum wie auch andere Religionen
bereiten sich und die Menschen auf das vor, was immer erfahrbar
ist, aber auch zu jeder Zeit auf sie zukommen kann: nämlich
Krankheit, Leid, Tod... Dagegen steht die Spaß- und
Konsumgesellschaft. Sie macht den Menschen etwas vor: den
Glauben an die ewige Jugend und Gesundheit. Massen im
Konsumrausch lassen sich darauf ein und sich eine Menge kosten –
bis der Tag anbricht, an dem die Krisen hereinbrechen wie Diebe
in der Nacht... An ihnen können Menschen scheitern, aber auch
ein verändertes, geläutertes Leben finden.
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